Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
schließlich gepackt und er umschlingt seine Schwester fest mit den Vorderpfoten. Die beiden balgen wie zwei Jungkatzen und rollen durch das hohe Gras, beschienen vom zunehmenden Mond und völlig ungeachtet der Tatsache, dass sie hier nicht hergehören.
Die beiden Raubkatzen sind so unglaublich schön, dass ich keine Worte finde für die geballte Kraft und Eleganz, mit der sie in ihrem Spiel versunken sind. Und erst ist mir das unangenehme Kneifen im Magen gar nicht wirklich bewusst. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich begreife, was ich beim Anblick dieser herrlichen Raubkatzen empfinde. Es ist ein diffuser Schmerz, der sich immer mehr in mir ausbreitet.
Vincent gehört hier nicht her. Seine Heimat ist Brasilien und er braucht sein Rudel. Er kann sich vielleicht menschlich anpassen, aber sein Tier kann das nicht. Sein Tier bleibt eine Raubkatze, die jagen und spielen muss und für die das Töten so selbstverständlich ist wie für mich das Weben von Zaubern.
Wieder wird mir die Zerbrechlichkeit unserer Beziehung vor Augen geführt. Ich ziehe die Knie an die Brust und umschlinge sie mit den Armen. Was vor mir liegt, ist ungewiss, aber es scheint immer mehr eine intensive Prüfung unserer Beziehung zu werden.
Ungeachtet meiner düsteren Gedanken jagen die Raubkatzen jetzt im wilden Sprint über die Wiese und verschwinden schließlich im Dickicht.
Kapitel 13
Ich hasse jeden Morgen. Aber der Montagmorgen steht bei mir unangefochten an Nummer eins der blöden Dinge, die mich regelmäßig heimsuchen. Knapp vor Klo putzen, Küche wischen und Papiere für die Steuererklärung machen.
Und auch wenn ich in den kommenden Tagen die Welt retten muss, erstmal muss ich ins Büro, meinen kurzfristigen Urlaub für die Weltrettung mit Lothar abstimmen, meine To-do-Liste aktualisieren, eine Baubeschreibung fertig machen, meine Ablage in der unterste Schublade verstecken, ungefähr 309.546 E-Mails beantworten und die allgemeine Stimmung im Büro heben. Somit bin ich Montagmorgen um sieben unglaublich guter Dinge und entsteige wohlgelaunt meinem warmen Bett. Purer Sarkasmus, Sie verstehen?
In der Küche treffe ich auf zwei sehr übellaunige Wergeschöpfe in menschlicher Form, was sie nicht davon abhält, sich über den Küchentisch hinweg anzufauchen. Konzentriert versuche ich diese Geräuschkulisse bis zum rettenden ersten Schluck aus meiner Kaffeetasse auszublenden, dann sage ich nur: «Könnt ihr euch bitte draußen anfauchen?»
Die beiden erwidern nichts, stellen aber wenigstens das Gefauche ein, was rein akustisch durchaus wohltuend ist. Aber die Stimmung in meiner Küche ist so exorbitant schrecklich, dass mir augenblicklich schlecht wird. Irgendwie wird mein Magen in letzter Zeit immer empfindlicher, was starke Gefühle angeht. Und die gibt es hier gerade im Überangebot.
Verzweiflung liegt in der Luft, umkreist mich und vermischt sich mit einer tiefen Hoffnungslosigkeit, die von irgendwoher ihren Weg zu mir und meinem Magen findet. Ich muss dringend an meiner Abschottung arbeiten, so geht das nicht weiter.
Plötzlich steht Maria auf und stößt dabei fast den Küchenstuhl um. Ihre Bewegungen sind etwas ungelenk und sie wirft mir im Vorbeigehen einen düsteren Blick zu. Nein, meine Schwägerin steht nicht sonderlich auf mich. Ob das nun persönliche Gründe hat und sie mich einfach blöd findet oder es der Tatsache geschuldet ist, dass ich mit ihrem Bruder hier lebe und er deswegen nicht bei ihr und dem Rudel sein kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber schlussendlich war das ja wohl seine Entscheidung. Und dass es sie überhaupt gibt, wusste ich bis vor drei Tagen auch noch nicht. Weil ich, wie fast immer, chronisch unterinformiert bin.
Ich beobachte Maria, wie sie mit großen Schritten durch meinen Garten läuft und über den Gartenzaun in Richtung Hegewald verschwindet. Wie immer großer Dank an die Göttin, dass ich keine Nachbarn habe. Ihr Sprung über den an dieser Stelle fast zwei Meter hohen Holzzaun hatte nichts Menschliches mehr an sich.
Ich setze mich mit meinem Kaffee auf den freigewordenen Stuhl und sehe Vincent an. Heute würde er den Wettkampf um die schönsten Augenringe glatt gewinnen, und das obwohl sonst ich die unangefochtene Meisterin darin bin. Aber heute steht ihm der Schlafmangel offen ins Gesicht geschrieben. Seine eh schon harten Züge wirken im fahlen Licht des Morgens noch härter und in seinen schrägen Katzenaugen steht eine eisige Kälte, die nicht dazu beiträgt, meinen Magen zu
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