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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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ging in die kleine Küche und holte zwei Gläser. Der Wein schmeckte furchtbar; aber was machte das schon. Jo ließ sich in den Schaukelstuhl fallen, und ich setzte mich aufs Bett.
    »Letztes Jahr an Silvester«, sagte Jo, »haben Harry und ich eine ganze Flasche Birnenschnaps getrunken…« Sie hielt inne und schaukelte. »Na ja«, fügte sie nach einer Weile hinzu, »es könnte auch vorletztes Jahr gewesen sein.« Sie lachte hysterisch auf. »Aber nun wird es nie wieder Birnenschnaps geben… nicht wahr?«
    Pancho umrundete den Schaukelstuhl. Jo stellte das Glas auf eine Lehne, bemerkte, daß es dort ziemlich wacklig stand, und setzte es auf den Boden. Pancho ergriff panisch die Flucht.
    »Ich habe mir gedacht«, sagte sie und tippte mit den Fingern auf die Umschläge, die auf ihrem Schoß lagen, »wir fangen heute abend an, Harrys Papiere durchzusehen.«
    Sie stand auf, kam zum Bett, legte die Umschläge neben mich und ging zurück zum Schaukelstuhl. Ich sah die Beschriftung des obersten Umschlags: ›1980-1981‹.
    Jos Ansinnen verblüffte mich, gelinde gesagt. Schließlich war heute Silvester, und Mitternacht war nicht mehr fern. Außerdem hatte Jo den Wein mitgebracht und wollte Gesellschaft haben. Das war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, sich durch Berge alter Briefe zu wühlen.
    Ich schaute Jo skeptisch an. Sie erwiderte meinen Blick – trotzig, ein bißchen verängstigt und ein bißchen bittend.
    Plötzlich wurde mir klar, warum sie mir die Briefe gegeben hatte. Falls ihre Nachbarin – diese Mona Aspen – auf die gleiche Art und Weise ermordet worden war wie Harry, konnte das bedeuten, daß die Polizei recht hatte. Vielleicht streifte wirklich eine Bande gemeingefährlicher Diebe in dieser Gegend herum und brach auf der Suche nach Wertsachen in die Häuser ein. Vielleicht war Harrys Ermordung wirklich ein unglücklicher Zufall gewesen, und er hatte sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufgehalten. Doch Jo wollte nicht daran glauben.
    Ich öffnete einen der Umschläge und nahm die Papiere heraus. Zuerst war da ein Brief in einem zerfledderten Umschlag. Eine Frau aus Kalifornien hatte ihn an Harry geschrieben und ihn um Rat gebeten, was die Aufzucht ihrer beiden Russisch-Blau-Katzen betraf. Die Handschrift der Frau war schwer zu entziffern. In der oberen rechten Ecke des Briefes entdeckte ich ein Zeichen: den Vermerk Harrys, daß er das Schreiben beantwortet hatte; darunter stand das Datum.
    Der nächste Brief war die schriftliche Anfrage eines Mannes aus Madison, New Jersey, der Harry auf einer Katzenausstellung in Philadelphia kennengelernt hatte und ein vergriffenes Buch über Augenerkrankungen von Katzen brauchte. Ob Harry wisse, wo er sich ein Exemplar des Buches besorgen könne? Wieder entdeckte ich ein Zeichen Harrys in einer Ecke des Briefes, das darauf hindeutete, daß er dem Mann geantwortet hatte; aber es gab keinerlei Hinweis darauf, wie diese Antwort ausgesehen hatte. Ich nahm das nächste Stück Papier – einen Zettel, der an einem Zeitungsausschnitt befestigt war –, als ich Jo sagen hörte: »Hör mal, Alice, ich wollte nicht, daß du sofort mit der Arbeit anfängst. Ich dachte… ich finde, wir sollten den Wein trinken, wenigstens bis Mitternacht.«
    »Das finde ich auch«, sagte ich und legte den Zeitungsausschnitt aufs Bett.
    Jo begann hektisch zu schaukeln. Sie schloß die Augen und sagte: »Mona Aspen war eine wunderbare Frau. Hast du das gewußt?«
    »Ich kannte sie überhaupt nicht«, erwiderte ich.
    »Ich dachte, du wärst vielleicht mal bei ihr gewesen, um dir ihre Pferde anzuschauen.«
    »War sie Pferdezüchterin?«
    »Nein. Monas Farm liegt ein Stück die Straße runter. Es ist eine Art… Erholungsfarm für Rennpferde. Viele Trainer haben ihre kranken oder erschöpften Tiere zu Mona geschickt, und Mona hat sie gesund gepflegt. Vor vielen Jahren gab es eine ganze Reihe Pferdefarmen in dieser Gegend – Zuchtfarmen, Gestüte und alle Arten von Pferden. Zum Schluß war nur noch Monas Pferdefarm übrig.«
    Ich schaute auf die Uhr. Wir hatten den Jahreswechsel verpaßt. Frohes neues Jahr.
    »So eine wunderbare, nette Frau«, sagte Jo. »Sie war Harry und mir eine gute Freundin.«
    »Was ist mit ihrem Mann? Lebt er noch?« fragte ich; denn ich konnte mich erinnern, daß Arnos, der alte Hausmeister, in seinem zusammenhanglosen, hektischen Bericht über den Mord an Mona Aspen einmal von Mrs . Aspen gesprochen hatte.
    »Weiß ich nicht. Ich glaube, er lebt in Connecticut… oder

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