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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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vonnöten war, einen Ehebrecher in Schutz zu nehmen. Einzig um ihre Kinder zu schonen, hatte sie Pia und Bodenstein gebeten, den Namen ihres Mannes so weit wie möglich aus der öffentlichen Berichterstattung herauszuhalten. Bodenstein öffnete den Briefumschlag und überflog das handschriftlich verfasste Schreiben. Er bekam unwillkürlich eine Gänsehaut, so als ob ihn ein kalter Hauch aus einem Grab streifte.
     
    »Sehr geehrter Herr Bodenstein«, las er, »wenn Sie diese Zeilen lesen, werden Sie schon wissen, dass ich zu feige war, die Konsequenzen meines Handelns zu tragen. Da Sie als Leiter des zuständigen K11 in meinem Fall ermitteln werden, adressiere ich dieses Schreiben an Sie. Vielleicht ist es Ihnen möglich, mit Rücksicht auf meine Familie meinen Namen aus der Presse herauszuhalten. In der Anlage übergebe ich Ihnen die Unterlagen, die ich in der Sache JagoPharm zurückgehalten habe. Wir waren Jagoda seit Monaten auf den Fersen, aber ich habe einen Fehler gemacht, indem ich auf dieses Mädchen hereingefallen bin. Ich glaubte, dass mir nichts anderes übrigblieb. Jetzt weiß ich, dass ich anders hätte handeln müssen. Ich hätte ehrlich sein sollen. Menschen machen Fehler. Möglicherweise hätte man mich in die Verbannung geschickt, aber ich hätte mein Leben weiterführen können. Ich habe mich erpressen lassen und damit meine Lebenseinstellung ad absurdum geführt. Das kann ich mir nicht verzeihen und es auch niemals wiedergutmachen. Hochachtungsvoll Joachim Hardenbach.«
     
    »Damit haben wir Jagoda«, sagte Bodenstein und reichte den Brief an seine Mitarbeiter weiter. »Die Unterlagen werden morgen zum Betrugsdezernat nach Frankfurt gebracht. Aber zuerst schauen wir sie uns an. Vielleicht finden wir ja auch noch Hinweise auf einen Hausbrand, bei dem es zwei Tote gab.«

Montag, 5. September 2005
    Hans Peter Jagoda wirkte nach drei Nächten im Untersuchungsgefängnis Weiterstadt leicht angeschlagen. Er war nervös und wütend zugleich, als er Bodenstein in dessen Büro gegenübersaß. Sein Schweigen fiel ihm zunehmend schwerer, und plötzlich explodierte er.
    »Herrgott noch mal!« Jagodas hohe Stimme überschlug sich beinahe. »Wissen Sie überhaupt, was Sie da anrichten, wenn Sie mich noch länger wegen dieser lächerlichen Beschuldigungen hier festhalten? Meine Firma geht kaputt! Ich habe die Verantwortung für mehrere tausend Arbeitsplätze, falls Sie begreifen, was das bedeutet!«
    Sein Anwalt, ein öliger Typ mit der Angewohnheit, seine Halbbrille abwechselnd in sein Haar und auf die Nasenspitze zu schieben, versuchte ihn zu besänftigen, aber Jagoda schien die Strategie der Aussageverweigerung nicht mehr zu gefallen.
    »Genau aus diesem Grund kann ich nicht nachvollziehen, weshalb Sie sich nicht endlich zu den Vorwürfen äußern«, erwiderte Bodenstein gelassen.
    »Was wollen Sie denn hören?«, Jagoda stand enorm unter Druck, das war nicht zu übersehen.
    »Wenn möglich, die Wahrheit. Haben Sie die Wohnung von Isabel Kerstner durchsucht, ja oder nein?«
    »Mein Mandant wird auf diese Frage nicht antworten!«,sagte Dr. Peters schnell, aber Jagoda kümmerte sich nicht um den Einwand.
    »Nein«, sagte er und beachtete die wachsende Nervosität seines Anwaltes nicht.
    »Herr Jagoda«, Pia Kirchhoff räusperte sich, »wir wissen, dass Sie Oberstaatsanwalt Dr. Hardenbach mit einem Videofilm erpresst haben, weil er wegen Insiderhandels und Betruges gegen Sie ermittelt hat.«
    Alle Farbe wich aus Jagodas Gesicht, seine Augen flogen kurz zu seinem Anwalt, der ihm beschwörende Blicke zuwarf.
    »Wir wissen auch, dass Sie einige Ihrer ehemaligen Aktionäre, die gegen Sie Anzeige erstattet haben, auf dieselbe Art und Weise erpresst haben«, fuhr Pia fort, »nicht zuletzt auch den Direktor und den Leiter der Kreditabteilung Ihrer Hausbank. Aber das interessiert uns gar nicht, denn wir suchen nach dem Mörder von Isabel Kerstner.«
    »Wer ist Maurice Brault?«, forschte Bodenstein. »Sie haben sich am 23. August mit ihm und Frau Kerstner getroffen, das wissen wir aus dem Tagebuch von Isabel. Worum ging es bei dem Treffen?«
    Jagodas Nasenflügel bebten.
    »Wir wissen längst, wie es tatsächlich um die JagoPharm bestellt ist. Die Firma ist bankrott. Unsere Kollegen vom Dezernat für Wirtschaftskriminalität und Betrug bereiten in diesem Augenblick eine Anklage wegen Konkursverschleppung gegen Sie vor. Wir wissen, dass die Reitanlage in Kelkheim auf den Namen Ihrer Frau läuft und dass Ihnen offiziell

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