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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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verlangend, sondern sie entblätterten Antonia mit zärtlicher Sorgfalt. Seine Finger zogen die Schnüre einzeln heraus, ehe er das Kleid von ihren Schultern schob. Sein Blick war besorgt, nicht leidenschaftlich. »Hast du beim Empfang etwas gegessen?«
    Wie konnte sie essen, wenn sie sich nicht nur körperlich krank fühlte, sondern auch ihr Herz krank war? »Nichts«, gab sie zu.
    »Ich lasse dir ein kaltes Abendessen heraufbringen. Du kannst dich jedenfalls nicht zur Ruhe begeben, wenn in deinem Magen nichts als Brandy ist.« Er befreite sie rasch von Schuhen, Strumpfbändern und Strümpfen.
    Ich bin doch kein kleines Mädchen mehr, dachte sie, und ein trotziger Teil von ihr nahm ihm diese Anmaßung übel.
    Aber zugleich war ein Teil von ihr auch glücklich, weil er sich um sie sorgte. Dass überhaupt jemand da war, der sich um sie sorgte. Sie hatte schon so viel verloren …
    Michael sorgte sich ebenfalls um sie. Das wusste sie, aber er tat es nicht so, wie sie es sich wünschte. O ja, er würde für sie sterben – das hatte er bereits bewiesen –, doch sie würde ihm nie so nahestehen, wie sie es sich erhoffte. Es würde ihr niemals gelingen, seine Seele zu berühren, die er so sorgsam schützte.
    Die Frau, der das gelang, gab es vielleicht nicht auf dieser Welt.

Kapitel 6
    Die Morgendämmerung brach in einer Art und Weise an, wie er es am liebsten mochte: weich und sanft wie die Umarmung einer Mutter.
    Michael stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken und trieb den edlen Hengst zu einem Kanter an. Der frühmorgendliche Ausritt war Teil seiner täglichen Routine. Aber heute nahm er angesichts der letzten Ereignisse einen anderen Weg als sonst. Seine Seite schmerzte bei diesem schnellen Tempo wieder, aber während seiner Zeit in Spanien hatte er die Erfahrung gemacht, dass seine Wunden rasch heilten. Diese Verletzung verhielt sich in dieser Hinsicht so ähnlich wie jene, die er sich auf den Schlachtfeldern zugezogen hatte.
    Und außerdem hatte er es letzte Nacht doch ganz gut bewerkstelligt, seine Braut zu befriedigen.
    An diesem Morgen hing der Nebel tief zwischen den Bäumen, weshalb er die Reitwege wie durch einen Schleier sah. Die Schwaden bewegten sich in einem leisen, kaum spürbaren Wind. Er zügelte Hector und lenkte ihn zwischen die Bäume. Erneut drängten sich ihm diese Gedanken auf, dass er eine so völlig neue und unerwartete Seite an der Ehe entdeckt hatte. Eine Ehe, der er leidenschaftslos und mit gewisser Gleichgültigkeit entgegengeblickt hatte.
    Es war insgesamt doch ziemlich … nun, interessant . Julianne war wunderschön. Deshalb hatte er sich keine Sorgen gemacht, ob sie ihn würde erregen können, damit er seine Sache im Ehebett zu beider Zufriedenheit vollbringen konnte. Aber ihre Reaktion war nicht unbedingt das, was er von ihr erwartet hatte.
    Ungezügeltes Vergnügen war nicht das, was er von einer jungfräulichen, unerfahrenen Frau wie Julianne am gestrigen Abend erwartet hätte. Natürlich hatte er sich große Mühe gegeben, ihr Lust zu bereiten. Aber die sinnliche Reaktion auf seine Liebkosungen hatte ihm eine Seite an ihr offenbart, die ihn überraschte. Trotz ihres sichtlichen Unbehagens und ihrer Unsicherheit hatte sie sich schnell an die körperliche Leidenschaft gewöhnt. Weil sie auf ihn stets einen so braven und damenhaften Eindruck gemacht hatte, war er davon ausgegangen, sie werde im Bett auf ihn ebenso reagieren.
    Aber was wusste er schon über sie?
    Rückblickend hätte er sich vielleicht bemühen sollen, sie vor der Hochzeit besser kennenzulernen. Hätte das seine Entscheidung beeinflusst, sie zu heiraten?
    Nein. Selbst wenn sie nicht so betörend und lieblich wäre, hätte er der Hochzeit dennoch zugestimmt. Michael erinnerte sich allzu gut an die todernste Miene seines Vaters, als dieser ihm vorschlug, er sollte diesen Ehevertrag erfüllen. Der Duke of Southbrook war kein Mann, der je um etwas bat, aber in seinen Augen hatte eine so stumme Verzweiflung gelegen. Er hatte voranschreiten wollen, statt über den Tod seines geliebten Sohns weiterhin nachzugrübeln. Er und Juliannes Vater waren enge Freunde, und als sie einst innerhalb weniger Monate heirateten, hatten sie einander versprochen, ihre Kinder miteinander zu vermählen, falls das Schicksal es ihnen erlaubte. Zuerst wurde Harry geboren, und ein gutes Jahrzehnt später erblickte Julianne das Licht der Welt. Die Verlobung hatte man beschlossen, als Julianne noch in der Wiege lag. Sie war zu einer Frau

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