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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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den restlichen Abend.« Er hielt ihrem Blick nur eine Winzigkeit zu lang stand, ehe er sich höflich verbeugte.
    Während er davoneilte, wurde ihm klar, wie beunruhigend diese neue Entwicklung war. Er schritt an den beiden Ladys im Korridor vorbei und bedachte sie lediglich mit einem knappen Kopfnicken. Er hoffte, sie konnten an seiner Miene nicht ablesen, wie bewegt er war. Die Situation bereitete ihm Sorgen. Seine Großmutter hatte etwas sehr Wichtiges vor ihm geheim gehalten, als sie ihm erzählte, was sich vor Jahren zugetragen hatte. Aber das war nicht sein Problem. Dass Amelia in die Sache hineingezogen wurde, war unnötig. Sie hatte mit diesem Zerwürfnis nichts zu tun, außer dass sie in eine der Familien hineingeboren worden war. Sie war eine junge, unschuldige Lady. Der Teil des Briefs, den er überflogen hatte, war für niemandes Augen bestimmt außer für die des Empfängers. Schon gar nicht waren die Zeilen für jemanden wie Amelia geeignet. Die Sprache war nicht eindeutig sexuell gewesen, aber jedes einzelne Wort war mit erotischen Gefühlen und versteckten Anspielungen aufgeladen. Eine sexuelle Vereinigung war eindeutig die Privatangelegenheit von Mann und Frau, und Gefühle , die dieses Verlangen betrafen, sollten auch nur von diesen beiden geteilt werden. Es war bloß seine bescheidene Meinung, aber diese Gefühle und Gedanken waren ebenso intim wie der Akt selbst.
    Vielleicht hätte er sie einfach bitten sollen, die Nachricht behalten zu dürfen. Aber da die Zeilen von seiner Großtante verfasst worden waren und sich an Amelias Großvater richteten, wusste er nicht, ob dieser Brief nun seiner Familie gehörte oder ihrer.
    Schwer zu sagen. Aber eins wusste er: Wer auch immer den Brief an Amelia geschickt hatte, hätte ihn nicht besitzen dürfen.
    Michael und Luke schienen für ihn in dieser Situation die richtigen Ansprechpartner, um Rat zu suchen. Das hatte schon in Spanien immer gut geklappt. Als Dreiergespann hatten sie eine beeindruckende Macht gebildet. Die Franzosen konnten ein Liedchen davon singen.
    Er entschuldigte sich bei der Gastgeberin, weil er schon gehen musste. Sie versicherte ihm, seine Gegenwart habe sie sehr gefreut. Zweifellos war sie verwirrt, weil er sonst nie an geschmacklosen Musikabenden teilnahm. Er ging und nannte seinem Kutscher Lukes Adresse. Der Butler seines Freundes informierte ihn, der Viscount Altea sei ausgegangen. Schließlich fand er Luke im Klub. Das erwies sich als glückliche Fügung, denn Alex wollte nicht nur mit ihm reden. Ein ordentlicher Schluck Brandy konnte auch nicht schaden.
    Luke nickte kaum merklich, als Alex sich in einen Sessel neben ihn fallen ließ und einen Drink bestellte. Ohne große Vorrede sagte er: »Du bist genau die Person, die ich sehen wollte. Der große Rätselmeister.«
    »Nicht wegen meines legendären Charmes? Ich glaube, jetzt bin ich beleidigt. Obwohl ich zugebe, meinen Charme ungern an dich zu verschwenden.« Luke hob langsam eine dunkelblonde Braue. »Der Rätselmeister hat sich zur Ruhe gesetzt. An seiner Stelle sitzt nun der gesetzte Viscount.«
    »Gesetzt? Ich bin nicht sicher, ob das passt. Glaub mir, die Gesellschaft wäre sich mit mir in dieser Frage einig.« Alex grinste und bedankte sich beim Kellner für den Brandy. Nach dem ersten belebenden Schluck sagte er: »Jetzt kommt ein Rätsel für dich: Sag mir, warum es jemandem gefällt, einen alten Zwist zwischen zwei aristokratischen Familien wieder aufflammen zu lassen? Ich meine, die Angelegenheit ist irgendwie unwiderruflich zu einem Ende gebracht worden, als die beiden Beteiligten, die ursprünglich in die Sache verstrickt waren, unter dramatischen Umständen verstorben sind. Sie hinterließen der folgenden Generation nur ein Erbe aus Missbilligung und Misstrauen, und sie leidet immer noch daran. Aber auch die Generation danach, die von dieser Geschichte nur Bruchstücke kennt, leidet darunter.«
    »Welche Generation?«
    »Meine.«
    »Aha. Definiere ›wieder aufflammen lassen‹.« Luke wirkte ehrlich interessiert. Seine Finger spielten mit dem Glas.
    »Jemand hat anonym die letzte Seite eines alten Liebesbriefs an eine junge Frau geschickt.« Alex zögerte, ehe er möglichst lapidar hinzufügte: »Lady Amelia erhielt das Fragment eines Briefs, das die Schwester meines Großvaters einst schrieb; Lady Amelia hat die Unterschrift wohl erkannt, aber sie kannte die Geschichte nicht, die dahintersteckt, bis ich sie ihr erzählte. Sie hat mir den Brief heute Abend gezeigt.

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