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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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breite Vorderseite des Hauses, die durch die Schatten weicher wirkte, aber doch beständig und solide.
    Pris folgte seinem Blick und rief ihm zu: »Es sieht so englisch aus.«
    Er grinste und nickte. Das stimmte zweifellos. Das typische englische Herrenhaus in der typisch englischen Umgebung, ein passendes Spiegelbild seiner Vorfahren - englisch bis in die Knochen.
    Jenseits des Parks lag der Wald. Pris musste ihre Ungeduld zügeln und Dillon folgen; sie ritten gute zwanzig Minuten langsam und vorsichtig, den Fallstricken ausweichend, die im Dunkeln auf den engen Wegen zuhauf drohten, bis sie die Hütte erreichten.
    Sie ritten auf die Lichtung.
    Kein Licht brannte hinter den Fenstern, deren Läden nicht geschlossen waren.
    Ehe er blinzeln konnte, war Pris schon aus dem Sattel gesprungen und zog ihre Stute zu dem Pfosten, um sie festzubinden. Er stieg rasch ab, zischte ihr zu, auf ihn zu warten, aber sie verlangsamte noch nicht einmal ihre Schritte. Von dem Pfosten lief sie geradewegs zur Tür, hob den Riegel und stieß sie auf.
    Dillon fluchte, band Solomons Zügel ebenfalls um den Pfosten und rannte hinter ihr her.
    Da sie auf der Türschwelle stehen geblieben war, überrannte er sie beinahe. Er fasste sie an den Schultern, hielt sie fest, dass sie nicht fiel; sie schwieg und schaute sich nur um.
    Der Hauptraum der Hütte war immer noch bar jeden menschlichen Lebens, ganz genau so wie früher am Tag.
    Er betrachtete die Stühle am Tisch genauer. »Der linke Stuhl ist bewegt worden. Jemand ist hier gewesen.«
    »Russ.« Er spürte unter seinen Händen, wie Pris ruhiger wurde. »Er ist hier.«
    Einen langen Moment blieb sie ganz still, dann drehte sie sich um, ging um ihn herum und trat aus der Hütte ins Freie. Nach ein paar Schritten blieb sie auf der Lichtung stehen. Von der Tür aus suchte er den dunklen Saum der umstehenden Bäume nach einer Bedrohung ab.
    Ein leiser, klagender Vogelschrei erklang, fast wie der einer Eule. Er sah zu Pris, die den Ruf wiederholte, gespenstisch und lang.
    Dann wartete sie. Ihre Aufmerksamkeit war auf den Bereich rechts der Hütte konzentriert.
    Schweigen - die Stille war beinahe mit Händen greifbar. Keiner von ihnen beiden rührte sich.
    Dann erklang ein Antwortruf, der gleiche klagende Laut wurde mehrmals kurz hintereinander ausgestoßen.
    Das zeigte sogleich Wirkung bei Pris. Sie öffnete den Mund; er schluckte einen Fluch hinunter und eilte zu ihr, aber ehe er sie warnen konnte, ja leise zu sein, war etwas anderes zu hören, ein lautes Flüstern drang durch die Nacht.
    »Pris?«
    Dillon erstarrte. Er war etwa ein oder zwei Schritt von Pris entfernt und etwa sechs vom Rand der Lichtung, als er den Schatten bemerkte, der sich aus den Ästen eines Baumes zu Boden schwang. Als er unten angekommen war, stützte er sich kurz gegen den Stamm der mächtigen Eiche, dann kam er langsam zu ihnen.
    Russ Dalling trat in den Mondschein, die weit aufgerissenen Augen wie gebannt auf das Gesicht seiner Schwester gerichtet. »Zur Hölle, Pris, was zum Teufel hast du hier zu suchen?«
    Mit diesen ersten Worten an seine Zwillingsschwester überzeugte Russ Dillon, dass sie beide ausgezeichnet miteinander auskommen würden - wenigstens in allem, was Pris betraf. Sie schenkte dem mitschwingenden Tadel in der Begrüßung ihres Bruders weiter keine Beachtung. Mit einem hellen Freudenschrei warf sie sich ihm um den Hals.
    Dillon fluchte leise; er lauschte auf die Geräusche der Nacht, wie sie auf den Laut reagierten, während Russ Dalling Pris mahnend zuraunte, still zu sein. Dass er sich versteckt und offenbar damit abgefunden hatte, die Nacht im Baum zu verbringen, verriet Dillon einiges. Sie standen ungeschützt in der Mitte der Lichtung, weit davon entfernt, in Sicherheit zu sein.
    Bei einem Blick zur Hütte bemerkte Dillon die beiden Pferde, die an den Pfosten davor gebunden waren, was jeder, der zufällig des Wegs kam, sehen würde. Er wandte sich um und erklärte: »Wir können nicht hier draußen bleiben.« Er fing Russ Dallings Blick auf. »Lasst uns hineingehen, da können wir dann alles erklären.«
    »Nein. Es gibt Männer, die suchen ...«
    »Ich weiß. Aber wenn sie herkommen, werden sie die angebundenen Pferde sehen. Meiner, der Rappe, ist gut bekannt in der Stadt - Harkness erkennt ihn auf den ersten Blick.«
    Russ Dalling hatte ihn in dem schwachen Licht genau gemustert. »Sie sind Caxton.«
    Dillon nickte. »Sie befinden sich auf meinem Land, das da ist meine Köhlerhütte.« Er fasste

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