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Eine geheime Liebe - Roman

Titel: Eine geheime Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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man jemanden, den man respektiert, nicht mehr liebt, wird man meist freundlicher. Er war immer freundlich. Um ihm entgegenzukommen, habe ich immer so getan, als würde ich sein Zimmer bevorzugen, auch wenn ich dann im Morgengrauen wie ein Einbrecher durch den Flur schleichen musste. Ich war glücklich. Niemand hat uns beachtet, und ich konnte mich seinen schlaftrunkenen Augen und den strubbeligen Haaren widmen. Ich habe seinen blassen Teint geliebt. Er hat meine Aufmerksamkeit mit träger Eitelkeit über sich ergehen lassen und seine kurzsichtige, ekstatische Glückseligkeit nicht verbergen können. Es war schön, sich nach den Konzerten in dem jeweiligen Land, in dem wir zu Gast waren, herumzutreiben. Für uns war es ein solches Wunder, nebeneinander am Tisch zu sitzen, dass sich unsere Hände ständig auf spielerische Weise berührten. Nur sehr wachsamen Augen wäre das nicht entgangen. In dieser riesigen Gruppe hat man uns nicht beachtet. Wir haben uns ohne jede Eile geliebt, und ich war ihm dankbar, dass er nicht an die Rückkehr gedacht hat. An den Klang der Schritte auf dem Fußboden
daheim. In jenen Nächten hat sich mein Atem mit dem seinen vereint. Ohne jede Atemlosigkeit. Unter Sternen, die vom Schauen erschöpft waren. Dann klingelte irgendwann mitten in der Nacht sein Telefon. Ich habe nicht nach Erklärungen gefragt, sondern ihn zum Zug gebracht, der ihn nach Hause fahren würde. Das Morgengrauen hatte uns noch nicht mit seinem Schimmer begrüßt.
    In dem Bus, der das Orchester mit dem fehlenden Pult zur letzten Etappe der Tournee fuhr, habe ich pausenlos geweint. Und entschieden, dass der Moment gekommen war, mit dieser Geschichte Schluss zu machen.

    Ich habe das Haus gekauft, weil es abgeschieden liegt. Der kleine Wald war genau das, was ich mir immer erträumt hatte. Ein Männchen mit rundem Gesicht und herabhängenden Schnurrbartenden, wie sie nur Franzosen ungestraft tragen können, gestikulierte mit fetten, verschwitzten Händen herum, um mich davon zu überzeugen, dass ich das verfallene Landhaus kaufen soll. Es war ein Bauernhaus, das viel Platz zu bieten versprach und sanft in die Landschaft gebettet war. Die finstere Höhle des Heuschobers hatte etwas Beunruhigendes, die rissigen, reparaturbedürftigen Mauern waren unter Kletterpflanzen versteckt. Da gab es nicht viel zu bedenken. »Ich kaufe es«, sagte ich. »Dieser Duft von Erika und Lavendel ist unwiderstehlich.« Dass ich mich von meinen romantischen Neigungen leiten ließ, war für den Mann ein Glücksfall.

    Zweifel hatte ich keine. Ich habe Dich sofort angerufen, um Dir mitzuteilen, dass ich es gefunden habe. Mit dem nächstbesten Flugzeug bist Du in mein Hotel nach Saint-Rémy gekommen. Du wolltest sichergehen, dass ich nicht eine meiner überstürzten, leichtsinnigen Entscheidungen treffe. Mein glückliches Gesicht hat Dich eines Besseren belehrt.
    Die verstreuten Strandkiefern, die mühsam von großen Wurzeln gehalten wurden, passten nicht zum reifen Getreide und den wuchernden Lavendelbüschen. Ich fühlte mich zwischen Gewalt und Sanftheit hin und her gerissen, vom Harmoniebedürfnis geleitet, aber entflammt in wilder Liebe zu diesen Kontrasten. In nur wenigen Jahren habe ich einen Garten von natürlicher Weisheit angelegt, einen Ort ohne Feierlichkeit und äußeren Prunk. Er ist einladend, und mir bereitet es Freude, ihn zu pflegen. Der Schnee der letzten Woche ist noch nicht ganz geschmolzen. Auf den Grasbüscheln, die in unregelmäßigen Abständen aus dem Boden sprießen, halten sich noch Reste, und die Erde ist weiß vom kalten, geheimnisvollen Frost. Sanfte Farben herrschen vor. Der Winter hat sie noch einmal gedämpft, mild und entspannend, wie er hier ist. Du mit Deinem Rheuma weißt das.
    »Diesem Haus, Lucrezia, war die Zeit fast zum Schicksal geworden. Als ich es zum ersten Mal gesehen habe, ist mein Blick über den Garten geglitten und hat ihn von Unkraut und schönen, aber nutzlosen Pflanzen gereinigt. Es war nicht schwer, ihn mir so vorzustellen, wie Sie ihn jetzt
sehen. Von Tag zu Tag hat er sich mehr verändert, wie in einer langsamen Abfolge von Gezeiten, die von meinen Wünschen bestimmt werden. Sie müssen mich mal Ende Juni besuchen, wenn der Geruch des Lavendels in die Nase dringt, auf der Haut haften bleibt und sämtliche Zimmer durchzieht. Gegen Ende des Sommers schneide ich ihn und stecke die violetten Blüten in Leinensäckchen. Die Motten werden von einem so intensiven Aroma glatt umgehauen. Zwischen

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