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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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Mörtel des Bauwerks verbergen sollte. Doch es gab auch eine andere Version, in der der Maurer den Ring stattdessen seiner eigenen Liebsten gab. Niemand konnte sagen, welche Überlieferung stimmte.
    »Dr. Frost starb liebeskrank im Jahre 1910, mit dem Bau wurde 1911 begonnen, und Minnie heiratete zwei Jahre später einen anderen Mann«, sagte die Bibliothekarin. »Aber Andrew Carnegie hatte nicht das Geringste mit dem Ganzen zu tun.«
    Nachdem wir wieder ins Büro zurückgekehrt waren und für alle vietnamesische Sandwiches mitgebracht hatten, fragte ich Howard wegen seiner Berufswahl regelrecht Lö cher in den Bauch.
    Es fing ganz einfach an. Ich wollte wissen, wie er ausgerechnet auf Houston verfallen war, um seine Arbeit zu tun. »Das wirkt wie eine todsichere Methode, um enttäuscht zu werden.«
    »Es ist eine harte Stadt, was den Denkmalschutz betrifft«, sagte Howard. Dann hielt er sein Sandwich in die Höhe. »Aber sie ist toll, was Restaurants betrifft.«
    Wir redeten darüber, dass Houston immer so auf Fortschritt und die Zukunft fixiert war, dass es sich oft nicht umsah und zu schätzen wusste, was es bereits vorzuweisen hatte. »Wir wollen immer die nächste große Erneuerung«, sagte Howard. »Wenn ein Bauwerk Beaux-Arts ist, dann wollen wir Art déco. Wenn es déco ist, wollen wir die Moderne. Wenn es modernistisch ist, wollen wir irgendein grässliches Bürohaus aus den frühen Achtzigern. Neuer gilt hier immer als besser. Selbst wenn es nicht so ist.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, während Howard aufstand, um eine frische Kanne Kaffee zu kochen. Meine Heimatstadt hatte viele tolle Eigenschaften. Es war eine heiße, freundliche, hilfsbereite Stadt voll von Energie und Wolkenkratzern und preiswertem, köstlichem Essen. Ich war vernünftig genug, um das nicht als selbstverständlich hinzunehmen. Doch es ist genauso einfach, Kritik an der eigenen Heimatstadt zu üben, wie an sich selbst. Sie ist ein Teil von einem, also muss man manchmal damit hadern. Man muss sich selbst und seiner Heimatstadt einen Schubs geben, damit sie besser werden. Man liebt seine Heimat stadt und hasst sie gleichzeitig für genau die gleichen Dinge.
    Wie sich herausstellte, war auch Howard hier aufgewachsen – und er behauptete, es gäbe keine andere Stadt, in der er wohnen wollte. Außer vielleicht in New York.
    Ich verspürte ein nostalgisches Kribbeln bei dem Gedanken an mein altes Leben. New York , wiederholte ich mit einem Nicken, als wir der Stadt zu Ehren eine Weile schwiegen. Ja, in dem Augenblick kam Sehnsucht in mir auf und schäumte geradezu über. Ich fragte mich, warum ich je von dort weggezogen war.
    Doch Howard rettete mich. »Ich vergöttere Houston«, sagte er mit der Überzeugung, die ich benötigte, um mich wieder nach Hause lotsen zu lassen. »Allein schon wegen des Tex-Mex-Essens würde ich für immer hierbleiben.«
    Wir waren einer Meinung. Eine tolle und zugleich frustrierende Stadt. Und unsere Aufgabe bei unserer Arbeit bestand darin, so lange an ihr herumzunörgeln, bis sie die beste Version ihrer selbst wurde – was im Grunde ein Liebesbeweis war, wenn man es sich recht überlegte. Unter anderem.
    Und dann fragte ich ihn überraschend: »Was hat es eigentlich für einen Sinn, alte Bauwerke zu retten?«
    Ich wollte bloß Konversation betreiben. Doch Howard kniff die Augen zusammen und schob seine Brille ein wenig hoch. »Haben wir Sie wirklich eingestellt?«
    Ich beobachtete ihn. »Ja.«
    »Wenn Sie erst fragen müssen« – seine Stimme klang gedämpft durch seine Hände – »werden Sie es nicht kapieren.«
    »Ich kapiere es längst«, sagte ich. »Aber ich möchte Ihre Meinung dazu hören.«
    Howard setzte die Brille ab. Es war ein langer Tag. Wir hatten den ganzen Nachmittag daran gearbeitet, die Notlage der Bibliothek publik zu machen. Die Aufregung, die schon vor dem Besuch des Gebäudes geherrscht hatte, hatte noch zugenommen, als wir die Bibliothek tatsächlich gesehen und die Wahrheit darüber erfahren hatten, wer sie erbaut hatte. Ja, es war peinlich, dass wir die Geschichte um Emmet Frost nicht gekannt hatten, da es unsere Aufgabe war, derlei Dinge zu wissen. Allerdings war es auch aufregend, eine derart tolle Geschichte im Hinter grund zu haben. Wir verschickten bereits Pressemitteilungen mit der Überschrift Bibliothek der Liebe . Andrew Carnegie hatte viele Städte mit vielen Bibliotheken versorgt – an sich schon unglaublich. Doch Emmet Frost hatte nur eine einzige erbaut. Und zwar für

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