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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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einer juristischen Angelegenheit? Ich nehme an, es hängt mit General Carlyon zusammen?«
    Sie war also nicht nur direkt, sondern auch intelligent. Monk änderte schlagartig seine Taktik. Er hatte sich eine affektiertere Frau vorgestellt, eine regelrechte Schäkerin – und damit gründlich danebengetippt. In Louisa Furnival steckte weitaus mehr, als er gedacht hatte, und das machte es erheblich leichter, Alexandra Carlyon zu verstehen. Diese Frau war eine ernstzunehmende Rivalin, nicht nur ein beiläufiger Zeitvertreib für eine Nacht – die sicher auch beeindruckend verlaufen wäre.
    »Ja«, erwiderte er mit derselben Offenheit. »Mr. Oliver Rathbone – Mrs. Carlyons Anwalt – hat mich beauftragt sicherzustellen, daß wir hinsichtlich der Geschehnisse am Mordabend übereinstimmen.«
    Sie schenkte ihm nur ein ganz schwaches Lächeln, aber es wirkte überaus humorvoll, und ihre Augen leuchteten dabei auf.
    »Ich weiß Ihre Ehrlichkeit zu schätzen, Mr. Monk. Mit spannenden Lügen kann ich durchaus etwas anfangen, aber langweilige ärgern mich maßlos. Was möchten Sie wissen?«
    Monk lächelte zurück. Er dachte nicht im Traum daran, mit Louisa Furnival zu flirten, entdeckte jedoch aufkeimendes Interesse in ihrem Gesicht und machte es sich instinktiv zunutze.
    »Alles über den Verlauf des Abends, soweit Sie sich noch daran erinnern, Mrs. Furnival«, erwiderte er. »Und anschließend alles über den General und Mrs. Carlyon sowie ihre Beziehung zueinander. Vorausgesetzt, Sie sind bereit, es mir zu erzählen.«
    Sie senkte den Blick. »Wie überaus gründlich von Ihnen, Mr. Monk. Obwohl ich befürchte, daß Sie ihr außer Gründlichkeit nicht viel werden bieten können, dem armen Geschöpf. Aber Sie müssen wohl wenigstens so tun als ob. Wo soll ich anfangen? Bei der Ankunft der Gäste?«
    »Wenn es Ihnen recht ist?«
    »Vielleicht setzen Sie sich erst einmal hin, Mr. Monk.« Sie wies auf das verschwenderisch gepolsterte, rosafarbene Sofa und wartete, bis er sich darauf niedergelassen hatte. Dann stolzierte sie mit schwingenden Hüften und bei weitem mehr Sinnlichkeit als Grazie zum Fenster. Sie postierte sich so, daß das Tageslicht voll auf sie fiel, und blickte ihn herausfordernd an. Monk wurde im selben Moment klar, daß sie sich ihrer Wirkung absolut bewußt war und dies in vollen Zügen genoß.
    Er lehnte sich zurück und schwieg.
    Louisa trug ein tiefausgeschnittenes, rosenfarbenes Kleid, dessen Unterteile sich über einer breiten Krinoline bauschte. Sie bot einen wahrhaft dramatischen Anblick, wie sie so vor den tiefrosa Vorhängen stand und lächelnd zu ihm hinsah.
    »Ich weiß nicht mehr, in welcher Reihenfolge sie hier eingetroffen sind, aber an ihre jeweiligen Gemütsverfassungen erinnere ich mich genau.« Trotz des hellen Lichts und obwohl sie ihn unverwandt anblickte, konnte er die Farbe ihrer Augen nach wie vor nicht erkennen. »Was ihr Kommen betrifft, ist der exakte Zeitpunkt vermutlich ohnehin nicht allzu wichtig, oder?« Ihre feinen Brauen schwebten fragend nach oben.
    »Da haben Sie völlig recht, Mrs. Furnival«, versicherte er ihr.
    »Die Erskines waren wie immer«, fuhr sie fort. »Sie wissen, wer die Erskines sind, nehme ich an? Ja, selbstverständlich.« Fast unbewußt strichen ihre Hände glättend über ihren Rock.
    »Das gleiche gilt für Fenton Pole, aber Sabella war ziemlich aufgebracht. Kaum war sie zur Tür herein, ging sie auch schon auf ihren Vater los… Ach so! Was natürlich bedeutet, er war zu diesem Zeitpunkt bereits hier, stimmt’s?« Sie zuckte die Achseln. »Ich glaube, Dr. und Mrs. Hargrave waren die letzten. Haben Sie mit ihm schon gesprochen?«
    »Nein, Sie sind die erste.«
    Sie setzte zu einem Kommentar an, sah dann jedoch davon ab. Ihr Blick schweifte in weite Fernen, als versuche sie sich das Geschehene bildlich in Erinnerung zu rufen.
    »Thaddeus – ich meine, der General – wirkte vollkommen normal.« Ein winziges, doch bedeutungsvolles und amüsiertes Schmunzeln huschte über ihr Gesicht. Es war Monk nicht entgangen, und er fand, daß es mehr über sie selbst als über den General oder ihre Beziehung zueinander verriet. »Er war ein sehr maskuliner Mann, ein Soldat, wie er im Buche steht. Er hat im Krieg ausgesprochen interessante Dinge erlebt.« Sie schaute ihn sehr direkt an. Ihre Brauen waren weit hochgezogen, ihr Gesicht sprühte vor Vitalität. »Manchmal hat er mir davon erzählt. Wir waren gute Freunde, wußten Sie das? O ja, zweifellos. Alexandra war

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