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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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Stärken und Schwächen und die Verwendungsmöglichkeit der Materialien, sei es Tweed und Köper für Herren oder Seide und Baumwolle für Damen. Sie bekam Abschnitte von mehr als hundert Stoffballen und sollte damit experimentieren und verschiedene Nadeln und Garne ausprobieren, damit sie lernte, welche jeweils am besten geeignet waren.
    Â»Nur wenn du den Stoff in den Händen hältst, weißt du, welches das geeignetste Werkzeug dafür ist. Sobald du an einem Kleidungsstück arbeitest, darf kein Fehler mehr passieren. Also musst du deine Fehler jetzt machen.«
    Esther Morenos Wissen um Kundenerwartungen beruhte auf jahrzehntelanger Erfahrung. Sie besaß zwar wenig Humor, behielt aber gewöhnlich recht mit ihrer Einschätzung, und die Anfängerin hing an ihren Lippen.
    Ganze drei Wochen lang saß Katerina mit einem Stapel verschiedener Stoffe in einer Ecke und lernte, was sich etwa mit Samt oder Tüll anfangen ließ und welcher Faden oder welches Garn sich jeweils am besten dafür eignete. Nie zuvor hatte sie die Gelegenheit gehabt, mit eigenen Händen so viele verschiedene Materialarten zu spüren, so viele Varianten von Textur, Qualität und Festigkeit zu erkunden. Nichts lenkte sie von ihrer Aufgabe ab.
    Danach musste sie beim Maßnehmen und bei der Anprobe zusehen – nur in der Damenabteilung natürlich –, und dann saß sie zwei Tage lang im Zuschneideraum. Hier konnte viel Verlust entstehen. Aufgrund der hohen Stoffpreise musste man jeden Quadratzentimeter ausnutzen. Wenn der Stoff falsch lag, wenn man mit der Schere ausrutschte oder mit gemusterten Bahnen nicht wirtschaftlich umging, würde man mit dem Kleidungsstück keinen Profit machen.
    Â»Wenn hier ein Fehler passiert, kostet es uns mehr, als wir dem Kunden berechnen können«, sagte Esther schlicht.
    Katerina nahm eine der unhandlichen, großen Scheren und hoffte, sie würde nie mit Zuschneiden zu tun haben.
    Als Nächstes folgte der Nähsaal, wo Katerina von ohrenbetäubendem, rhythmischem Rattern empfangen wurde. Sie setzten sich gemeinsam an eine der Maschinen, und Katerina strich über die kühlen, metallenen Formen. Jede dieser Singer-Maschinen war selbst ein Kunstwerk, mit feinen Ätzmustern auf der Silberplatte, unter der sich der Mechanismus verbarg, und kunstvoll aufgemalten Blumen und Girlanden auf dem Gehäuse. Esther Moreno zeigte ihr, wie man den Faden einfädelte und die Tretkurbel betätigte, aber Katerina erschrak, als die Nadel losratterte, und hoffte, dass sie ihre Tage bei Moreno & Söhne nicht an diesen Maschinen verbringen musste.
    Â»Jetzt geht’s in den Raum für die Endverarbeitung«, sagte Esther. »Das ist der Ort, wo sich deine Fantasie frei entfalten kann, wenn du es möchtest.«
    Von diesem Raum hatte Katerina seit ihrem letzten Besuch geträumt. Alle Frauen blickten auf und lächelten sie an, als sie eintrat.
    Â»Also, es gibt Regeln fürs Schneidern und Maßnehmen«, sagte Esther. »Du musst dich nach den Gesetzen der Mathematik und Geometrie richten und bis zu einem gewissen Grad auch nach den einzigartigen und oft seltsamen Formen des menschlichen Körpers, aber …«
    Katerina versuchte, sich darauf zu konzentrieren, was die Frau sagte, fand aber die wissenschaftliche Art, wie sie über den menschlichen Körper redete, ziemlich merkwürdig. Als kurz darauf ihre Konzentration zurückkehrte, redete Esther immer noch.
    Â»â€¦ aber es gibt keine Begrenzungen und keine Regeln, wenn es darum geht, ein Kleid zu verschönern. Allerdings musst du vorher die Details mit der Kundin besprechen. Du musst überschlagen, wie viel Zeit und Material du brauchst, eine Kostenkalkulation aufstellen und sie mir dann übergeben, damit ich berechnen kann, ob es sich für uns lohnt.«
    Katerina hatte keine Ahnung, wovon Esther Moreno sprach. Sie wollte jetzt nichts anderes als nähen und war fasziniert von den Schleifen, die eine der Frauen am Rücken eines bodenlangen Ballkleids anbrachte.
    Sie nickte. Das schien die richtige Antwort zu sein. Esther Moreno erwartete offensichtlich nicht, dass sie viel sprach.
    Â»Soweit ich verstanden habe, will Kyrios Moreno, dass du hier arbeitest, also überlasse ich es Kyria Raphael, sich um dich zu kümmern.«
    Â»Vielen Dank, Kyria Esther«, sagte Katerina höflich.
    Esther Moreno wandte sich bereits zur Tür. Sie fühlte sich

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