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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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schaute ihn ihr hübsches Gesicht wieder an. Sie hatte Sommersprossen auf der Nase und ihre Wimpern waren sehr lang. Ihre blauen Augen sprachen von ihrer Verwirrung und dem Schmerz, auch wenn ihr Mund schwieg. Doch es war dieser Hoffnungsschimmer, der darin aufleuchtete, der sein Herz berührte. Plötzlich konnte er an nichts anderes denken als daran, sie zu küssen. Er merkte, wie er sich nach vorne beugte.
    Was mache ich hier gerade? J.T. zuckte zurück, räusperte sich erneut und ging an ihr vorbei an seinen Schreibtisch. „Äh … danke für die Kekse. Sehr aufmerksam von Ihnen.“
    J.T. nahm einen der goldbraunen Kekse und biss hinein. Er schmeckte köstlich, das Innere war aus flüssiger Schokolade. Doch sein Gewissen zwickte und mahnte ihn, dass er mit seiner Entschuldigung noch nicht fertig war.
    „Sie sind eine gute Köchin, Ma’am.“
    Noch immer lächelte sie nicht. Zwei Falten standen auf ihrer Stirn. „Warum mögen Sie mich nicht, Mr Tucker?“
    Überrascht schluckte er den Bissen herunter, den er gerade im Mund hatte.
    „Es stimmt nicht, dass ich Sie nicht mag.“
    Sie starrte ihn an und schien auf eine Erklärung zu warten. Doch stattdessen stopfte er sich einen weiteren Keks in den Mund.
    Was sollte er schon sagen? Dass sie ihn einschüchterte und er sich mit seiner Grobheit vor ihr schützen wollte? Keine gute Idee.
    „Wie ist der Tisch?“ Er setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches, sodass er ihr direkt in die Augen sehen konnte. Ein Fehler. Ihr Blick bohrte sich so intensiv in ihn, dass er sich am liebsten gewunden hätte. Er sprang wieder auf die Füße und ging in Richtung Tür.
    „Der Tisch ist ein Segen. Danke.“
    Er hatte vergessen, dass er die Frage überhaupt gestellt hatte, bis er ihre Antwort hörte. Doch der Fluchtweg lockte ihn, deshalb eilte er hinaus. „Gut“, rief er über die Schulter. „Ich bin froh, das zu hören. Ich … äh … muss jetzt zurück an die Arbeit. Danke, dass Sie die Werkzeuge zurückgebracht haben. Und für die Kekse.“
    J.T. kletterte so hastig auf den Wagen, als wimmelte der Boden plötzlich von tödlichen Schlangen. Er schnappte sich die Heugabel und fing an, wie wild das Heu zu schaufeln.
    „Guten Tag, Mr Tucker.“
    Er hörte sie, tat aber so, als hätte er es nicht getan. Nach drei weiteren Gabelladungen traute er sich, ihr einen Blick nachzuwerfen. Mit erhobenem Kopf ging sie die Straße hinunter zum Geschäft des Schmiedes. Sie sah sehr elegant aus in ihrem Kleid und dem passenden Hut, aber als er sie heute Morgen in ihrem einfachen Kleid gesehen hatte, hatte sie ihm ebenso gut gefallen.
    Und dann war sie mit Ezra im Schlepptau zurückgekommen und hatte vor ihrem Geschäft mit ihm Kaffee oder Tee oder was auch immer getrunken. Was ihn nur noch mehr verwirrt hatte. Ezra hatte sich vermutlich seit dem Tod seiner Frau im letzten Frühjahr nicht mehr gewaschen, wahrscheinlich nicht einmal seine Kleidung gewechselt, sondern nur neue Schichten übergezogen, als die Temperaturen abgenommen hatten. Er stank zum Himmel. Selbst wenn diese Frau keinen Geruchssinn hatte, hätte ein Blick auf ihn schon genügen müssen, um sie angewidert zurückschrecken zu lassen. Doch sie war nicht zurückgeschreckt. Im Gegenteil, sie hatte sich ihm zugewandt.
    Welche Frau, die noch bei Trost war, würde sich mit einem dreckigen, stinkenden alten Mann abgeben? Das konnte ihrem Geschäft bestimmt nur schaden.
    Verwirrt wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Er bezweifelte, dass er Miss Hannah Richards jemals verstehen würde. Allein der Versuch bereitete ihm schon Kopfschmerzen.

Kapitel 10
    H annah biss in das Schinkensandwich, das sie sich aus den Überresten ihres Frühstücks gemacht hatte, und versuchte, sich die gute Laune nicht durch ihre Enttäuschungen verderben zu lassen. Sie hatte zweimal den Boden ihres Geschäftes gewischt, ihre Sammlung von Katalogen und Modemagazinen mindestens sechsmal sortiert und die Ausstellungspuppen mehrmals neu arrangiert. Doch immer noch kam niemand. Sie war nun zur Untätigkeit verdammt und das machte sie fast verrückt.
    Verbreiteten sich Neuigkeiten in Kleinstädten nicht rasend schnell? Sicher wussten die Frauen in Coventry doch von ihrer Geschäftseröffnung. Warum kamen sie dann nicht?
    Hannah legte ihr halb gegessenes Sandwich zur Seite. Wie sollte sie Kunden anlocken? Natürlich war heute erst der Eröffnungstag, doch die Neugier hätte die Leute zu ihr treiben sollen. War irgendetwas mit ihren Schildern nicht in

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