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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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er seine Vergangenheit ihr gegenüber weder versteckte noch verschleierte.

    Eine Vergangenheit, von der - da war sie sich einigermaßen sicher - nicht einmal seine Familie etwas ahnte. Von der gewiss nur eine Handvoll Menschen überhaupt etwas wusste.
    Er war ein Mann, der tiefe Schatten hinter sich zurückgelassen hatte; die Umstände hatten ihn dazu getrieben, ins Licht zu treten, und nun brauchte er jemanden an seiner Seite; jemanden, der seinen Hintergrund verstand, der ihn verstand und dem er sich anvertrauen konnte.
    Zumindest das hatte sie inzwischen erkannt - und akzeptiert.
    Sie rekelte sich unter der Decke und seufzte. Seine Worte hatten sie dazu bewegt, sich die Vorstellung, mit ihm verheiratet zu sein, zumindest einmal vor Augen zu führen; ihre intuitive Reaktion auf dieses fiktive Zukunftsbild war völlig anders ausgefallen, als sie es erwartet hatte. Völlig anders als jede Reaktion, die sie bislang dem Thema Heirat gegenüber gezeigt hatte.
    Jetzt, da sie sich vorstellte, seine Ehefrau zu werden, fand sie die Aussicht mit einem Mal überaus reizvoll. Mit zunehmendem Alter, zunehmender Erfahrung - vielleicht auch zunehmender Reife - wurde ihr bewusst, dass sie gewisse Dinge, wie etwa das ruhigere Leben auf dem Land, inzwischen weitaus mehr schätzte, als sie es früher getan hatte; allmählich begriff sie, dass ihr diese Dinge durchaus wichtig waren, dass sie ihr ein Betätigungsfeld lieferten, das ihren natürlichen Begabungen entsprach - ihrem Führungsund Organisationstalent; ohne derlei Betätigungsmöglichkeiten fühlte sie sich unausgefüllt …
    So wie sie sich im Hause ihres Onkels in zunehmendem Maße unausgefüllt fühlte.
    Diese Erkenntnis war nicht nur ein Schock, sondern vielmehr ein regelrechtes Erdbeben, das ihren gesamten Lebensentwurf in seinen Grundfesten erschütterte. Diese neue Erkenntnis war keineswegs leicht zu verarbeiten, zu akzeptieren.
    Sonnenstrahlen tanzten an der Decke ihres Schlafzimmers; der gesamte Haushalt war bereits wach, der neue Tag erwartete sie. Und dennoch blieb sie in den Schutz der Decke gehüllt liegen und
vertiefte sich weiter in ihre Gedanken. Sie ließ ihrer Fantasie freien Lauf und folgte ihr, wohin sie sie führte.
    Ihre Mädchenträume, die sie vor langer Zeit begraben hatte, erhielten plötzlich neues Leben und eine neue Gestalt, entsprechend der Frau, die sie inzwischen geworden war - und diesmal passten die Träume zu ihrer Person.
    Sie konnte sich eine solche Zukunft vorstellen, sie sich ausmalen - sich regelrecht danach sehnen, wenn sie es nur zuließ -, eine Zukunft als Tristans Ehefrau. Als seine Countess. Seine Gefährtin.
    Was ihre Träume besonders beflügelte, ihnen noch größere Faszination und Macht verlieh, war die magische Vorstellung, dass sie es war - und zwar sie allein, wie er betonte -, die ihm alles geben konnte, was er wollte. Womöglich sogar alles, was er brauchte. Wenn sie beide zusammen waren, spürte sie die ungeheure Macht dessen, was sich zwischen ihnen entwickelt hatte. Dieses lebendige Gefühl, das so viel tiefer ging als jedes Verlangen, stärker war als jede körperliche Lust. Dieses Gefühl, das sie in jenen intimen und vertrauten Momenten schützend umfing.
    Ein Gefühl, das sie beide miteinander teilten.
    Subtil und schwer zu fassen; etwas, was am deutlichsten hervortrat, wenn sie beide in jenen hitzigen Momenten ihre Deckung vollständig aufgaben; etwas, was aber nichtsdestoweniger immer da war, selbst wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegten - wie ein leises Funkeln, das man aus dem Augenwinkel heraus wahrnimmt.
    Er hatte sie gefragt, warum sie nie geheiratet hatte; die Wahrheit war, sie hatte sich über den eigentlichen Grund noch nie Gedanken gemacht. Ihre tiefe, instinktive Überzeugung - die es ihr so leicht gemacht hatte, Whorton gehen zu lassen - war so fest in ihr verwurzelt, bildete einen so wesentlichen Teil ihrer selbst, dass sie sie noch nie gezielt zutage gefördert und studiert hatte. Sie war einfach immer da gewesen als eine unumstößliche Wahrheit.
    Zumindest bis Tristan aufgetaucht war und seine gesamte Persönlichkeit vor ihr ausgebreitet hatte.

    Und im Gegenzug hatte er nun selbst das Recht, ihr Fragen zu stellen, ihre Gründe zu erfahren und deren Berechtigung zu überprüfen.
    Es war daher an der Zeit, einen eingehenden Blick in ihr Innerstes zu werfen, in ihr Herz und in ihre Seele, und herauszufinden, ob jene alten Vorbehalte noch immer Gültigkeit hatten oder ob sie angesichts dieser

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