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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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die Ohren zuhielt.
    Martha und ein weißbärtiger Herr, der der Arzt aus dem Dorf sein musste, standen mit ebenso verwunderten Mienen hinter Hayden.
    Mit einem heiseren Aufschluchzen sprang Allegra vom Bett, lief an ihrem Vater vorbei und warf sich in Marthas Arme.
    Die üppige Taille der Frau umklammernd, weinte sie: »Oh, Martha, bitte, mach, dass sie weggeht. Ich werde auch ganz artig sein, das schwöre ich! Ich tue alles, was Vater will. Nur lass nicht zu, dass sie mich beißt oder noch einmal so ein schreckliches Geräusch macht!«
    Während Allegra ihr Gesicht an Marthas Busen barg und immer noch schluchzte, erhob sich Lottie von dem Bett. Hayden starrte sie an, als wäre sie Attila, der Hunnenkönig, und Johanna von Orleans in einer Person vereint.
    »Ich glaube, sie wird nun schlafen«, verkündete Lottie. Mit einem scharfen Blick zu dem Arzt fügte sie hinzu:
»Ohne
Laudanum.«
    Dann zog sie die Schleife ihres Morgenmantels zu und segelte an allen vorbei aus dem Schlafzimmer. Auf dem Flur standen Meggie, Jem und der Rest der Dienerschaft und betrachteten sie mit einer neu gewonnenen Mischung aus Bestürzung und Respekt.
    »Oh, Mylady, wir dachten, das junge Fräulein würde Sie umbringen, jawohl«, brach es aus Meggie heraus. »Ich haben den Herrn noch nie so gesehen. Himmel, er hat Jem einfach zur Seite geschoben und selbst die Tür eingeschlagen!«
    Während Lottie an ihnen vorüberging und sich bei der Vorstellung, wie sich Hayden gegen die Tür warf wie ein Ritter, der zur Rettung seiner Edeldame eilte, ein Lächeln verkneifen musste, machten die Dienstboten entweder einen Knicks oder eine Verbeugung. Sie wusste, Allegras Entschuldigung konnte getrost bis morgen früh warten. Nun, da es den Dienern möglich war, ihre Nachtruhe ungestört zu genießen, war es nicht länger von Bedeutung, dass Gerüchte behaupteten, sie sei die Mätresse jedes Adeligen in London gewesen.
    Sie waren einfach nur froh, dass sie jetzt ihre Herrin war.

13
    Wie könnte ich nur entdecken, welche entsetzlichen Geheimnisse hinter der verschlossenen Tür seines Herzens lauerten?
    Nach dieser Nacht wurde Allegra eine Musterschülerin. Sie erschien jeden Morgen pünktlich um zehn Uhr zu ihrem Unterricht, die Schürze frisch gestärkt und die Strümpfe ordentlich am Strumpfband befestigt. Sie stand neben ihrem Tisch, die Hände vor sich gefaltet, und deklinierte brav lateinische Substantive, ehe sie das kleine und das große Einmaleins fehlerfrei aufsagte. Sie konnte Marrakesch auf dem Globus finden und die Geschichte der Ost- und Westgoten wiedergeben, dass es den Römern Tränen des Neids in die Augen getrieben hätte.
    Lottie musste nicht länger jeden Morgen ihre Schuhe ausschütteln, ehe sie hineinschlüpfte, oder ihre Hüte verstecken – für den Fall, dass sich eine Ziege in ihr Zimmer verirrte. Da sich sowohl Allegra als auch das Gespenst friedlich verhielten, waren allen Bewohnern des Herrenhauses mehrere selige Nächte ungestörter Nachtruhe vergönnt. Es schien, als herrschte auf Oakwylde Manor Waffenstillstand.
    Aber ohne die Herausforderung, Allegras Streichen zu entgehen, fand sich Lottie alsbald von einem anderen Leiden geplagt – Langeweile. Hayden war noch unnahbarer als zuvor und behandelte sie mit der zurückhaltenden Freundlichkeit, die man vielleicht einer Cousine zweiten Grades entgegenbrachte. Und obwohl sie dankbar für die Gesellschaft ihrer treuen Freundin war, konnte man nicht behaupten, dass Harriet sonderlich aufregend war. Ihr Hauptgesprächsthema drehte sich gewöhnlich um das Gebäck, das am Vortag zum Tee gereicht worden war.
    Eines düsteren Dienstagmorgens befanden sich Allegra und Lottie im Schulzimmer; sie schauten aus dem Fenster und beobachteten, wie die Regentropfen an den Fensterscheiben hinabliefen. Während ein Tropfen in den nächsten überging, spürte Lottie, wie ihr die Lider schwer wurden. Allegras Gähnen war ansteckend.
    Ehe sie gänzlich einnickte, fing sich Lottie jedoch und schlug energisch das Schulbuch vor sich zu.
    Allegra zuckte schuldbewusst zusammen und begann, eilig in ihr Heft zu schreiben.
    Lottie erhob sich. »Wir beschäftigen uns seit letzter Woche mit Magellan und DeSoto. Nun, ich sage, wie kann man besser verstehen lernen, wie der Verstand eines Entdeckers arbeitet, als selbst auf Entdeckungsreise zu gehen?«
    »Entdeckungsreise?« Obwohl Allegra nicht minder argwöhnisch als sonst aussah, glomm doch ein Funken von Interesse in ihrem Blick auf.
    »Es heißt, dieses

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