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Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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»Weil wir im Grunde, auch wenn Vol Teak des Mordes
überführt und der Fall abgeschlossen ist, immer noch so gut
wie gar nichts über Peter Dobrynin wissen. Laß uns
wenigstens eine Tatsache herausfinden, bevor wir den Fall ad acta legen. Okay, Tony?«
    Mein Ausbruch besänftigte ihn. Wir bemühten
uns weiter, bettelten, gingen von Büro zu Büro, bis
schließlich ein Verwaltungsangestellter nachgab und uns zu Dr.
Arnold Newmark schickte, dessen Büro am Ende der geschlossenen
Abteilung lag.
    Er war ein kleiner, freundlicher Mann mit grauem
Haar. Er trug einen weißen Arztkittel über Hemd und
Krawatte, und in seiner Tasche waren Dutzende Kugelschreiber und ein
großer Spiralblock.
    »Bitte nehmen Sie Platz«, sagte er.
»Ich habe gehört, Sie sind auf der Suche nach Informationen
über einen meiner Patienten. Und ich bin sicher, Sie wissen,
daß ich Ihnen nicht sehr viel sagen darf. Das verbietet das
Gesetz.«
    Wir setzten uns dankbar. Dann erzählte ich ihm
eine unerhörte Lügengeschichte. Ich sagte, daß Tony und
ich Privatdetektive seien und daß Leonid Massines Familie uns
engagiert hätte. Massine sei vor drei Monaten als vermißt
gemeldet worden, und die Polizei habe keine Spur finden können.
Alles, was wir wollten, seien ein paar Informationen - irgendwelche
Informationen -, die uns dabei helfen könnten, besagten Mann zu
finden.
    Dr. Newmark war offensichtlich nicht in der Lage,
diesem Appell an seine Freundlichkeit zu widerstehen. »Ich werde
Ihnen erzählen, was ich darf«, sagte er.
    »Nun«, sagte ich, »zuerst einmal
hätten wir gern gewußt, warum Mr. Massine in der Psychiatrie
gelandet ist.«
    Dr. Newmark faltete seine Hände auf der
Tischplatte. »Mr. Massine ist manisch-depressiv. Seine Zyklen
sind sehr schnell, das heißt, daß der Wechsel von Manie zu
Depressivität sehr rasch und sehr häufig erfolgt. Diese
Störung kann mit Lithium und Antidepressiva behandelt werden. Das
Lithium hält den Patienten davon ab, an die Decke zu gehen,
während die Antidepressiva verhindern, daß er am Boden
zerstört ist. Aber in Mr. Massines Fall war diese Therapie nicht
erfolgreich. Das ist bei ungefähr zwanzig Prozent der Patienten,
die manisch-depressiv sind, der Fall.«
    Tony unterbrach ihn. »Aber ich dachte immer,
manische Depression sei eine recht häufige Krankheit. Die meisten
Menschen, die daran leiden, sind doch gar nicht in
Krankenhäusern.«
    Dr. Newmark nickte. »Mr. Massine kommt immer
dann freiwillig zu uns, wenn er eine besonders schwere manische Phase
durchmacht, während derer er eine Gefahr für sich selbst und
andere darstellt. Dazu kommt noch, daß er unter starken
Wahnvorstellungen leidet. Mr. Massine ist ein sehr schwieriger Patient.
Er verbringt viel Zeit im Beruhigungsraum.« Als Dr. Newmark bei
der Erwähnung eines »Beruhigungraums« den erschreckten
Ausdruck auf meinen Gesicht wahrnahm, erklärte er: »Dabei
handelt es sich nicht um eine Gummizelle. Es ist eine humanere Art,
gewalttätige Patienten ruhigzustellen. Es ist nur ein leerer Raum
mit gepolsterten Wänden.«
    »Seine Familie hat uns gesagt, er habe Haldol genommen«, bemerkte ich.
    »Ja. Wahnvorstellungen nehmen in der Regel ab,
wenn der manische Höhepunkt vorüber ist. Aber in seinem Fall
hielten die Wahnvorstellungen an. Dann gibt man Haldol.«
    »Was waren das für Wahnvorstellungen?«
    »Sehr merkwürdige - und sehr lang
anhaltende.« Er machte eine Pause, dann hob er die Hand, als ob
ihm etwas Wichtiges eingefallen sei. »Wissen Sie, ich glaube, ich
habe da etwas sehr Interessantes aufgehoben ... eine Zeichnung, die Mr.
Massine für mich angefertigt hat.« Dr. Newmark stand von
seinem Schreibtisch auf und ging zu einem Aktenschrank hinüber. Er
öffnete und schloß Schubladen, blätterte Papiere durch
und kam schließlich mit einem großen weißen
Skizzenblatt zurück.
    »Sehen Sie«, sagte er und reichte mir das Blatt.
    Ich hielt die Zeichnung hoch und betrachtete sie.
    Das Blut erstarrte in meinen Adern. Mein Körper
war plötzlich ganz schwach. Meine Finger konnten das Papier kaum
noch halten.
    Diese Zeichnung war ganz offensichtlich von einem
geistesgestörten Menschen angefertigt worden. Aber trotz der
merkwürdigen Strichführung konnte ich erkennen, daß es
sich um die Darstellung eines großen und bösen Katers
handelte.
    Ich winkte Tony heran, der die Zeichnung über
meine Schulter betrachtete. Ich hörte, wie er zu Dr. Newmark
sagte: »Ein Kater? War das sein Wahn? Ein Kater?«
    »Nun«, antwortete der

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