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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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gestorben. Egal, was für ein Mensch Frank auch gewesen sein mag, aber er war ihr Vater und mein Ehemann. Ich glaube, du verkennst ein wenig die Situation.“
    Seine dunklen Augenbrauen hoben sich. Den störenden Gedanken an Frank hatte er in den vergangenen Wochen immer häufiger beiseitegeschoben, ja eigentlich vollkommen verdrängt, denn er war ihm alles andere als angenehm. Plötzlich erinnerte Alexander sich daran, sich schon lange nicht mehr nach dem Stand der Ermittlungen erkundigt zu haben.
    Seine Stimmung kühlte unvermittelt um einige Grade ab. „Du hast doch selber gesagt, sie hat ihren Vater nicht besonders gemocht. Linda, bitte! Du bist doch eine junge, schöne Frau, und glaub mir, deine Tochter sieht das genauso. Außerdem mag sie mich.“
    „Ich bin fast fünfunddreißig, also beileibe kein junges Mädchen mehr. Und in erster Linie, Alexander, bin ich eine Mutter.“
    „Okay, okay, dann lass uns fahren, bevor wir uns noch darüber in die Haare geraten“, winkte er mit barscher Stimme ab.
    Linda starrte ihn an. „Bist du jetzt beleidigt oder so was in der Art?“
    Er hatte bereits seine Lederjacke in der Hand und griff nach dem Autoschlüssel, der auf einer kleinen Kommode im Flur lag.
    „Warum sollte ich beleidigt sein?“ Sein missmutiger Gesichtsausdruck sprach Bände.
    „Eben, genau das frage ich mich auch. Warum solltest du es sein?“
    Auf dem Weg zu Lindas Haus sprachen sie eher wenig miteinander. Dort angekommen, verschwand Linda sofort nach oben, zog sich um und kam – jetzt ebenfalls mit Jeans und einem bequemen Sweatshirt bekleidet – zu Alex herunter in die Küche, wo er es sich in der Zwischenzeit mit einer Sonntagszeitung und einer weiteren Tasse Kaffee gemütlich gemacht hatte.
    „Du trinkst zu viel Kaffee, Alex“, bemerkte sie tadelnd, schenkte sich selbst ein Glas Wasser ein und setzte sich ihm gegenüber. „Du hast vorhin schon vier Tassen gehabt. Das dürften dein Magen und besonders dein Herz dir irgendwann übel nehmen.“
    Seine Stimmung war inzwischen wieder etwas besser geworden, und er nickte zustimmend. „Liegt wohl an meinem Job. Da ich schon seit längerer Zeit angestrengt versuche, so wenig wie nur möglich zu rauchen, brauche ich wenigstens meine Ration Koffein, um das alles hinzukriegen.“
    Es war das erste Mal, dass er in ihrer Gegenwart andeutete, wie er zu seiner Arbeit stand. Das fand sie spannend, und ihr Interesse war sofort geweckt. Ihr verstorbener Mann hatte so gut wie nie über seinen Job mit ihr gesprochen. Die Gespräche mit Alexander genoss sie deshalb umso mehr.
    „Warum bist du Polizist geworden, Alexander?“
    Er ließ die Zeitung sinken und legte sie zusammen. „Apropos,hast du etwas dagegen, wenn ich in deiner Küche rauche?“
    „Nein, tu dir keinen Zwang an.“ Sie rutschte von ihrem Hocker und brachte ihm einen schweren Aschenbecher aus Marmor. „Beantwortest du mir meine Frage?“
    Über sein brennendes Feuerzeug hinweg, die Zigarette bereits zwischen den Lippen, blickte er sie ernst und nachdenklich an. Nach einer Weile ließ er die Flamme jedoch ungenutzt verlöschen und schob die Zigarette wieder zurück in die Packung. „Ich bin zur Polizei gegangen, weil ich damals diese romantische Vorstellung von ‚Dein Freund und Helfer‘ im Kopf hatte. Ich wollte etwas Sinnvolles tun, für Gerechtigkeit sorgen und … du weißt schon, die Guten beschützen und die Bösen einbuchten. Außerdem war mein Vater immer mein großes Vorbild. Ich wollte einfach so sein wie er. Inzwischen habe ich allerdings lernen müssen, dass die Wirklichkeit etwas anders aussieht und viel an diesem Job hängt, von dem ich vorher noch nicht einmal den Ansatz einer Ahnung hatte.“
    Seine Finger spielten mit dem Feuerzeug, das nun vor ihm auf dem Küchentresen lag. „In der letzten Zeit habe ich ziemlich oft daran gedacht, die Mordkommission zu verlassen. Ich bin schon so lange dabei – viel zu lange. Weißt du, es ist manchmal so schlimm, dass du einfach nicht mehr abschalten kannst. Du siehst jemanden dort liegen, dem ein anderer Mensch einfach das Leben genommen hat. Es kommt vor, dass das wegen Nichtigkeiten geschieht, und das alles erscheint dir so verdammt sinnlos. Du kannst nur noch reagieren und versuchen, herauszufinden, wer es getan hat und warum. Wobei die ständige Frage nach dem Warum das Schlimmste überhaupt ist, denn es wird niemals eine schlüssige Antwort darauf geben. Trotzdem stellt man sich immer und immer wieder diese Frage. Manchmal hast

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