Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
Lachssauce schmeckt bestimmt auch mit deinen Tagliatelle.«
»Oh«, antwortete Nina enttäuscht. »Ich wollte mich doch endlich für die Einweihungspizza revanchieren!«
»Das ist lieb, aber in diesem Fall wäre es schade um die Sauce. Und Fisch aufzuwärmen ist nicht so ganz meine Vorstellung von gutem Essen. Komm, setz dich.« Mit diesen Worten scheuchte sie Paul vom Küchenstuhl.
»Das duftet wirklich köstlich. Ich wünschte, ich könnte auch kochen. Doch was das angeht, bin ich leider eine absolute Niete.«
»Hast du dir bei deiner Mutter nichts abgeschaut, oder bei deinem Vater?«, erkundigte sich Leonie verwundert, während sie die Sauce abschmeckte und frischen Dill hineinstreute.
»Tja, ich fürchte, da sind meine Eltern die falsche Adresse. Mein Vater ist Professor für Literaturwissenschaften und meine Mutter Cheflektorin in einem Fachbuchverlag für Psychologie-Bücher. Alles, was ich zu Hause bekommen habe, war geistige Nahrung. Außerdem hatten wir kein wirkliches Familienleben mit gemeinsamen Mahlzeiten, da mein Vater es vorgezogen hat, sich mit seinen Studentinnen zu amüsieren, anstatt sich um Frau und Töchter zu kümmern. Er heiratet übrigens bald zum dritten Mal …«
»Oh«, antwortete Leonie und wusste nicht so recht, was sie dazu sagen sollte. Offenbar hatte sie, ohne es zu wollen, Ninas wunden Punkt getroffen. »Aber ihr müsst doch irgendetwas gegessen haben!«
»Klar, meine Schwester Clara und ich sind beileibe nicht verhungert. Entweder hat uns die Zugehfrau etwas gemacht, oder wir haben uns mit Fertiggerichten über Wasser gehalten. Am Wochenende waren wir mit meiner Mutter essen, ansonsten gab es kalte Küche.«
Leonie war entsetzt. Welch ein Gegensatz zu ihrer intakten Familie, in der sie so geborgen und wohlbehütet aufgewachsen war! Bei ihr zu Hause verging kaum eine Stunde, ohne dass in der gemütlichen Bauernküche gebrutzelt, gerührt, geknetet, abgeschmeckt oder eingekocht wurde. Sie war mit dem Duft von selbstgebackenem Brot aufgewachsen, mit Apfelmus aus eigener Ernte und deftigen Eintöpfen aus Gemüse, das im Nutzgarten angebaut wurde.
»Fehlt dir da nicht ein Stück Lebensqualität? Du als Floristin bist ja auch ein Naturkind und hast immer mit frischem Grün zu tun. Ich finde, dass Fertigsaucen und Pizza aus der Tiefkühltruhe gar nicht so richtig ins Bild passen.«
Nina überlegte einen Augenblick. Wenn sie sah, wie gelassen und souverän Leonie mit den Zutaten hantierte und wie viel Spaß sie dabei zu haben schien, kam sie schon ins Grübeln. Warum hatte sie sich nie fürs Kochen interessiert? Gedankenverloren blickte sie sich um. Leonie hatte ein Händchen dafür, es sich schön und gemütlich zu machen. Nina fühlte sich hier pudelwohl, alles war liebevoll gestaltet und eingerichtet.
Das untere Drittel der Zimmerwand war in einem dunklen Rot gestrichen, darüber leuchtete, getrennt durch eine karierte Schmuckbordüre, ein heller Streifen Sonnengelb. Den Fußboden hatte Leonie mit strapazierfähigem Sisal bedeckt, der den Raum noch anheimelnder machte. »Apropos Zukunftspläne«, sagte Nina. »Wir haben noch gar nichts weiter wegen der Renovierung des unteren Flurs und der oberen Diele besprochen. Außerdem müssen wir uns dringend mal diesen Entfeuchter besorgen, es mufft ja trotz des vielen Lüftens immer noch ein bisschen. Wird es dafür nicht bald mal Zeit?«
»Darüber wollte ich auch schon mit dir sprechen. Wollen wir uns am Wochenende nicht zu dritt zusammensetzen und bereden, wann und wie wir die letzten Renovierungen in Angriff nehmen? Es wäre schön, wenn wir damit vor Weihnachten fertig wären. Mal sehen, was Stella dazu sagt.«
»Stimmt, das müssen wir mit ihr besprechen. Aber sie lässt sich ja nicht blicken. Wird wohl von ihrem grauhaarigen Jaguar-Typen zu sehr in Anspruch genommen. Wir können ihr einen Zettel in den Briefkasten werfen und um königliche Audienz bitten.«
Kapitel 8
S o, Frau Alberti, dann wollen wir mal!«
Mit diesen Worten eröffnete Doktor Eisenmann das Gespräch und sah Stella über seine Lesebrille hinweg ernst an.
»Ich habe mir Ihre Testergebnisse genau angesehen. Nach Ihrer eigenen Aussage leiden Sie schon seit Monaten unter Schlafstörungen, Herzrasen, heftigen Kopfschmerzen und Schwindel. Das Ganze gipfelte vor einer Woche in einem Kreislaufkollaps, und nun sind Sie hier. Das 24-Stunden-EKG zeigt drastische Schwankungen bei Ihrem Blutdruck. Ihr Herz ist gesund, das kommt als Ursache also nicht in Frage. Leiden
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