Eine Liebe fürs Leben
Vielleicht.“ Ihn Aubrey und Diana vorzustellen, wäre so, als würde sie Ben der Familie präsentieren. Ein großer psychologischer Schritt, der ihre Beziehung auf eine andere Ebene hieven würde. Bislang waren sie lediglich essen gegangen oder hin und wieder ins Theater. Damit war sie zufrieden, zumindest so lange, bis eine innere Stimme ihr sagte, dass es jetzt an der Zeit war, die Dinge voranzutreiben. Immerhin kannte sie Ben erst seit drei Monaten. Warum sollte sie irgendetwas überstürzen?
„Ist unsere Interessentin eine Einheimische?“, fragte sie, während sie mit Aubrey zur Tür ging. „Kennt sie die Gegend, oder sollte ich sie anpreisen und schmackhaft machen?“
„Nein, sie stammt definitiv nicht aus der Gegend. Insofern ja, schwärme ihr von der wunderschönen Landschaft vor.“
Die Landschaft war in der Tat traumhaft, dachte Charlotte, als sie wieder im Wagen saß und zu dem Haus fuhr. Wenn man das wollte, dann konnte man hier den Lärm und die Hektik der Stadt hinter sich lassen und ein ruhiges, friedliches Landleben genießen.
Es wäre ihr am liebsten gewesen, sie hätte sich vor dem Besichtigungstermin selbst noch ein wenig auf dem Gelände und im Haus umschauen können. Doch als sie dort ankam, parkte im Hof bereits ein großer silbergrauer Bentley – ein Wagen, der fast so viel kostete wie manches Eigenheim. Unglücklicherweise saß niemand darin. Auch vor dem Haus war keine Frau zu sehen. Nun ja, drinnen konnte sie ja nicht sein. Es sei denn, sie wäre eingebrochen.
Mit einem Seufzer marschierte Charlotte auf den Haupteingang zu und schaute sich um. Da sie immer noch niemanden sah, blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als sich auf die Suche zu machen. Sie ging gerade die Rückseite des alten Landsitzes ab und bewunderte dabei die ausgedehnten Gärten, als sie seine Stimme hinter sich vernahm. Im ersten Moment erkannte sie sie nicht. Doch das dauerte nur ein paar Sekunden. Dann erstarrte sie vor Schock.
Ganz, ganz langsam drehte Charlotte sich um, und da stand er: der Mann, der sie seit acht Jahren bis in ihre Träume verfolgte. Mein Gott, erst heute Morgen hatte sie noch an ihn gedacht! War das eine Art düstere Vorahnung gewesen? Sie blinzelte heftig, weil sie nicht glauben konnte, dass er weniger als fünf Meter von ihr entfernt war. Dann schloss sie die Augen und tat etwas, was ihr noch nie im Leben passiert war – sie fiel in Ohnmacht!
Als sie wieder zu sich kam, lag sie flach auf dem Rücken. Ihr Kopf ruhte auf etwas Weichem. Außerdem kniete jemand neben ihr und schaute auf sie herab. Oh, Gott! Sie versuchte gleichzeitig, sich aufzurichten und von ihm fortzukommen, während ihr mehr als bewusst war, was für einen unmöglichen Anblick sie bieten musste – ihr ordentlicher Bob total verwuschelt, das graue Kostüm zerknittert und beschmutzt, die Hände voller Dreck.
„Sieh mal einer an …“, sagte Riccardo sanft. „ Du bist es doch, oder?“
„Was tust du hier?“ Sie setzte sich zu rasch auf und musste gegen einen leichten Schwindel ankämpfen. Mit zitternden Knien erhob sie sich vom Boden.
Er hatte sich nicht verändert. Zumindest nicht sehr. Wenn sie sich hin und wieder vorgestellt hatte, ihm per Zufall über den Weg zu laufen, dann hatte es immer geholfen, ihn mit Halbglatze und Bierbauch vor sich zu sehen – vorzeitig gealtert durch all die Bambinos, die sich seine Mutter von ihm gewünscht hatte, mit einer Italienerin, die seiner eige nen Klasse entstammte und nicht mit einer Ausländerin, die keinen Penny besaß, wie sie Charlotte damals unmissverständlich klargemacht hatte.
Doch acht Jahre hatten seiner Attraktivität keinen Abbruch getan. Wenn überhaupt, dann sah er jetzt noch männlicher aus.
Feindseligkeit stieg in ihr auf. „Es hieß, dass ich eine Mrs. Dean treffen würde.“
„Du hast dich verändert.“ Er umrundete sie wie ein Tiger, der eine ganz besonders verlockende Beute vor sich hatte, die er aber noch nicht sofort verschlingen wollte.
Sein Blick verunsicherte sie, sodass sie unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Nein, nichts da, ermahnte sie sich. Sie war nicht länger ein leicht verletzbares achtzehnjähriges Mädchen, das keine Ahnung von der Welt hatte! Sie war eine Frau mit einem Kind … Gina.
Angst erfasste sie – unvermittelt und brutal. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich nicht durch ihren Gesichtsausdruck zu verraten. Sie musste ihn loswerden, so schnell wie möglich, denn sie wollte keinesfalls, dass er herausfand, dass sie
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