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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nebenan in die Bierhütte und nahm drei blubbernde Schalen mit Bier aus dem Regal. Dann wischte sie sorgfältig die toten Fliegen weg.
    Was ich vorhabe, ist kein Mord, sagte sie sich erneut. Mord wäre eine Sünde. Aber das hier ist kein Mord.
    Foxlip würde darauf bestehen, dass sie zuerst etwas von dem Bier trank, um zu beweisen, dass es nicht vergiftet war, aber bisher hatte sie noch nie viel davon getrunken, höchstens einen winzigen Schluck, wenn sie ein neu es Rezept ausprobierte.
    Ein einziger Tropfen Bier konnte jemanden in einen Wahnsinnigen verwandeln, hatte ihre Großmutter immer gesagt. Das Teufelszeug führte dazu, dass man sich selbst beschmutzte, seine Kinder vernachlässigte und seine Familie zerstörte, um nur einige der üblen Folgen zu nennen. Aber dies war schließlich ihr Bier. Es war nicht irgendwo in einer Fabrik hergestellt worden, ohne dass man wusste, was sich alles darin befand. Es bestand einfach aus gutem, einfachem… Gift.
    Sie kam mit drei breiten, flachen Lehmschalen zurück, die sie zwischen die Matten auf den Boden stellte.
    »Also, das sind ja ein paar ganz reizende Kokosnüsse«, sagte Foxlip auf seine widerwärtig unfreundliche freundliche Art, »aber ich sage Ihnen was, Fräulein. Sie werden das Bier mischen, damit wir alle dasselbe bekommen, klar?«
    Daphne zuckte mit den Schultern und tat wie befohlen, während beide Männer sie genau beobachteten.
    »Sieht aus wie Pferdepisse«, sagte Polegrave.
    »Pferdepisse ist gar nicht so übel«, sagte Foxlip. Er hob seine Schale auf, blickte dann auf Daphnes, zögerte kurz und zeigte schließlich sein widerliches Grinsen.
    »Ich nehme an, Sie sind viel zu klug, um Gift in Ihre eigene Schale zu geben und dann darauf zu hoffen, ich würde sie austauschen«, sagte er. »Trinken Sie, Prinzessin!«
    »Ja, schön brav den Mund ganz weit aufmachen!«, sagte Polegrave.
    Und wieder traf sie ein winziger Pfeil mitten ins Herz. Das hatte ihre Mutter immer zu ihr gesagt, wenn sie ihr Gemüse nicht essen wollte. Diese Erinnerung versetzte ihr einen Stich.
    »In jeder Schale ist das gleiche Bier. Ich habe einen Schwur geleistet«, erwiderte sie.
    »Ich sagte, trinken Sie!«
    Daphne spuckte in ihre Schüssel und sang das Bierlied aber nicht ihre eigene Version, sondern die der Insel. Bi-Ba-Butzemann wäre jetzt eher nicht die richtige Wahl gewesen.
    Also sang sie das Lied von den Vier Brüdern, und weil der größere Teil ihres Verstandes damit erst einmal beschäftigt war, nutzte der kleinere die Gelegenheit, sie an etwas zu erinnern: Der besungene Luft-Gott verkörperte den Planeten Jupiter, von dem wir glauben, dass er hauptsächlich aus Gasen besteht. Ist das nicht ein erstaunlicher Zufall? Dann verließ sie für einen kurzen Moment der Mut, weil ein noch kleinerer Teil ihres Geistes sich wegen ihres Plans Sorgen machte, doch es gelang ihr, nicht die Nerven zu verlieren.
    Es herrschte verdutztes Schweigen, als sie fertig war, und dann sagte Foxlip:
    »Was zum Teufel sollte das denn? Sie haben in Ihr Bier gerotzt!«
    Daphne setzte die Schale an ihre Lippen und nahm einen kräftigen Schluck. Das Bier schmeckte ein wenig nussiger als sonst.Sie spürte, wie es sprudelnd ihre Speiseröhre hinabrann, während die Männer sie immer noch anstarrten.
    »Sie müssen in die Schale spucken und das Bierlied singen.«
    Ihr entfuhr ein Bäuerchen, und sie hielt sich schnell eine Hand vor den Mund. »Oh, Verzeihung. Ich kann es Ihnen beibringen. Oder Sie summen einfach mit. Ja? Es ist ein uraltes Ritual.«
    »Ich werde kein heidnisches Kauderwelsch singen!«, sagte Foxlip, griff nach seiner Schale und nahm einen tüchtigen Schluck, derweil Daphne sich zusammenreißen musste, um nicht zu schreien.
    Polegrave hatte sein Bier nicht angerührt. Er war immer noch misstrauisch! Seine kleinen Knopfaugen zuckten zwischen Daphne und seinem Meutereikumpanen hin und her.
    Foxlip stellte seine Schale ab und rülpste. »Ah, es ist schon verdammt lange her, seit…«
    Schlagartig wurde es still. Polegrave griff nach seinen Pistolen, aber Daphne war bereits aufgesprungen, und ihre Schale traf seine Nase, dass es knirschte. Schreiend kippte der Mann hintenüber, und im nächsten Augenblick hatte Daphne die Pistolen vom Boden aufgehoben.
    Sie bemühte sich, zu denken und gleichzeitig nicht zu denken.
    Denk bloß nicht über den Mann nach, den du gerade umgebracht hast.
    Es war eine Hinrichtung!
    Denk lieber über den Mann nach, den du vielleicht noch töten musst.
    Aber ich kann

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