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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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wären.«
    »Oh«, sagte sie. »Ich sehe sexy aus, aber ich fühle mich nicht sexy.«
    Es hätte mich eigentlich nicht überraschen sollen, aber das tat es doch. »Du magst Sex nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hat es dir je gefallen?«
    »Nie«, sagte sie. »Noch kein einziges Mal.«
    »Manchmal kann es nämlich Spaß machen.« Dann musste ich klarstellen: »Allerdings nie und nimmer mit Mr. Dick Dynamite.«
    Sie zuckte mit den Schultern. Schließlich sagte sie: »Aber ich gehe gern einkaufen! Er hat mich die ganze Zeit zum Einkaufen mitgenommen.«
    »Sicher.« Ich wollte sie bestätigen. »Einkaufen ist su per!« Und dann fragte ich, wobei ich die Frage schon bereute, während ich sie stellte: »Was hat er dir denn ge kauft?«
    »Hauptsächlich BH s«, antwortete sie. »Ich muss hundert BH s haben.«
    Manchmal fällt es mir schwer, mich daran zu erinnern, warum genau ich Mackie mied. Offensichtlich war etwas zwischen uns getreten – etwas, sagen wir mal, von der Größe eines Basketballs. Doch es lag ganz und gar an mir. Mackie fragte mich immer wieder, ob ich mit ihr zusammen zum Einkaufen fahren würde, doch ich sagte, ich wäre zu müde. Sie wollte auch im Büro des Denkmalschutzvereins vorbeischauen und sich ansehen, wo ich arbeitete, doch ich gab vor, ich hätte zu viel zu tun. Sie erkundigte sich nach meiner neuen Stelle, doch ich hatte keine Lust, mit ihr zu reden. Stattdessen sprach ich mit April.
    Eines Nachmittags erzählte ich April, während ich eine Flasche Wasser auf meinem Bauch balancierte, die Geschichte von Emmet und Minnie.
    »Das ist ja so traurig«, sagte sie zum Schluss. »Allerdings bloß gut, dass sie ihn nicht geheiratet hat – wo er doch kurz darauf gestorben ist.«
    Dann erzählte ich ihr von der Rettungsaktion für die Bibliothek. Ich versuchte, sie für die Sache zu begeistern. Mir Sorgen um etwas anderes als nur mich selbst machen zu können, hatte bei mir Wunder bewirkt, und ich wollte April einen ähnlichen Ansporn geben. »Es ist das schönste Bauwerk in Houston!«, sagte ich. »Und sie werden es abreißen! Es sei denn, ich kann jeden Einwohner der Stadt dazu überreden, es zu retten!«
    April hatte sich eben die Zehennägel lackiert und pustete jetzt darauf. »Aber wenn das Gebäude alt ist«, meinte sie, »ist es vielleicht an der Zeit für ein neues.«
    »Aber ein neues könnte niemals genauso gut sein!«, sagte ich. »Dieses Holz gibt es nicht mehr, und die Art von Glas wird gar nicht mehr hergestellt. Maurer verfügen nicht mehr über die gleichen Fertigkeiten, und Steinmetze auch nicht. Außerdem könnte man sich ein solches Bauwerk heutzutage gar nicht mehr leisten. Der ganze Stein? Das Schieferdach? Die kupfernen Regenrinnen? Vergiss es! Heutzutage ist alles aus Plastik, Spanplatten und jungem Kiefernholz. Diese alten Häuser wurden für die Ewigkeit erbaut.«
    »Bis jemand sie abreißt«, versetzte April.
    Wie sich herausstellte, war April kein Fan alter Dinge. Sie zählte etliche alte Dinge auf, die sie nicht mochte, einschließlich der Turnhalle bei ihrer Kirche, die »nach Fisch stank«, der Songs von Captain & Tennille, die ihre Eltern ständig spielten, und ihres Großvaters.
    Es wurmte mich, dass sie so gar keinen Sinn für Geschichte zu haben schien, also holte ich einen Stapel von Howards Büchern aus dem Kofferraum des Volvo, um sie ihr zu zeigen. April saß ganz still an einem Picknicktisch, während ich Howards Lieblingsbuch durchblätterte, eine Sammlung von Vorher-Nachher-Fotografien der herrschaftlichen Häuser, die früher einmal die Straßen der Innenstadt gesäumt hatten. April trug eine Sonnenbrille, und ich war mir nicht einmal sicher, dass sie überhaupt hinsah, aber ich pochte trotzdem mit den Fingern auf die Seiten und brachte mein Argument wieder und wieder an. Das Lucas-Haus! Erbaut: 1905. Abgerissen: 1961. Das Sweeney-Haus! Erbaut: 1903. Abgerissen: 1968. Das Carter-Haus! Erbaut: 1889. Abgerissen: 1965. Seitenweise herrschaftliche Häuser, Schlösschen und Burgen mit Türmen, Steinmetzarbeiten, überladenen Verzierungen und voll grandioser Pracht. All diese Häuser waren so viel verschnörkelter und kunstvoller gearbeitet und aus gefallener als alles, was es heute gab. Und beinahe alle, eines nach dem anderen, wurden abgerissen für Tankstellen, kleine Lagerhäuser und Parkplätze.
    Auf der Rückfahrt, während mein Dad den Arm aus dem Fenster hängen ließ, spürte ich einen Kloß im Hals. Ich hatte versucht, April Häuser und Gärten zu

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