Eine Squaw wie Dynamit
passierte.
Betsy riss sie aus ihrer Lethargie. Sie schloss die Squaw leidenschaftlich in die Arme.
»Ich werde dir zeit meines Lebens dankbar sein«, rief sie aus. »Wärst du nicht gewesen, Magena, hätte mich dieser Mistkerl abgeknallt und irgendwo in der Wüste verscharrt wie einen abgenagten Knochen.«
»Es war kein großer Coup«, sagte die Rote leise. »Jeder an meiner Stelle hätte so gehandelt.«
Damit befreite sie sich aus Betsys Umarmung, nahm Shadi an die Leine und entfernte sich.
Lassiter und Paisley sahen sich vielsagend an.
Plötzlich wurde Betsy kreidebleich. »Magena wird doch nicht etwa bestraft, oder?«
»Ich wünschte, es wäre so«, Paisley trat von einem Bein aufs andere. »Aber wir leben in einer ungerechten Zeit. Wenn ein Roter aus dem Reservat einen Weißen tötet, gibt es ein Mordsgeschrei. Magena wird beweisen müssen, dass sie in Bedrängnis war und in Notwehr gehandelt hat.«
»Natürlich war es Notwehr.« Betsy stampfte mit dem Fuß auf. »Ich schwöre es auf die Bibel, vor jedem Gericht dieser Welt!«
Paisley geleitete die erregte Frau in sein Büro, um ihr eine Erfrischung zu kredenzen. Lassiter begab sich zum Hogan von Magena und fand ihn leer. Von Leotie erfuhr er, dass Magena mit dem Pony zur Koppel gegangen war.
Als Lassiter die Einfriedung erreichte, sah er die Squaw mit gekreuzten Beinen neben der Tränke sitzen. Sie hatte den Blick zum Himmel gerichtet und meditierte.
Er sprang über das Seil und stapfte auf sie zu.
Magena tat, als würde sie sein Kommen nicht bemerken.
»Hallo«, sagte er ruhig.
Keine Reaktion.
»Warum redest du nicht mehr mit mir?«
Schweigen.
Er blieb hartnäckig und setzte sich neben sie. Inzwischen hatte er über das Passierte nachgedacht. Wenn es ruchbar wurde, dass Brad Merrick von einer Squaw aus dem Reservat getötet worden war, würde es Krawall geben, nicht nur unter Merricks Sippschaft. Womöglich würden seine Vasallen versuchen, die Mörderin ihres Anführers aufzuspüren und sich an ihr zu rächen. Wie solche Vergeltungsaktion aussah, hatte Lassiter schon mehr als einmal erlebt. Meist endete die Tragödie für den Beschuldigten mit einem Hanfseil um den Hals.
»Ich will nicht, dass dir etwas Böses geschieht«, sagte Lassiter leise. »Brad Merricks Tod wird Folgen haben, für dich. Sie werden kommen, um dich zu holen.«
Sie wandte ihm ihr Gesicht zu.
Er sah ihre fein gezeichneten Lippen, die gerade Nase und das Glänzen in ihren dunklen Augen. Gern hätte er sie jetzt in den Arm genommen und getröstet. Doch sie brauchte jetzt keine tröstenden Lippenbekenntnisse, sondern tatkräftige Hilfe.
Plötzlich hatte sie die Sprache zurückgewonnen. »Was geschieht jetzt?«, fragte sie.
»Paisley bringt Merricks Leiche zum Bestatter nach Mexican Hat«, versetzte Lassiter. »Er wird dem Sheriff Meldung erstatten. Der wird Nachforschungen anstellen. Irgendwann wird er wissen, dass du Merrick getötet hast.«
»Niemand hat etwas gesehen, außer Betsy. Und Betsy wird schweigen.«
Das stimmte so nicht. Paisley wusste davon, und auch einige Navajos, die vor ihren Lehmhütten gestanden hatten, als Magena mit dem Leichnam ins Dorf geritten kam. Auch Hinto war unter ihnen, dem Lassiter nicht sonderlich traute. Und selbst wenn alle Beteiligten den Mund hielten, Will Paisley würde es nicht tun.
Der neue Chef des Indianerbüros war ein pflichtbewusster Mann, der an Recht und Ordnung glaubte. Auf keinen Fall würde er sein Wissen verschweigen.
»Am besten, du verlässt das Dorf«, sagte Lassiter.
»Meinen Stamm verlassen?« Sie schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich das tun? Ich habe kein Unrecht getan. »
»Das sehen viele Leute anders. Merrick war ein Weißer.«
»Ein weißer Mörder.«
Lassiter nickte versonnen. Wenn es zum Prozess kam, würde die Squaw einen gewieften Verteidiger brauchen. Lassiter beschloss, sich an die Zentrale der Brigade Sieben zu wenden. Die Jungs aus Washington mussten helfen. Sie waren in der Lage, die besten Advokaten Amerikas zu mobilisieren. Mit einem namhaften Verteidiger vor Gericht würde der Prozess zu Magenas Gunsten ausgehen.
Allerdings gab es da ein Problem. Bis es zur Verhandlung kam, musste sie es schaffen, am Leben zu bleiben. Vermutlich würden Merricks Raufbolde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie in die Klauen zu bekommen.
»Magena?«
Sie sah ihn an.
»Es wird dir nicht gefallen, aber du musst fort von hier, so schnell es geht. Dein Leben ist in Gefahr.«
»Du glaubst, sie werden
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