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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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lebte dort. Die beiden waren seit einer halben Ewigkeit geschieden. Monas Neffe und seine Frau haben bei ihr auf der Farm gewohnt.«
    »Wie alt war Mona Aspen?« fragte ich.
    »Oh, ungefähr fünf Jahre jünger als ich. Aber sehr viel kräftiger. Sie hat noch selbst die Ställe ausgemistet.«
    »Hatte sie in ihrem Haus Wertgegenstände aufbewahrt?«
    »Nein, glaube ich nicht. Doch, Moment mal – Antiquitäten. Ja, Mona besaß viele alte Gegenstände. Vasen, Schreibpulte, Gemälde und so was. Mona war ganz versessen auf Pferdegemälde. Aber ich weiß nicht, ob sie wertvoll waren.«
    Dann versank Jo in erinnerungsvolle Träumereien. Für einen Augenblick wandte ich mich wieder den Unterlagen zu, die auf der Bettdecke lagen; dann legte ich mich zurück. Mir stand nicht der Sinn danach, das alles durchzusehen. Ich war müde, und mir war kalt.
    »Ich muß jetzt zurück ins Haus«, sagte Jo ein bißchen widerwillig. Aber sie machte keine Anstalten, aus dem Schaukelstuhl aufzustehen.
    Nach einer Weile sagte sie: »Kommst du morgen zu Monas Beerdigung? Es wird nur eine kleine, kurze Trauerfeier.«
    Ich nickte. Jo erhob sich und lächelte auf mütterliche, beinahe glückselige Weise; dann verließ sie mit der leeren Weinflasche das Cottage.
    Ich zog mich aus. Dabei bemerkte ich, daß ich meinen Wintermantel an den Haken innen an der Tür gehängt hatte. Genauso, wie die Killer Harry aufgehängt hatten, nachdem sie ihn gefoltert hatten. Der Mantel mußte da runter. Falls ich in der Nacht aufwachte und den Mantel in der Dunkelheit an der Tür hängen sah, kam es garantiert zu einer häßlichen Panikreaktion. Ich nahm den Mantel vom Haken und legte ihn über die Lehne des Schaukelstuhls.
     
    Was für ein seltsamer kleiner Friedhof! dachte ich. Die Grabsteine waren uralt und verwittert, die Inschriften kaum mehr zu entziffern. Der Friedhof befand sich hinter einem riesigen neuen Einkaufszentrum unmittelbar an der Hauptverkehrsstraße, die in Ost-West-Richtung verlief. Ein starker, wechselnder Wind peitschte das aufgeschossene Unkraut gegen die Beine der neun oder zehn Trauergäste. Ein Priester, der sich einen dicken Schal um den Hals geschlungen hatte, sprach vor dem offenen Grab ein paar Worte. Zwei Männer mit Schaufeln und ein weiterer mit einer kleinen Harke standen etwa zwanzig Meter hinter der Trauergesellschaft und warteten auf das Ende der Zeremonie. Einer der Männer rauchte eine Zigarette in der hohlen Hand.
    Jo klammerte sich an meinem Arm fest. So dicht an meinem Ohr, daß ich ihre Lippen spüren konnte, sagte sie mit verzweifelter Flüsterstimme: »Ich bin froh, daß ich Harrys Wunsch erfüllt habe. Keine Beerdigung. Kein Begräbnis. Ich habe ihn kremiert und seine Asche auf dem Kies des Zufahrtswegs von der Straße zu unserem Haus verstreut. Ich hätte es nicht überlebt, ihn hier beerdigen zu lassen.«
    Der Gedanke kam mir makaber vor. Ich schauderte, als ich daran dachte, daß ich jedesmal, wenn ich zum Haupthaus ging, auf Harry herumtrampelte und ihn tiefer in die Vergessenheit trat.
    Als der Priester mit dem letzten Gebet begann, klammerte Jo sich noch immer an meinem Arm fest. Er wurde bereits taub, da die Blutzufuhr unterbrochen war, doch ich brachte es nicht übers Herz, den Arm wegzuziehen.
    »Mein Gott, Alice«, sagte Jo, und ihre Stimme brach. »Mona war uns eine so gute Freundin… mir und Harry und Ginger. Was für eine wundervolle, liebe Frau sie gewesen ist!«
    Bald darauf endete die Zeremonie. Wir gingen am offenen Grab vorbei, schaufelten etwas Erde auf den Sarg und machten uns auf den Weg zurück zum Wagen. Ein Paar holte uns ein und fing mit Jo ein Gespräch an. Ich kam mir fehl am Platze vor und ging voraus, um am Auto auf Jo zu warten.
    Ein großer Mann lehnte am Kotflügel. Es war Detective Senay. Ein weiterer Kripobeamter in Zivil saß in einem Wagen, der neben dem Eingang zum Friedhof geparkt war.
    »Arbeiten Sie mal wieder als Catsitterin?« fragte Senay.
    »So was ähnliches.«
    »Haben Sie die Liste von Mrs. Starobin bekommen?«
    »Was für eine Liste?« fragte ich.
    »Die Aufstellung der Wertsachen.«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, Mrs. Aspens Neffe arbeitet mit uns zusammen. Ich verstehe nicht, warum Starobins Witwe nicht ebenfalls mit uns kooperiert.«
    »Vielleicht, weil sie keine Wertsachen im Haus hatte, Detective.«
    »Wonach haben die Diebe dann gesucht? Nach Hühnersuppe?«
    Ich wollte ihm gerade sagen, daß Jo nicht daran glaubte, daß Harry das zufällige Mordopfer bei einem

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