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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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Moment lang herrschte am anderen Ende der Leitung Schweigen. Ein langgezogenes "Oh!"war alles, was ich dann vernehmen konnte. Ihre ganze Überraschung kam in dieser einen Silbe zum Ausdruck. Doch Ruth wäre nicht Ruth, wenn sie nicht sofort einen Plan entwickelt hätte. So war es auch diesmal.
    "Gut dass du mich gleich angerufen hast", sagte sie. "Heute Abend kommt Gernot vorbei. Ich werde ihn bitten, mir alle verfügbaren Informationen über den Fall zu besorgen."
    Gernot Schlüter war der Schachpartner von Ruths Mann, ein enger Freund der Familie und Kriminalhauptkommisar. "Zuständig für Mord und Totschlag", wie er es selbst auszudrücken pflegte. Ruth fühlte er sich besonders verpflichtet, hatte sie doch entscheidend zur Lösung eines seiner brisantesten Fälle beigetragen. Deshalb ging er für sie an die Grenzen des Machbaren und manchmal sogar ein wenig darüber hinaus. Dass Ruth vertrauliche Informationen als solche behandeln würde, wusste er. Das war bei ihr schließlich schon beruflich bedingt.
    "Wann hast du den nächsten Termin mit Melissa?", fragte Ruth jetzt.
    "Am ersten Donnerstag im Neuen Jahr", erwiderte ich. "Da wollten wir definitiv mit der Hypnose anfangen."
    "Gut", meinte Ruth. "Dann sehen wir uns am Mittwoch. Bis dahin weiß ich hoffentlich mehr und wir können uns in Ruhe über das weitere Vorgehen unterhalten. Und jetzt erhol dich noch ein bisschen!"
    Nach dem Gespräch mit Ruth ging es mir besser und ich konnte meine restlichen Urlaubstage tatsächlich noch genießen. Meine Mutter stellte erleichtert fest, dass ich meine Magenverstimmung erfreulich schnell überwunden hatte.

9.
    Das Neue Jahr begann mit Schmuddelwetter. Aus einem grauen Himmel fiel endloser Nieselregen. Frau Lehmann, meine Vermieterin, klagte über Rheuma und war erleichtert, als ich ihr anbot, die Einkäufe für sie zu erledigen und Brutus auszuführen. Mir machte es nichts aus, so kam ich wenigstens an die frische Luft.
    Ich freute mich auf die Arbeit und auf meine Patienten. Doch zum ersten Mal war ich nicht richtig bei der Sache. Immer wieder verirrten sich meine Gedanken zu Melissa und dem bevorstehenden Gespräch mit Ruth. Energisch rief ich mich selbst zur Ordnung. Auch die anderen Patienten hatten ein Recht auf meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Frau Kretschmar der Patientin mit der Kleptomanie, ging es an diesem Tag ausgesprochen schlecht. Ihre Euphorie, wieder unangefochten einkaufen zu können, war einer tiefen Verzweiflung gewichen.
    "Ich schaffe es immer noch, den Laden zu verlassen, ohne etwas zu stehlen. Doch dafür ist diese Anspannung jetzt fast ständig da. Es fühlt sich an, als würde ich unter Strom stehen. Manchmal denke ich, es wäre einfacher, wieder etwas mitgehen zu lassen und dadurch wenigstens einen Moment diese Spannung los zu sein. Aber das will ich natürlich nicht wirklich. Fängt denn jetzt alles wieder von vorn an?"
    Ich hatte mit dieser Entwicklung gerechnet. Frau Kretschmar hatte nach ihren ersten Erfolgen die Therapie schon beenden wollen, doch ich hatte sie gewarnt. Bisher hatten wir nur die Symptome behandelt, aber nicht die Ursache. Wenn wir an dieser Stelle nicht weiterarbeiteten, war ein Rückfall vorprogrammiert. Deshalb bat ich Frau Kretschmar noch einmal zu erzählen, wie es war, als sie zum ersten Mal gestohlen hatte.
    "Ach Gott, ist das lange her. Es war irgendwie auch ganz anders als jetzt. Damals war ich 16 und hatte eine beste Freundin. Ich hing sehr an ihr. Bei ihr war das nicht so. Mal war sie ganz eng mit mir zusammen, dann ging sie plötzlich wieder auf Distanz und unternahm lieber etwas mit anderen. Sie war ein richtiges kleines Biest. Ich habe darunter gelitten und konnte das nie mit ihr besprechen. Sie hat mich dann glatt angelogen. Da habe ich angefangen, ihr Kleinigkeiten zu entwenden. Das war so eine Mischung aus Rache und Machtgefühl, ich kann das schwer beschreiben. Aber irgendwann hat sie es mitgekriegt und wir hatten einen Riesenkrach. Ich habe mich so geschämt, dass ich mir geschworen habe, so etwas niemals wieder zu tun. Diesen Schwur habe ich 25 Jahre gehalten."
    "Und was war nach den 25 Jahren?", fragte ich. Frau Kretschmar war da Anfang 40 gewesen. Also musste es vor der aktuellen Problematik noch einmal eine Episode gegeben haben.
    "Da war es so ähnlich wie jetzt. Ich habe in Läden einfach Sachen mitgenommen und war deshalb erschrocken über mich selbst. Aber da war diese Anspannung, dieser Druck ... "
    "Und gab es damals irgendein Problem, beruflich

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