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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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nehmen, ihn sich genau anzusehen, werden Sie auf etwas Ungewöhnliches stoßen. Der Antragsteller besitzt die ID-Karte eines alten Veteranen – mit einer Nummer, die sich bisher noch nicht in dem Verzeichnis befindet.«
    LeMarr, hoffnungslos verwirrt, sah von Evelyn Cutter zu V- Stephens, aber niemand gab ihm eine Erklärung.
     
    Die H-Schleife des alten Mannes weckte ihn aus einem erholsamen Schlummer. »David Unger«, sagte die dünne, weibliche Stimme. »Sie müssen zurück ins Krankenhaus. Man erwartet, daß Sie unverzüglich das Krankenhaus aufsuchen.«
    Der alte Mann brummte und richtete sich mühsam auf. Er griff nach dem Aluminiumstock und entfernte sich von der schweißglänzenden Bank und näherte sich dem Ausgang des Parks. Ausgerechnet jetzt, da es ihm endlich gelungen war, einzuschlafen und die viel zu helle Sonne und das schrille Gelächter der Kinder und Mädchen und jungen Soldaten zu vergessen ...
    Am Rande des Parkes krochen zwei Gestalten heimlich in die Büsche. David Unger blieb ungläubig stehen, als die Gestalten an ihm vorbei über den Weg glitten.
    Der Klang seiner eigenen Stimme überraschte ihn. Er brüllte mit aller Kraft, stieß Schreie der Wut und des Ekels aus, die durch den Park hallten, über die stillen Bäume und Wiesen. »Schwimmfüße!« kreischte er. Schwerfällig begann er ihnen nachzusetzen. »Schwimmfüße und Krähen! Hilfe! Zu Hilfe!«
    Er schwenkte den Aluminiumstock und humpelte hinter dem Marsianer und dem Venusier her und keuchte heftig dabei. Menschen eilten hinzu, mit blassen, erstaunten Gesichtern. Ihre Zahl nahm zu, während der alte Mann das verängstigte Paar verfolgte. Erschöpft taumelte er gegen einen Trinkwasserspender und stürzte halb, verlor den Stock. Sein verhutzeltes Gesicht war aschgrau; die Brandnarbe stach krank und häßlich hervor. Sein gesundes Auge war vor Haß und Raserei gerötet. Von seinen welken Lippen tropfte Speichel. Er wedelte wild mit den dünnen, klauenähnlichen Händen, als die beiden Veränderten in das Zedernwäldchen krochen, das sich bis zur gegenüberliegenden Seite des Parkes erstreckte.
    »Haltet sie auf!« geiferte David Unger. »Laßt sie nicht entkommen! Was ist mit euch los? Ihr verdammten lilienweißen Feiglinge. Was seid ihr denn für Männer?«
    »Reg dich nicht auf, Alter«, sagte ein junger Soldat gutmütig. »Sie tun niemandem weh.«
    Unger hob seinen Stock auf und fuchtelte damit vor dem Gesicht des Soldaten. »Sie – Schwätzer«, schnappte er. »Was sind Sie eigentlich für ein Soldat?« Ein Hustenanfall ließ ihn verstummen; er krümmte sich und schnappte nach Luft. »Zu meiner Zeit«, keuchte er, »übergossen wir sie mit Raketentreibstoff und knüpften sie auf. Wir verstümmelten sie. Wir schnitten den dreckigen Schwimmfüßen und Krähen die Kehlen durch. Wir haben es ihnen gegeben.«
    Ein hochgewachsener Polizist hatte sich den beiden Veränderten in den Weg gestellt. »Verschwindet«, befahl er drohend. »Ihr Burschen habt kein Recht, euch hier herumzutreiben.«
    Die beiden Veränderten rannten an ihm vorbei. Der Polizist hob lässig seinen Schlagstock und versetzte dem Marsianer einen Hieb zwischen die Augen. Der zerbrechliche, dünnknochige Schädel zersplitterte, und der Marsianer brach geblendet, im Todeskampf zuckend, zusammen.
    »So ist es richtig«, keuchte David Unger befriedigt.
    »Sie schlechter, dreckiger alter Mann«, fuhr ihn eine Frau mit vor Entsetzen bleichem Gesicht an. »Leute wie Sie sind für all diese Untaten verantwortlich.«
    »Was sind Sie?« fauchte Unger. »Ein Krähen-Liebchen?«
    Die Menge verlief sich. Unger umklammerte den Stock und humpelte auf den Ausgang zu, fluchend und Verwünschungen ausstoßend, wütend in die Büsche spuckend und den Kopf schüttelnd.
    Als er das Hospitalgelände erreichte, zitterte er noch immer vor Wut und Widerwillen. »Was wollen Sie von mir?« fragte er, als er vor dem breiten Empfangstisch im Zentrum der Vorhalle stand. »Ich weiß überhaupt nicht, was los ist. Zuerst wecken Sie mich aus dem ersten richtigen Schlaf, den ich seit meiner Ankunft hatte, und dann sah ich doch zwei Schwimmfüße, die am hellichten Tag herumlaufen, frech wie ...«
    »Doktor Patterson möchte Sie sehen«, erklärte die Schwester geduldig. »Zimmer 301.« Sie nickte einem Roboter zu. »Führe Mr. Unger nach 301.«
    Der alte Mann humpelte mürrisch hinter dem sanft dahingleitenden Roboter her. »Ich dachte, euch Blechburschen hätte man ‘88 im Krieg in Europa

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