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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Sie
mitbringen darf.»
    Sie tat es. Joan wurde auf fünf Uhr
eingeladen und war damit in das Gesellschaftsleben von Alice Springs
eingeführt.
    Sie schwamm und sonnte sich in der
Abendsonne, schaute empor zu den herben Linien des Mount Ertwa, unterhielt sich
mit den übrigen Schwimmgästen, meist jungen Mädchen und Frauen unter Dreißig,
und fand sie charmant, gastlich, wohlerzogen und sehr darauf erpicht,
Neuigkeiten aus England zu hören. Obgleich keine von allen jemals in England
gewesen war, sprachen sie davon als von ihrem «home», und jede hegte den
Wunsch, einmal heimzureisen: «to go home for a trip». Und sie wußten so viel
von Joan Pagets Vaterland, daß diese sich ordentlich schämte, daß sie so wenig
von der Heimat dieser Mädchen wußte.
    Nach dem Abendtee schlenderte sie durch
die kühle Nacht zum Spital. Edith Duveen bedauerte drahtlos, die Adresse Joe
Harmans im Moment nicht finden zu können; sie wollte ihren Mann danach fragen,
der noch nicht zu Hause sei. Sie werde bei der Morgensendung Bescheid geben.
Soviel sie wisse, leite ihr früherer Stockman nun selbst eine Station irgendwo
in der Gulf Country.
    ‹Und wenn ich nun die Adresse habe›,
dachte Joan, als sie nachts auf ihrem Bett lag, ‹was dann?› Ihre Befürchtungen
hatten sich als unbegründet herausgestellt. Joe Harman hatte sich von den
schweren Verletzungen wieder erholt, seine frühere Tätigkeit aufgenommen...
‹Erstaunlich! Der Mann ist zäh! Nicht zu glauben!› Obschon nun kein zwingender
Grund für sie vorlag, weiter nach ihm zu fahnden, ging es ihr gegen den Strich,
Australien zu verlassen, ohne ihn wiedergesehen zu haben. ‹Er war in meinem
Leben etwas Besonderes... Warum sollen wir uns nicht wiedersehen? Ich werde ihm
sagen, ich hätte gehört, daß er das Schreckliche überlebt hat, und wolle mich
selbst davon überzeugen, daß er wohlauf ist. Wenn danach irgend etwas
passiert... Ja, da kann man nichts machen; das ist nun einmal so...›
    Mit leisem Lächeln sank sie in Schlaf.
     
    Am folgenden Morgen erfuhr sie vom
Radio im Spital, Joe Harman sei Leiter der Viehstation Midhurst bei Willstown.
Da sie noch nie etwas von Willstown gehört hatte, holte Mr. Taylor
freundlicherweise eine Landkarte von Australien, in welcher das weitverzweigte Radiosystem
mit allen Empfangsstationen und Wellenlängen des Outback eingezeichnet war,
zeigte ihr erst im Norden Australiens den weiten Golf von Carpentaria südlich
von Neu-Guinea, hierauf am Fuße der Halbinsel Kap York den Gilbert River, der
sich in den Golf ergießt, und unweit davon ein Pünktchen mit der Bezeichnung
Willstown.
    «Wie ist es dort?» fragte Joan.
«Ähnlich wie hier?»
    «Dann fresse ich einen Besen», sagte
der liebenswürdige Herr und lachte. «Ein Flugplatz ist immerhin vorhanden; das
wird wohl das einzige sein. Ich war noch nie dort. Hab auch nie gehört, daß
jemand dorthin ist.»
    «Ich gehe hin», sagte sie ruhig. «Jetzt
habe ich den weiten Weg gemacht; nun muß ich auch meinen Cousin wiedersehen.»
    «Das wird strapaziös, mein Wort
darauf!» sagte Taylor.
    «Gibt es in Willstown ein Gasthaus?»
    «Etwas Ähnliches sicher. Wo sollen sie
sonst ihren Grog trinken?» lachte er.
    In Gedanken versunken ging Joan aus dem
Spital in die Milchbar. Als sie sich eine Eiscreme bestellte, vermutete sie:
‹Es wird wohl für lange meine letzte sein›, und als das Glas leer war, ging sie
ein Stück die Hauptstraße hinauf, betrat eine Buch- und Papierwarenhandlung und
kaufte eine Karte von Australien sowie einen Fahrplan der Flug- und
Autobus-Linien. Aber dann ging sie doch noch einmal in die Milchbar zurück und
trank, während sie diese Literatur studierte, das «unwiderruflich letzte»
Eiscreme-Soda.
    Aber noch ehe sie damit zu Ende war,
erschien Rose Sawyer mit ihrem Terrier, und Joan sagte: «Jetzt habe ich
glücklich herausgefunden, wo Joe Harman ist. Nun muß ich bloß noch feststellen,
wie ich hinkomme. Mit der Bus-Verbindung scheint es zu hapern.»
    Gemeinsam vertieften sie sich in die
Fahrpläne, bis Rose erklärte: «Am besten, Sie fliegen; das macht heute jeder!
An sich ist es zwar teuer, aber auf größeren Strecken ist der Unterschied
minimal, denn Sie sparen die Mahlzeiten und das Übernachten. Ich würde an Ihrer
Stelle Montag den Maclean-Dienst benutzen.»
    Zwar bedeutete dies einen verlängerten
Aufenthalt in Alice, schien aber tatsächlich am besten.
    «Wohnen Sie bei uns!» lud Rose sie ein.
«Daddy und Mummy werden sich freuen, einen Gast aus

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