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Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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machte sie ein paar Schritte und stöhnte. Einen ganzen Abend in diesem Schuhwerk zu verbringen – das wäre ein Martyrium. Sie saßen viel zu eng. Darin konnte sie unmöglich gehen, geschweige denn tanzen. Also musste Petrow ein anderes, größeres Paar besorgen.
    Leise lachte sie vor sich hin. O ja, sie würde ihn in Unkosten stürzen und die zweihundert Rubel, die er bei seiner Wette zu gewinnen hoffte, beträchtlich dezimieren.

8. KAPITEL

    „Und die Handschuhe müssen aus hellgrünem Glacéleder sein. Etwas anderes kommt nicht infrage.“ Voller Schadenfreude beobachtete Alex, wie Petrow, der an ihrer Seite ritt, immer unbehaglicher dreinschaute. „Außerdem brauche ich weiße Schminke. Eine Dame hat keine gebräunte Haut. Und natürlich Puder, Rouge und Haarpuder … Oh, und einen Fächer, der zu meinem Kleid passt. Übrigens, hast du schon andere Schuhe gekauft?“
    Nervös schüttelte er den Kopf. Aber er hatte wenigstens ein Korsett besorgt, das sich vorn und hinten schließen ließ.
    „Wenn du mir nicht alles bringst, was ich aufgezählt habe, kann ich mich nicht in eine Dame verwandeln, mein Freund.“ Alex lächelte schadenfroh. „Das verstehst du doch?“
    Verdrießlich nickte er.
    „Und so bedauerlich es auch wäre, du würdest deine zweihundert Rubel verlieren. Da du diese Wette abgeschlossen hast, ohne mich zu fragen, ist es wohl kaum meine Schuld, wenn die Maskerade nicht überzeugend wirkt. Oder willst du das bestreiten?“
    Der donnernde Salut aus einundzwanzig Kanonen übertönte Petrows Antwort, während sich die Prozession dem Hyde Park näherte, wo eine militärische Parade stattfand. Voller Stolz sah Alex sich um. Das war ihre Welt, die Kavallerie, zu der sie gehörte und bei der sie bleiben würde – als Mann.
    Nun erschien Calder an ihrer Seite, auf dem Rappen, den er stets bevorzugte. Zu ihrem Leidwesen errötete sie und verwünschte diese Schwäche, die sie in zunehmendem Maße belastete. Früher war ihr das Blut nur in die Wangen gestiegen, wenn er sie berührt hatte. Jetzt genügte allein schon seine Gegenwart, um sie zu verwirren. Nicht nur das – ihr Magen krampfte sich zusammen. Bedeutete das, dass sie sich vor dem Duke fürchtete? Nein! Unmöglich! Er war immer nur freundlich zu ihr gewesen. Also hatte sie keinen Grund zur Angst.
    Vorausgesetzt, er würde sie niemals halb nackt sehen, nur mit einem dünnen Seidenhemd bekleidet, unverkennbar eine Frau …
    „Guten Tag, Alexej Iwanowitsch“, grüßte er. „Was halten Sie von der Parade?“
    „Oh, ich finde sie großartig – eine bewundernswerte Demonstration militärischer Disziplin.“
    „Ja, zweifellos. Die russischen Kosaken erwecken den Eindruck furchterregender Kämpfer. Sicher werden die Londoner Gentlemen diese schneidigen Schnurrbärte imitieren und zur neuen Mode erklären. Immerhin begeistern sich die Damen bereits für den Kosakenstil. Warum sollten die Männer ihnen nachstehen?“
    Alex lächelte. Wieder einmal half er ihr aus der Verlegenheit, und dafür war sie ihm dankbar. „Das kann ich nicht sagen. Es wird davon abhängen, was den Engländern besser gefällt – der Kosakenstil oder die illustre Erscheinung Seiner Kaiserlichen Majestät. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, trägt unser Zar keinen Bart.“
    Diese heitere, belanglose Konversation war genau das, was Alex brauchte. Dabei erhielt sie die Gelegenheit, wieder sie selbst zu sein, ein russischer Kavallerieoffizier, und konnte die seltsamen weiblichen Gefühle bezwingen, die dieser Mann erregte. „Hören Sie doch, wie sie ihm zujubeln!“
    Eine Zeit lang ritten sie schweigend weiter. Dann fragte Calder: „Haben Sie heute Abend Dienst, Alexej Iwanowitsch?“
    „Nein …“ Verdammt, warum hatte sie das zugegeben? Was würde er ihr vorschlagen? Hätte sie bloß gelogen! Sie wollte ihm doch so selten wie möglich begegnen …“
    „Vor Kurzem übersiedelte meine Mutter in die Stadt. Heute Abend gebe ich ihr zu Ehren eine kleine Dinnerparty Dazu möchte ich Sie einladen, Alexej Iwanowitsch. Meine Brüder werden da sein, auch ein paar andere Leute, die Sie vielleicht schon kennen.“
    Was sollte sie antworten? Sie könnte eine Verabredung vorschützen, die sie bereits getroffen hatte. Andererseits, am nächsten Tag würde der Zar seinen Besuch in England beenden. Und am Abend sollte der Maskenball stattfinden. Also würde sie nur mehr sechsunddreißig Stunden in Calders Nähe verbringen. Wirre Gefühle besiegten die Vernunft. „Danke, ich … ich

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