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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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ihre Zeiger sich langsam nach vorn arbeiteten. Ich gab Camille zehn Minuten Vorsprung, ehe ich die Tür zum Krankenhaus aufstieß.
    »
Je peux vous aider, Mademoiselle?
«, fragte der Pförtner mich. Wie kann ich Ihnen helfen?
    »Ich suche meine Freundin Camille Lefebvre«, sagte ich. »Wissen Sie, auf welcher Station sie gerade ist?«
    »Ja, wie immer,
Mademoiselle
. Camille ist im Hospiz, dritter Stock und dann rechts den Gang hinunter.«
    »Danke.« Ich wurde immer verwirrter. Was machte Camille in einem Hospiz? Aber ich ließ mir nichts anmerken, denn der Pförtner musterte mich sowieso schon von Kopf bis Fuß, sondernging direkt auf den Aufzug zu und drückte den Knopf, der mich in den dritten Stock beförderte. Als sich die Türen öffneten, schlug mir die typische Krankenhausluft entgegen, dieser Duft nach Menthol und einem scharfen Putzmittel, mit dem die Gänge und Zimmer sauber gehalten werden. Plötzlich erinnerte ich mich an mein erstes Zusammentreffen mit Camille. Marie hatte an ihr gerochen und gefragt: »
Wonach riechst du denn? Hustensaft?
« Sie hatte das Menthol des
Hôpital de la Salpetrière
an ihrer Tochter bemerkt.
    Den Gang runter rechts, hatte der Pförtner gesagt, und ich folgte seiner Anweisung, bis ich an eine Schwingtür kam, hinter der Kinderlachen und Musik erklang. Es war eine plumpe, altmodische Jahrmarktsmusik, in die nun auch begeistertes Klatschen einfiel. Ich ging langsam näher, denn wer wusste, wo Camille war? Ich wollte hier auf keinen Fall von ihr entdeckt werden.
    Doch darum hätte ich mir keine Sorgen machen müssen. Als ich durch die runden Fenster der Schwingtür in den Empfangsraum des Hospizes sah, war Camille viel zu sehr beschäftigt, um sich um etwaige Zuschauer hinter der Tür zu kümmern. Der Clown Camille war umringt von Kindern – oder, wie ich mit einem Würgen in der Kehle bemerkte, Schatten von Kindern: Rund um Camille saßen auf Bänken, Rollstühlen und Kissen am Boden zarte Geschöpfe mit blassen Gesichtern, die zerbrechlich dünn waren. Camilles Tanzen, Jonglieren und andere Kunststücke zauberten ein Lachen auf ihre kleinen Gesichter. Die meisten von ihnenhatten keine Haare mehr, und bei vielen waren die Arme so zart, dass es mir wehtat, sie anzusehen. Camille drehte sich gerade, warf all ihre Bälle in die Luft und ließ sie dann auf sich herunterregnen, während sie sich beide Arme schützend um den Kopf schlug. Ihre kleinen Zuschauer lachten, so sehr sie es nur konnten.
    »
Une danse, Camille, une danse, s’il te plaît!
«, rief nun ein Mädchen, das sich an seinen Tropf lehnte und ihren Teddy an die Wange drückte.
    Camille beugte sich zu ihr, zauberte ein buntes Tuch aus ihrem Ohr und wartete dann, bis die Musik sich änderte. Bei den ersten Takten zog sie ein zweites Tuch aus dem Ärmel und schüttelte es. Es regnete Rosen, als sie begann, eine Pirouette nach der anderen zu drehen. Ich warf einen Blick auf ihre Füße, sie hatte die Clownschuhe gegen Spitzenschuhe ausgetauscht.
    »Sie ist wunderbar, nicht wahr?«, fragte da eine Frauenstimme hinter mir.
    Ich fuhr herum und sah eine Frau mittleren Alters, die einen weißen Kittel trug und sich ihr Stethoskop um den Hals geschlungen hatte. Dr. Cointet, las ich auf dem Namensschild auf ihrer Brust.
    »Ja«, nickte ich und würgte den Kloß hinunter, der in meiner Kehle immer dicker wurde.
    »Sie kommt jedes Wochenende, ob es stürmt oder schneit. Und das alles für die kleine Claire.« Sie zeigte auf das Mädchen mit dem Teddy und dem Tropf. »Sie hat nicht mehrlange, die arme Kleine. Leukämie. Aber Camille will ihr noch Heiterkeit schenken. Sie wird mal eine ausgezeichnete Ärztin werden.«
    »Wer?«, fragte ich scharf.
    »Camille natürlich. Sie hat, was es braucht, um erfolgreich zu sein.
La Passion

    Ich sah wieder durch das Fenster, wo der Clown Camille dem kleinen Mädchen Claire die Hand küsste, wobei ein bunter Gummiball zwischen Camilles Lippen hervorsprang. Ich drehte mich um, denn mir schossen die Tränen in die Augen.
    »Gehen Sie bereits? Wollen Sie nicht bis zum Ende zugucken?«, fragte Dr. Cointet mich.
    »Nein, danke. Ich habe genug gesehen«, sagte ich und ging auf den Aufzug zu.
    Ich hatte mich in meinem Leben noch nie so sehr geschämt wie in jenem Augenblick, obwohl ich noch immer nicht wirklich verstand, was ich eben gesehen hatte.
    Der Gedanke an Camille beschäftigte mich den gesamten Nachmittag. Ich blieb den frühen Abend über in meinem Zimmer und ließ die Lefebvres

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