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Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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sie
ausgesucht hat, irgendeine Verbindung zum Ballett?«
    »Das könnte ich mir vorstellen.«
    Lenny und Basil. Basil und Lenny. Ich wiederholte
diese Namen immer wieder im stillen. Zuerst ging ich im Geiste alle
Ballette durch, die mir einfielen. Nein, das war es nicht. Lenny und
Basil waren keine Rollen aus einem Ballett.
    Plötzlich war ich mir ganz sicher, woher diese Namen stammten, und ich fing an zu lachen.
    »Was zum Teufel ist los mit dir, Alice?«
    »Ich weiß jetzt, was diese Namen
bedeuten, Tony! Ich weiß, wofür sie stehen! Es ist so
simpel, es ist kaum zu glauben!«
    »Los, sag schon!«
    »Hast du schon mal vom Ballet Russe aus Monte Carlo gehört?«
    »Ich glaube schon. Es kommt in Die roten Schuhe vor.
    »Ungefähr ein halbes Jahrhundert lang war
das das berühmteste Ballettensemble der Welt. Der letzte
große Direktor der Truppe war ein Mann namens De Basil. Und der
letzte große Tänzer und Choreograph des Ballet Russe war
Leonid Massine - kurz Lenny.«
    »Basil und Lenny«, sagte Tony. »Ja, das paßt.«
    »Wie blöd von mir, daß ich nicht eher darüber nachgedacht habe. Es kann gar nicht anders sein.«
    »Ich glaube, ich weiß, wie wir das nachprüfen können«, sagte Tony.
    »Wie?«
    »Wenn der alte Dobie wirklich in einem
Irrenhaus war, dann wette ich darauf, daß er seinen vollen
Künstlernamen als Pseudonym benutzt hat: Leonid Massine. Laß
in den Krankenhausakten unter diesem Namen suchen.«
    »Manchmal bis du wirklich ein kluges
Köpfchen, Tony.« Ich küßte ihn auf den Kopf und
nahm ein Taxi nach Hause.
    23
    Ich weiß selbst nicht genau, warum ich Rothwax
gleich am nächsten Morgen bat, eine weitere Computerrecherche
über Dobrynin zu machen, diesmal unter dem Namen Leonid Massine.
Eigentlich bestand ja kein Grund zur Eile. Was bedeutete es schon, ob
er diesen Namen wirklich benutzt hatte? Vielleicht war ich lediglich
neugierig, ob meine Theorie über den Ursprung dieser
Künstlernamen richtig war und Tonys Mutmaßungen über
die Aufnahme ins Krankenhaus stimmten. Oder vielleicht fühlte ich
mich verpflichtet, Betty Ann zu unterstützen. Vielleicht konnte
ich Dobrynin einfach nicht in Frieden ruhen lassen? Wer weiß? Auf
alle Fälle rief ich Rothwax an, und was er herausfand, war
beunruhigend.
    Ein gewisser Leonid Massine war in den letzten drei
Jahren in der Tat in einer psychiatrischen Klinik gewesen, im St.
John’s Hospital in Smithtown, Long Island, und zwar siebenmal!
    Sekunden, nachdem ich das erfahren hatte, nahm ich
den Hörer ab, um Betty Ann Ellenville anzurufen und ihr das
mitzuteilen. Aber ich legte den Hörer so schnell wieder auf, wie
ich ihn hochgenommen hatte. Warum sollte ich ihr jetzt irgend etwas
erzählen? Lieber wollte ich zuerst sehen, ob ich noch mehr
herausfinden konnte.
    Eines war sicher: Ich würde in diese Klinik fahren. Ich wollte es wissen. Ich
wollte dieses Spiel bis zu Ende spielen. Also rief ich Tony an,
erzählte ihm die Neuigkeit und bat ihn, einen Wagen zu mieten und
mit mir nach Smithtown hinauszufahren.
    Zuerst wollte er nicht. Er konnte nicht verstehen,
warum ich da unbedingt hinwollte. Was machte es schon aus, ob Dobrynin
geistesgestört gewesen war oder nicht? Er war tot. Sein
Mörder war gefaßt. Was wollte ich also dort?
    »Laß mir doch meinen Willen, Tony«,
war alles, was ich sagen konnte. Er druckste herum, er flehte mich an,
er fluchte. Dann mietete er das Auto.
    Verglichen mit anderen psychiatrischen Kliniken war
das St. John’s Hospital wie eine frische Brise. Das Gebäude
war groß, frisch gestrichen, weitläufig und voller Leben.
Patienten, Angehörige und Pflegepersonal drängten sich in der
Eingangshalle. Es gab einen kleinen Laden, einen Zeitungsstand und eine
Cafeteria. Dutzende von schwarzen Brettern hingen überall herum,
auf denen kleine Kärtchen alle möglichen Gruppentreffen,
Beschäftigungstherapien, Partys und Gebetskreise ankündigten.
    Aber als wir versuchten, den Arzt zu finden, der
Dobrynin behandelt hatten, prallten wir gegen eine Steinmauer aus
Krankenschwestern und Verwaltungsangestellten. Sie schickten uns von
Pontius nach Pilatus, waren mißtrauisch und wiederholten immer
wieder, daß die Rechte der Patienten geachtet werden
müßten und daß das Krankenhaus keine Informationen
weitergeben könne, solange kein gültiger Befehl der
Staatsanwaltschaft vorliege.
    »Was haben wir hier eigentlich zu suchen? Warum
tun wir das? Wen interessiert das denn?« grummelte Tony immer
wieder.
    Irgendwann brüllte ich ihn wütend

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