Eine skandalöse Braut
Erfahrung.«
»Wird auch jedem ein Heiratsantrag gemacht, während er gerade dabei ist? Ich habe nämlich einen bekommen, und ich finde, das gibt mir das Recht, verwirrter zu sein als die meisten.«
Es war schwer zu glauben, aber die Vorstellung, sein Junggesellendasein aufzugeben, beunruhigte ihn nicht mehr sehr. Dabei hatte er sich nach seiner Rückkehr aus Spanien geschworen, das Leben als Junggeselle zu genießen. Wenn er Amelia so weich und anschmiegsam neben sich liegen hatte, war es vielleicht nicht besonders verwunderlich, dass ihm der Abschied vom Junggesellenleben leichtfiel. Er war noch nicht bereit, sich seine Liebe einzugestehen, aber er war sich durchaus ihrer Anziehungskraft bewusst. Er hatte es sich immer als eine lästige Pflicht ausgemalt, eine Frau zu nehmen. Aber mit ihr wäre es ein Vergnügen. Nicht nur im Bett, sondern auch außerhalb.
Sein Samen schimmerte milchig auf ihren hellen Schenkeln und war mit Blut vermischt. Eine kleine Erinnerung an ihre verlorene Unschuld. Auch das Gemach, das er erst jetzt bewusst wahrnahm, erinnerte an vergangene unschuldige Zeiten. Die Bettvorhänge waren in einem mädchenhaften Rosa gehalten, und der mit Schnitzereien verzierte Schaukelstuhl in der Ecke war der eines Kindes. Die Gardinen waren mit Rüschen besetzt, die sich in der Nachtbrise leise bewegten.
»Vielleicht war das ein bisschen viel für dich.« Er blickte ihr tief in die Augen, ehe er sich vorbeugte und sie sanft küsste. »Aber gib es ruhig zu: Das war der perfekte Zeitpunkt, um deine Hand anzuhalten, oder? Als die Braut keuchend in meinen Armen lag.«
»Ich glaube nicht, dass ich gekeucht habe«, erwiderte sie steif. Aber dann lachte sie und fügte unbefangen hinzu: »Ich habe eigentlich keine Ahnung, ob ich gekeucht habe oder nicht. Aber wenn du mich zu einem anderen Zeitpunkt gefragt hättest, hätte ich auch Ja gesagt.«
Seine Hand, die langsam von ihrem Hals hinab zu der Brust glitt, verharrte. »Ich hätte etwas mehr Romantik an den Tag legen können, glaube ich. Mit Rosen, einem Kniefall und so weiter. Aber ich habe vorher nicht darüber nachgedacht. Ich wollte dir einfach nur zeigen, dass ich dich nicht ausnutze.«
Ein verrufener Wüstling mit gequälter Miene, der sich dafür entschuldigt, eine Jungfer verführt zu haben, war jedenfalls ein unbezahlbarer Anblick. Alex ruhte neben ihr in seiner herrlichen Nacktheit. Sein schlanker, großer Körper nahm einen Großteil ihres Betts ein, und sein rabenschwarzes Haar war in noch größerer Unordnung als sonst.
»Du warst sehr romantisch«, erklärte Amelia ihm. Die Erinnerung an seine behutsamen, geübten Berührungen war noch frisch. Ihr Körper war befriedigt, und das Glück war spürbar in ihr Leben eingezogen. »Ich wollte mit niemandem tauschen, glaub mir.«
Als sie dieses Mal die Hand hob, um eine wirre, schwarze Locke von seinem Hals zu streicheln, konnte die Welt es nicht sehen. Es gab nur sie zwei. Sie waren sicher und geborgen an dem Ort auf der Welt, der ihr der liebste war. Die Umgebung war ihr vertraut, und sein Lächeln genügte, um jeder Frau den Kopf zu verdrehen. Ihr Blick verschwamm, und in ihrem Hals machte sich eine verräterische Enge breit.
Er umfasste ihre Finger und drückte einen Kuss darauf. »Ich bin froh, wenn du noch keine Reue verspürst. Sobald die Leidenschaft vorbei ist …«
Sein leises Schulterzucken ließ sie zögern. Er wusste, wie es war, wenn die Leidenschaft vorbei war und das Interesse schwand. »Dann setzen die Zweifel ein?«, vollendete sie den Satz für ihn.
»In diesem Fall nicht.«
»Aber es ist dir schon häufiger passiert.«
»Mir ist noch nie etwas Vergleichbares passiert.«
Sie glaubte ihm. Es ging nicht nur um die körperliche Liebe. Er hatte seinem Ruf als Casanova bis zu einem gewissen Grad alle Ehre gemacht – selbst wenn er nicht wusste, dass er diesen Ruf genoss. Aber jetzt schwang in seiner Stimme etwas mit, das selbst sie zu deuten wusste, obwohl sie fast ihr ganzes Leben behütet in Cambridgeshire verbracht hatte.
»Du hast meine Welt in den Grundfesten erschüttert.«
Ein Teil von ihr wollte laut lachen. Sie lag nackt neben einem Mann, und zwar nicht irgendeinem Mann, sondern neben Alex St. James, und auf ihren Oberschenkeln klebte noch der Beweis der Lust, die sie einander bereitet hatten. Sie wollte am liebsten ihre Freude aller Welt kundtun.
Er tat genau das Richtige. Er beugte sich zu ihr herüber, und sein dunkles Haar fiel ihm in die Stirn. »Ich mag dich .
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