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Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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komme sehr gern.“
    „Vielleicht sollte ich Sie vor meiner Tante Harriet warnen – Miss Harriet Penworthy“, erklärte er lächelnd. „Sie ist eine Art inoffizielle Gesellschafterin meiner Mutter und wegen ihrer scharfen Zunge berüchtigt. Seit Jack ein kleiner Junge war, erschreckt sie ihn.“
    „Nun, dann werde ich eine interessante Bekanntschaft machen.“
    „Sie ist eine ältere weißhaarige Dame, und weil sie die aktuelle Mode schamlos findet, kleidet sie sich immer noch so wie vor einigen Jahrzehnten. Zum Glück erweist sie mir etwas größeren Respekt als den anderen Familienmitgliedern. Einen Duke darf man anscheinend nicht beschimpfen. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit.“
    „Was, nicht einmal einen Duke, der zum königlichen Fußabstreifer degradiert wurde?“
    Calder lachte laut auf. „Ja, ich weiß, es war ein Fehler, das zu erwähnen. Bitte erzählen Sie meiner Cousine nichts davon. Sonst würde sich innerhalb weniger Stunden ganz London das Maul darüber zerreißen.“
    „Armer Calder! Natürlich werde ich nichts verraten …“
    „Danke.“
    „Vorausgesetzt, Sie hänseln mich nicht in Gegenwart der Dame“, fügte Alex hinzu, ein mutwilliges Funkeln in den Augen.
    „Das trauen Sie mir zu?“, fragte er in gespielter Empörung, dann lachte er wieder.
    Es war der mitreißende Klang seines Gelächters, der sie in der Überzeugung bestärkte, es wäre richtig gewesen, die Einladung anzunehmen. Die letzten Stunden in der Gesellschaft dieses Mannes wollte sie genießen. Von der Erinnerung daran würde sie in künftigen Jahren zehren, wenn sie wieder allein war. Seine Freundlichkeit und Großmut erwärmten ihr Herz.
    Und wenn sie zusammen lachten, so wie jetzt, hätte sie am liebsten in alle Welt hinausposaunt, was sie für ihn empfand.
    Minutenlang stand Alex vor dem Spiegel und vergewisserte sich, dass es an ihrer Galauniform nichts auszusetzen gab. Sie versuchte sich einzureden, sie würde wegen der Herzoginwitwe, einer überaus vornehmen Dame, so großen Wert auf ihr Äußeres legen. Doch das stimmte nicht. Den Duke wollte sie beeindrucken, obwohl er nur einen jungen Mann in ihr sah.
    Hätte sie auf seinen Vorschlag eingehen sollen, noch mehrere Wochen oder Monate lang in England zu bleiben? Nein, im Kreis seiner Verwandten und Dienstboten könnte ihr Geheimnis gelüftet werden. Und Lord Jack würde darauf bestehen, mit ihr Jackson’s Boxing Saloon zu besuchen – oder noch schlimmere Etablissements. Also war es richtig gewesen, diese Einladung abzulehnen.
    Andererseits – welch ein verlockender Gedanke, mit Calder zu reden, spazieren zu gehen und auszureiten, sogar in ihrer männlichen Verkleidung … Allein schon die Vorstellung, wie viel Zeit sie mit ihm verbringen würde, beschleunigte ihren Puls. Im Spiegel sah sie die Röte, die in ihre Wangen stieg.
    So leidenschaftlich liebte sie ihn … Sie musste verrückt sein!
    „Darf ich dir Alexej Iwanowitsch vorstellen, Mama, einen Hauptmann bei den Mariupol-Husaren im Dienst Seiner Kaiserlichen Majestät?“
    Lächelnd streckte die Dowager Duchess ihre kleine behandschuhte Hand aus, und Dominic stockte der Atem. Eine so zierliche Hand hatte in seinem Traum mit einem Weinglas gespielt. Und die andere mit dem Dolch war ebenso schmal gewesen. Zwei Frauenhände – trotz des plötzlichen Gewaltakts, bei dem die Klinge das Glas zerbrochen hatte … Was mochte das bedeuten?
    Er versuchte sich genauer zu entsinnen, wie die beiden Hände ausgesehen hatten. Doch es gelang ihm nicht.
    Galant zog Alexandrow die Hand der Herzoginwitwe an seine Lippen. Für einen jungen Mann, der die Frauen anscheinend fürchtete, benahm er sich tadellos.
    Erst als er die Finger der Dame losließ, bemerkte Dominic, dass auch der Russe eine kleine, schmale Hand besaß. Aber keine Frauenhand. Sie war stark genug, um Lanzen und Säbel zu schwingen und ein Pferd in den Kampf zu lenken. Die elegante Hand, die das Weinglas umfasst hatte, war gewiss keine Soldatenhand gewesen.
    „Freut mich, Sie endlich kennenzulernen, Alexej Iwanowitsch“, sagte die Herzoginwitwe auf Französisch und riss Dominic aus seinen Gedanken.
    Wie scharfsinnig seine Mutter war, wusste er. Auf keinen Fall durfte sie den Verdacht schöpfen, irgendetwas könnte nicht mit ihm stimmen. Seine Geister und seltsamen Träume musste er für sich behalten.
    Glücklicherweise galt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit dem russischen Gast. „Erlauben Sie mir, Ihnen meine Cousine vorzustellen, Miss Harriet

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