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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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frappierend ähnlich – und wir hatten viel von unserer Mutter, die genau in meinem Alter gewesen war, als sie mit Mackie schwanger war. In diesem Augenblick dachte ich unvermittelt an unseren Dad und daran, wie sehr er sie immer noch vermissen musste, und ich war um seinetwillen froh, dass er nicht hier war und uns sehen konnte.
    Wir hatten gerade beschlossen, in die Stadt zu gehen und uns von unserer besten Seite zu zeigen, als mich so schnell eine Woge der Übelkeit überkam, dass ich mich in Mackies Unterwäscheschublade übergab. Allerdings blieb mir kaum Zeit, mich zu entschuldigen, da hatte sie den gesamten Inhalt bereits im Schonwaschgang. Und dann schaffte ich es kaum, das Kleid auszuziehen, bevor es wieder passierte, diesmal – und ich versuche hier, mich auf das Positive zu konzentrieren – in die Toilette.
    Mackie half mir dabei, mir einen ihrer Schlafanzüge anzuziehen, und steckte mich in ihr Bett, während sie nach unten ging, um ein Glas Gingerale zu holen. Als es mir wieder besser ging, kletterte sie neben mich aufs Bett, immer noch in ihrem Ballkleid.
    »Vielleicht sollten wir uns einfach nur einen Film ansehen«, sagte Mackie. Sie hatte einen, den sie mir schon län ger zeigen wollte, einen Jane-Austen-Abklatsch. Ursprüng lich hatte sie ihn spontan übers Online-Fernsehen geguckt und mochte ihn so gern, dass sie ihn sich kaufte, als sie ihn im Kaufhaus auf $9,99 reduziert entdeckte.
    »Er ist schmalzig«, warnte sie mich, »aber du musst einfach darüber hinwegsehen.«
    Ich trank einen Schluck von meinem Gingerale. »Das klingt nicht gut.«
    »Es ist eine tolle Geschichte«, meinte sie mit Nachdruck, »die sich in einem schlechten Skript verliert.«
    Ich willigte schließlich ein, ihn mit ihr zusammen anzusehen. Für Jane Austen war ich immer zu haben, selbst für einen Abklatsch.
    Vielleicht ging es mir einfach nur schlecht, auch wenn sich die Übelkeit schnell wieder legte. Oder ich war müde. Aber vielleicht war der Film auch viel schlechter, als Mackie zugeben wollte. Ich fand ihn jedenfalls schrecklich.
    »Diese Leute sind sehr seltsam«, sagte ich. »Die Frau sieht wie Homer Simpson aus.«
    »Man gewöhnt sich daran«, sagte Mackie.
    Das gelang mir aber nicht. Die Schauspieler hatten Ge sichtsticks und schlechte Dialoge – es war eine richtige Billigproduktion. Einmal hätte ich schwören können, ein Mikrofon im Bild gesehen zu haben.
    »Das ist der schlechteste Film, der je gedreht worden ist«, sagte ich. Ich konnte nicht glauben, dass meine clevere, kultivierte Schwester ihn tatsächlich gekauft hatte.
    Doch Mackie stand vom Bett auf und ging hinüber zum Fernseher. »Schön.« Sie war sauer. Und zwar so sauer, wie man es nur wird, wenn einen jemand, der es eigentlich besser wissen müsste, so richtig enttäuscht. Sie steckte die DVD in die Hülle und starrte mich wütend an. »Ich werde uns etwas anderes ausleihen.«
    »Es tut mir leid«, sagte ich, doch es war zu spät.
    Ich erbot mich mitzukommen, aber sie wollte nicht, dass ich in ihr Auto kotzte. Sie hatte eine ganze Bibliothek an DVDs in ihrem Fernsehschränkchen, aber es war klar, dass sie eine Verschnaufpause gebrauchen konnte.
    An der Tür hielt sie inne. »Bloß weil du deine morgendliche Übelkeit hast, hast du noch lange nicht das Recht, dich über jede Kleinigkeit zu beklagen.«
    »Du willst meine Übelkeit?«, versetzte ich wütend. »Du kannst sie gern haben!«
    Sie atmete tief ein und ließ die Luft dann wieder ent weichen. »Tatsächlich«, stellte sie fest, »kann ich das nicht.«
    Bevor ich reagieren konnte, machte sie die Tür hinter sich zu und stöckelte den Flur entlang. Mir blieb keine Zeit, etwas zu sagen. Aber selbst wenn sie eine Erwide rung gewollt hätte, war ich mir nicht sicher, was ich gesagt hätte.
    Ich kletterte in ihr Bett, um ihre Rückkehr abzuwarten. Der Fernseher war ausgeschaltet, und ich konnte die Palme draußen hören, die gegen das Fenster strich. Es war ein törichter Streit. Aber manchmal haben auch törichte Streitereien ein Körnchen Wahrheit in sich.
    Ich wartete so lange auf Mackies Rückkehr, dass ich in ihrem Bett einschlief – und da passierte etwas Verrücktes. Denn als Nächstes kam gar nicht Mackie nach Hause, sondern Clive. Vielleicht fiel ihm nicht auf, dass Mackies Wagen weg war. Oder er war mit seinen Gedanken woanders. Es gab ja auch nicht den geringsten Grund, warum er damit hätte rechnen sollen, dass ich in seinem Bett liegen würde. In seinem Bett, in einem dämmrigen

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