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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Enttäuschung oder Entsetzen war. Es regnete noch immer recht heftig. Trotzdem stand ihre Tante am Fuß der Treppe. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein ungläubiger Ausdruck ab. Der lächerliche Turban war inzwischen völlig durchnässt.
    Während all seiner Jahre in Spanien hatte er die Linien der Franzosen gehörig durcheinandergebracht, ohne je dabei erwischt zu werden. Und jetzt wurde er zum zweiten Mal an einem Tag bei etwas ertappt, das sich nicht gehörte. Es war gut, dass sein Glück ihm nicht während des Kriegs abhandengekommen war. Sonst wäre er jetzt wohl nicht mehr so lebendig.
    »Madam, vielleicht solltet Ihr nicht im Regen stehen bleiben, sondern Euch lieber zu uns gesellen.« Er ließ Lady Sophia McCays Nichte los und brachte eine leichte, förmliche Verbeugung zustande. »Wir haben hier Zuflucht gesucht, als der Regenschauer einsetzte.«
    Eine tropfnasse Lady McCay stürmte die Stufen hinauf. Eisig erwiderte sie: »Zuflucht scheint nicht alles zu sein, was Ihr gesucht habt.«
    »Es ist nicht nur seine Schuld.« Amelia riss sich bewundernswert zusammen. Ihr hübsches Gesicht war ein wenig gerötet, aber ihre Miene wirkte gefasst. »Ich bin vorhin rausgegangen, weil … Du weißt, warum. Und Alex hat mir geholfen.«
    »Alex?« Der Gesichtsausdruck ihrer Tante wechselte von verwirrt zu entsetzt. »Ich glaube, diese Vertrautheit ist absolut unangemessen, zumal du mich erst vor wenigen Stunden gefragt hast, wer er ist, Amelia. Nicht zu vergessen, was ich gerade gesehen habe. Was geht hier vor sich?«
    Wenn er nicht sofort die Verantwortung übernahm, konnte die Situation in einer Katastrophe münden. Leise mischte Alex sich ein: »Lady Amelia und ich sind uns schon einmal begegnet, doch wir wurden einander nicht vorgestellt. Ich bin mir bewusst, was Ihr gerade gesehen habt, könnte unter gewissen Umständen falsch aufgefasst werden, aber …«
    »Vergebt mir, Mylord, aber was ich gesehen habe, war ganz unzweideutig. Amelia, bitte geh durch den Garten zum hinteren Tor. Die Kutsche wartet dort auf uns. Nachdem du so lange verschwunden warst, habe ich gefürchtet, du steckst in Schwierigkeiten, weshalb ich den Kutscher anwies, dort zu warten, ehe ich mich auf die Suche begab. Wir werden sofort gehen. Aber zuerst muss ich noch ein Wort mit Lord Alexander reden.«
    Es war schwierig, die majestätische, erzürnte Anstandsdame zu spielen, wenn einem zugleich Regen von der Nase tropfte. Dennoch kämpfte Sophia um einen angemessenen Gesichtsausdruck. Das Gefühl, dass etwas ganz und gar schieflief, war mit jeder Minute, die Amelia nicht wieder im Ballsaal aufgetaucht war, größer geworden. Ihr Instinkt hatte wohl noch nie so sehr ins Schwarze getroffen.
    »Ich denke nicht …«, hob Amelia an. Sie schaffte es, sogar mit den zerzausten, bernsteinfarbenen Haaren und ihrem leicht feuchten und knittrigen Kleid wunderschön auszusehen. Sie hatte diesen ganz besonderen Blick einer Frau, die gerade erst geküsst worden war. Ihre Wimpern waren eine Winzigkeit gesenkt und ihr Mund leicht geöffnet.
    »Offenbar hast du überhaupt nicht gedacht«, fauchte Sophia. Sie bemühte sich um einen tadelnden Tonfall, obwohl sie Amelia bisher noch nie richtig ausgeschimpft hatte. »Bitte geh, mein Kind. Wir beide werden uns auf dem Weg nach Hause unterhalten.«
    »Ich werde nass.« Starrsinnig blieb Amelia stehen, und zwar nicht, weil sie den Regen fürchtete.
    »Es ist ein warmer Abend, ich bin selbst auch völlig durchnässt. Auf dem Heimweg können wir uns gegenseitig ob unseres desolaten Zustands bedauern.«
    Obwohl ihre Nichte sonst durchaus imstande war, Haltung zu bewahren und ihr Widerstand zu leisten, schien in Sophias Stimme genug eiserner Wille mitzuschwingen. Amelia kapitulierte mit überraschender Sanftmut, wobei sie dem groß gewachsenen, jungen Mann, der so lässig in der Mitte des Pavillons stand, einen letzten, beredten Blick zuwarf. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den zu deuten Sophia schwerfiel. Amelia ging die Stufen hinunter und verschwand.
    »Seid Ihr wahnsinnig?«, fragte Sophia ohne Umschweife. »Was denkt Ihr Euch eigentlich, Mylord? Mein Schwager bringt den Mitgliedern der Familie St. James nur wenig Zuneigung entgegen. Wäre er es gewesen und nicht ich, der Euch in dieser kompromittierenden Situation mit seiner Tochter vorgefunden hätte, so müsstet Ihr jetzt nach einem Sekundanten suchen und bei Tagesanbruch aufstehen, das versichere ich Euch.«
    Alexander St. James hob nur leicht eine dunkle Braue

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