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Eine Geschichte aus zwei Städten

Eine Geschichte aus zwei Städten

Titel: Eine Geschichte aus zwei Städten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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weniger befriedigt zu sein, als seine Worte ausdrückten. »Eine Geschäftssache. Betrachtet es als ein
Geschäft, das abgetan werden muß. Wohlan, wenn die Frau dieses Doktors trotz ihrem hohen Geiste und Mute um dieses Umstandes willen so sehr gelitten hätte, daß sie noch vor der Geburt ihres Kindes …«
    »Dieses Kind war eine Tochter, Sir?«
    »Eine Tochter. Eine – eine – Geschäftssache, – laßt Euch nicht beunruhigen, Miß. Wenn die arme Dame so furchtbar gelitten hätte, daß sie vor der Geburt ihres Kindes den Entschluß faßte, dem armen Wesen die Teilnahme an ihren eigenen Qualen zu ersparen, indem sie es in dem Glauben erzog, daß sein Vater tot sei … Nein, kniet nicht nieder! In des Himmels Namen, warum kniet Ihr denn vor mir?«
    »Die Wahrheit! O mein lieber, guter, mitleidiger Herr, die Wahrheit!«
    »Eine – eine Geschäftssache. Ihr bringt mich in Verwirrung, und wie kann ich ein Geschäft bereinigen, wenn mein Kopf nicht klar ist? Wir müssen uns zusammennehmen. Wenn Ihr nur so gut sein wolltet, mir zum Beispiel zu sagen, was neun mal neun Pence ausmacht oder wie viele Schillinge man zu zwanzig Guineen braucht. Das wäre schon ermutigender und würde mich über den Zustand Eures Geistes beruhigen.«
    Er brachte sie sanft zu ihrem Stuhle; hier blieb sie, ohne auf sein Zureden unmittelbar zu antworten, so still sitzen, und ihre Hände, die noch immer seinen Arm umfaßt hielten, waren so viel ruhiger als vorher, daß er wieder ein Herz faßte.
    »Recht so, recht so. Nur Mut. Geschäft – es handelt sich um ein Geschäft, ein wichtiges Geschäft … Miß Manette, Eure Mutter hat es in der angedeuteten Weise mit Euch gehalten. Und als sie starb – ich glaube, an gebrochenem Herzen, weil sie nie in dem fruchtlosen Forschen nach Eurem Vater innehielt –, konnte die von ihr zurückgelassene zweijährige Waise zu einem blühend schönen, glücklichen Wesen heranwachsen,
ohne daß die schwere Wolke der Ungewißheit, ob die Kräfte Eures Vaters im Kerker sich früh verzehrten oder eine Reihe von Jahren hinsiechten, Euer Dasein trübte.«
    Während er diese Worte sprach, blickte er mit mitleidsvoller Bewunderung auf das wallende Goldhaar nieder, als ob er sich ausmalte, daß es schon mit Grau durchzogen sein könnte.
    »Ihr wißt, daß Eure Eltern kein großes Vermögen besaßen und daß es Eurer Mutter und Euch gesichert worden ist. Etwas Neues, Gold oder sonstiges Eigentum betreffend, kann ich Euch also nicht mitteilen, wohl aber die Kunde …«
    Er fühlte einen festeren Druck an seinem Handgelenk und hielt deshalb inne. Der Zug auf ihrer Stirn, der ihm schon zu sehr aufgefallen war, hatte den Ausdruck des Schmerzes und Schreckens angenommen.
    »… daß er – daß er aufgefunden worden ist. Er lebt. Daß er sich sehr verändert hat, ist freilich nur allzu wahrscheinlich; möglich, daß wir nur noch eine Ruine in ihm finden; doch wollen wir das Beste hoffen. Er lebt noch. Man hat Euren Vater in das Haus eines alten Dieners in Paris gebracht, und wir sind auf dem Wege zu ihm: ich, um seine Identität zu bestätigen, wenn ich kann, Ihr, um seinem Leben durch die Liebe einer Tochter Ruhe und Behagen wiederzugeben.«
    Ein Schauder überströmte ihren Körper und ging von ihr auf ihn über. Vernehmlich zwar, aber mit leiser und angstvoller Stimme, als rede sie im Traum, sprach sie:
    »Ich gehe hin, um seinen Geist zu sehen! Es wird sein Geist sein, nicht er.«
    Mr. Lorry streichelte ruhig die Hände, die seinen Arm festhielten.
    »So, so. Jetzt wär's heraus. Von dem Besten und dem Schlimmsten seid Ihr nunmehr unterrichtet. Ihr befindet Euch auf dem Wege zu dem armen, schwer mißhandelten Herrn; noch eine
schöne Seereise und eine schöne Landreise, und Ihr werdet an seiner Seite sein.«
    In demselben Tone, aber noch gedämpfter, fuhr sie fort:
    »Ich bin frei, ich bin glücklich gewesen, und doch ist mir sein Geist nie nahe gekommen.«
    »Noch eins«, sagte Mr. Lorry mit Nachdruck, als sehe er darin das beste Mittel, Aufmerksamkeit zu erzwingen; »er ist unter einem anderen Namen aufgefunden worden; sein eigener wurde entweder seitdem stets verheimlicht oder vergessen. Es wäre schlimmer als nutzlos, darüber Nachforschungen anzustellen – schlimmer als nutzlos, ausfindig machen zu wollen, ob er diese lange Reihe von Jahren vergessen oder absichtlich gefangengehalten wurde. Solche Nachforschungen würden jetzt zu nichts Gutem führen, sondern im Gegenteil gefährlich werden. Besser, man schweigt

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