Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
Vom Netzwerk:
reserviertes Mädchen könnte es schlechter treffen, so viel steht fest.«
    »Reserviert?« Er erinnerte sich an den leicht entrückten, melancholischen Ausdruck auf Amelias Gesicht, als sie sich an jenem Abend ausgekleidet hatte. Er hatte diesen Ausdruck bemerkt, obwohl sein Verstand vor allem von dem beansprucht wurde, was sie ihm damals Stück für Stück enthüllte.
    Gabriella zuckte mit den Schultern. »Sie hat ein paar Freunde, aber sie bevorzugt es offenbar, sich unnahbar zu geben. Was Westhope betrifft, so erzählt man sich, sie sei nicht halb so sehr von ihm bezaubert wie er von ihr. Du weißt doch, wie der ton ist, Liebster. Sie haben sie die unnahbare Venus getauft, weil sie sich weigert, mehr als ein paar Verehrer mit der Gunst eines Tanzes zu beglücken. Sie scheint es zu bevorzugen, sich zurückzuziehen, statt sich mit anderen zu unterhalten.«
    »Kein besonders origineller Spitzname, wenn du mich fragst.« Wenn er den bisherigen Abend Revue passieren ließ, dann hatte er allerdings tatsächlich nur einmal gesehen, wie Hathaways Tochter inmitten der anderen Vergnügungssüchtigen tanzte. Die meiste Zeit hatte sie sich so gut wie möglich hinter einer Säule oder einer hohen Topfpflanze versteckt. Und vor einer halben Stunde war sie endgültig verschwunden, obwohl ihre Tante mit diesem lächerlichen Turban immer noch zugegen war. Ein recht interessantes Verhalten für eine Schönheit wie sie. »Berühmtheit ist nichts als ein leeres Wort«, sagte er leise.
    »Wie bitte?« Gabriella blickte ihn mit leerem Gesichtsausdruck an.
    »Das ist ein Zitat.«
    »Ein was?«
    »Ein Zitat. Aus einem Buch. Gelegentlich lese ich«, fügte er ironisch hinzu.
    Sie winkte geradezu verächtlich ab, als wolle sie seine intellektuelle Neigung beiseitewischen. »Wenn dich meine Meinung interessiert: Sie ist merkwürdig. Sie flirtet nicht, und jemand hat mir erzählt, sie reitet jeden Morgen bei Tagesanbruch im Park aus, statt am Vormittag oder in den Nachmittagsstunden zu reiten, wie es sich geziemt. Ich befürchte zudem, dass sie vielleicht ein langweiliges Interesse an Büchern hat. Wenn das so ist, trägt sie es allerdings nicht vor sich her, wie es ein echter Blaustrumpf tun würde.«
    »Könntest du für mich definieren, was deiner Meinung nach einen echten Blaustrumpf auszeichnet?« Er wurde es nie müde, sich über die seichten Beurteilungen anderer Adeliger zu erregen.
    »Das sind Frauen, die ihren unweiblichen Neigungen nachgehen.«
    »Und das Lesen literarischer Werke gehört in deinen Augen also dazu.«
    »Genau. Wie auch immer … Ihre Distanziertheit umgibt sie mit einem Geheimnis, obwohl sie so schön ist, dass sie solche Tricks nicht nötig hat. Ich glaube«, gab Gabriella widerstrebend zu, »dass sie sich nicht bemüht, alle Männer zu umgarnen, wie es ihre Gleichaltrigen tun. Man könnte sogar so weit gehen zu behaupten, dass sie die Gesellschaft meidet, wo es nur geht. Die Männer wissen nicht, was sie von ihr halten sollen, und da Männer merkwürdig sind, werden sie von ihr magisch angezogen.«
    »Wir bevorzugen es, eine Frau zu erobern, statt wie ein erschöpfter Fuchs zur Strecke gebracht zu werden.«
    »Ist das so?« Ihre Augen verengten sich. »Bist du etwa auf eine Eroberung aus? Geht es dir um unsere kleine, unnahbare Miss?« Es war recht deutlich, dass Gabriella etwas eifersüchtig war, obwohl sie sich erst kürzlich mit ihrem zweiten Ehemann vermählt hatte, der nicht nur reich, sondern auch tolerant war. Alex fragte sich unwillkürlich, wie lange es wohl dauerte, bis die jungen Ladys, die sich auf dem Heiratsmarkt einen passenden Ehemann angeln wollten, beginnen würden, die Tänze auf ihren Tanzkarten zusammenzustreichen, um Lady Amelias bis jetzt einzigartigen Reiz nachzuahmen.
    »Wenn mit der unnahbaren Miss nicht die Zeremonie in einer Kathedrale verbunden wäre, die mich wie Ketten für den Rest meines Lebens an eine Frau fesseln würde, vielleicht. Aber in diesem Fall ist mir der Preis zu hoch. Ich bin bloß neugierig.« Er bot ihr höflich seinen Arm. »Wollen wir wieder hineingehen? Der Saum deines hübschen Kleids wird nass.«
    Kaum war er verschwunden, da tauchte dieser vermale-
deite Mann schon wieder draußen auf. Amelia hatte sich aus der unbequemen zusammengekauerten Position hinter einer gewöhnlichen, tropfenden Eibe aufgerichtet und überlegte gerade, wie sie am besten unbemerkt wieder in den Ballsaal schlüpfen konnte, als Lord Alexander wieder durch die Tür nach draußen trat,

Weitere Kostenlose Bücher