Eine Liebe auf Korfu
Korridor, der zur Vorderfront führte.
„Ohne jeden Zweifel.“ Er zog sie in einen kleinen Abstellraum und informierte sie über sein Gespräch mit Lady Blackstone. „Verständlicherweise ist sie vorsichtig und möchte sich vergewissern. Aber du wirst sie überzeugen.“
Schweigend senkte sie den Kopf. Nach all den Jahren würde sie einem Mitglied ihrer Familie begegnen. Was empfand sie?
„Du bist so blass“, meinte Benedict. Voller Sorge schaute er sie im Halbdunkel an.
„Weil meine Nerven flattern“, gestand sie und umklammerte seine Hand. „Wirst du mich zu Ihrer Ladyschaft begleiten?“
„Nein, es ist besser, wenn ihr euch allein unterhaltet. Außerdem soll sie nicht merken, wie gut wir uns kennen. Sonst würde sie unsere Beziehung vielleicht unschicklich finden.“
Womit sie völlig recht hätte! Diesen Gedanken sprach Ales sa nicht aus. Aber ihr Blick verriet ihm, was in ihr vorging.
„Ein Kuss, der dir Glück bringen soll“, flüsterte er und zog sie in eine Nische.
Von heißer Sinnenlust erfüllt, genoss sie es, wie seine Zunge ihren Mund erforschte. Unglaublich, wie perfekt sich die beiden Körper aneinanderschmiegten … Als würden sie zusammengehören …
Benedict umfasste ihre Hüften und presste sie an seine, um ihr sein Verlangen zu beweisen. Zitternd spürte sie, wie ihre eigene Erregung wuchs.
Plötzlich schlug die große Standuhr in der Eingangshalle und brachte beide zur Besinnung. Sie rissen sich voneinander los, rangen nach Luft, und Benedict rückte sein verrutschtes Krawattentuch zurecht.
Wieder im Korridor, schaute Alessa sich hektisch nach einem Spiegel um. Glücklicherweise hing einer an der Wand, ziemlich verstaubt, aber er zeigte ihr ihre derangierte Erscheinung. Der Hut saß schief, ein Ohrgehänge hatte sich im Haar verfangen, die Bluse war teilweise aus dem Ausschnitt des Kleides geglitten. Hatte Benedict ihre Brüste berührt? Daran erinnerte sie sich nicht.
Hastig brachte sie ihr Äußeres in Ordnung und zwang sich, nicht daran zu denken, was soeben geschehen war.
„Nur keine Bange, jetzt siehst du wieder präsentabel aus.“ Benedict öffnete eine Tür und führte sie in die Halle, wo sie dem verwirrten Butler begegneten. „Also wirklich, Kyria, ich wünschte, Sie würden nicht auf diesem eigensin nigen Maultier reiten“, tadelte Benedict. „Nachdem Sie im Hof abgestiegen waren, konnte ich es nur mühsam bändigen … Ah, Wilkins, diese Dame möchte Lady Blackstone besuchen.“
Alessa spürte, wie Benedict ihr einen sanften Stoß versetzte. Irgendwie schaffte sie es, den Butler anzulächeln. „Ms. Meredith“, stellte sie sich vor. Wie sonderbar der Name klang … Wann hatte sie ihn zum letzten Mal ausgesprochen? „Ihre Ladyschaft erwartet mich um drei Uhr.“
„Sehr wohl, Ms. Meredith, ich werde Sie sofort zu ihr bringen.“ Sie merkte, dass er sie musterte. Doch er war zu gut ausgebildet, um sein Erstaunen über ihre korfiotische Kleidung im Zusammenhang mit dem englischen Namen zu zeigen.
Alessa warf einen Blick über ihre Schulter. Aber Benedict war bereits verschwunden. Nun, sie war daran gewöhnt, sich allein zu behaupten. Was konnte schon passieren? Wenn Lady Blackstone sie nicht anerkannte, würde sie genauso weiterleben wie bisher.
„Ms. Meredith, Mylady.“ Ehe sie ihre Gedanken ordnen konnte, betrat sie einen luxuriös ausgestatteten Salon. Eine Frau wandte sich von der Terrassentür ab, wo sie die Bucht betrachtet hatte – groß und schlank, mit schwarzem an den Schläfen ergrautem Haar. Doch es waren die Augen, die Alessas Aufmerksamkeit erregten. Kein Wunder, dass Benedict diese Ähnlichkeit aufgefallen war – ein leuchtendes Grün, unter prägnant geschwungenen dunklen Brauen.
„Ma’am …“ Höflich knickste sie, ohne den Kopf zu senken. Ihr Mund war trocken wie Staub, ihre Gefühle gerieten in wilden Aufruhr. Davon verriet ihr ruhige Miene nichts. Nein, es gab keinen Zweifel – das musste die Schwester ihres Vaters sein. Beinahe glaubte sie, sein Geist hätte das Zimmer betreten.
„Sie sind Alexandra Meredith?“ Die Stimme ihrer Tante klang kühl, aber nicht feindselig.
„Ja, Ma’am.“
„Und Ihre Eltern?“
„Mein Vater war Captain Alexander William Langley Meredith“, erklärte sie voller Stolz, „der Sohn des dritten Earl of Hambledon. Meine Mutter, Thérèse Bonniard, war die Witwe eines französischen Royalisten.“
Abrupt kehrte Lady Blackstone ihr den Rücken, nicht schnell genug, denn Alessa hatte einen
Weitere Kostenlose Bücher