arbeiten und am Filialumsatz beteiligt werden.
Das Geschäft gefiel ihr sehr gut, ebenso wie das Firmenkonzept, von dem Stella ihr ausführlich berichtet hatte. Koloniale Möbel verarbeiteten prinzipiell keine Tropenhölzer, für die gnadenlos Regenwälder gerodet wurden. Alle Materialien waren ökologischen Ursprungs, und man legte Wert darauf, dass die Mitarbeiter in den Produktionsstätten unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiteten und keine Kinder beschäftigt wurden.
Die Möbel, das hatte Nina bereits im Internet gesehen, waren wunderschön und sahen ein bisschen aus wie aus dem Film »Jenseits von Afrika«. Die handgeflochtenen Korblampen, tönernen Schalen und detailgetreu bemalten Holzgiraffen hatten ihr auf Anhieb gefallen, und am liebsten wäre sie sofort in den Laden hineinmarschiert.
Doch damit musste Nina sich noch gedulden. Sie hatte erst in zwei Tagen einen Termin mit Ruth Gellersen, die über die Feiertage in Hamburg war und ansonsten in München lebte. Nina spürte eine seltsame Mischung aus Vorfreude und Nervosität in sich aufsteigen. Schließlich riss sie sich vom Anblick des Schaufensters los, zog ihren Trolley hinter sich her und ging nach Hause in den Pappelstieg. Sie war froh, wieder in Hamburg zu sein, denn der dreitägige Besuch bei ihrer Mutter war zwar schön, aber auch ausgesprochen anstrengend gewesen. Natürlich hatte es sich nicht vermeiden lassen, über die anstehende Hochzeit von Rainer Korte zu sprechen.
Wie es Leonie und Stella wohl geht?, überlegte Nina, während sie an den weihnachtlich erleuchteten Wohnungen vorbeiging. Kerzenpyramiden standen in den Fensterrahmen, helle Lichterketten schlängelten sich um Sträucher und Hecken, und ab und an erhaschte sie einen Blick auf festlich geschmückte Weihnachtsbäume. Vor lauter Verzückung wäre sie beinahe über eine ausrangierte Tanne gestolpert, die irgendjemand achtlos in den Rinnstein geworfen hatte. Nina schüttelte wütend den Kopf.
»Warum kaufen sich die Menschen überhaupt einen Weihnachtsbaum, wenn sie es so eilig haben, ihn wieder loszuwerden?«, knurrte sie ungehalten. »Wie viele Tannen werden jährlich zu Weihnachten gefällt, nur um nach ein paar Tagen von der Müllabfuhr entsorgt zu werden.«
In der Villa angekommen, freute sich Nina über die Zweige, mit denen Leonie die große Kommode im Flur geschmückt hatte. Dort standen immer ein frischer Strauß (vom Blumenmeer), eine Schale Obst (von Leonies Eltern) und eine Pinnwand, an der die drei sich kurze Nachrichten hinterließen. Heute hing dort eine Weihnachtskarte von Robert Behrendsen und ein großer Zettel von Leonie, auf dem sie ihren Mitbewohnerinnen frohe Weihnachten wünschte. An die Arme des silbernen Kerzenleuchters hatte sie Süßigkeiten gehängt, die mit einem farbigen Band umwickelt waren.
Wie nett, dachte Nina, schnappte sich im Vorbeigehen ein »Ferrero Rocher« und öffnete die Tür zu ihrer Wohnung. Eilig packte sie ihren Koffer aus und ging in Leonies Wohnung, um nach Paul und Paula zu sehen. Sicher vermissten die beiden ihre Streicheleinheiten.
»Hallo, ihr zwei«, rief sie, und Paul und Paula kamen sofort angeflitzt und freuten sich sichtlich über ihren Besuch. Nach einer Stunde Schmusen und Gummimäuse-Weitwurf (einem von Leonies Einfällen, um die Katzen bei Laune zu halten) ging sie zurück in ihre Wohnung und schlich um den PC herum. Seit dem Abschiedsabend im Blumenmeer hatte sie es sich strikt untersagt, ihre E-Mails zu checken. Aber heute Abend hatte sie keine Lust, mit sich und ihren Sorgen allein zu sein. Der Gedanke an ihre einsame, traurige Mutter lastete noch immer schwer auf ihr, und sie konnte ein wenig Ablenkung gebrauchen.
Von:
[email protected]An:
[email protected]Betreff: Frohe Weihnachten!
Liebe Nina Korte,
ich hoffe, Sie hatten angenehme Feiertage und sind guter Dinge. Es tut mir leid, dass ich die Abschiedsparty vom Blumenmeer verpasst habe, aber ich hatte Ihre Einladung erst gelesen, als es schon zu spät war.
Lulu und ich haben schöne Weihnachten verbracht, wir waren bei Freunden, haben viel zu viel gegessen, und heute hat es mich einige Überwindung gekostet, wieder zu arbeiten. Aber wie angenehm ist es an Tagen wie diesen, wenn die Welt stillsteht! Zumindest hat man das Gefühl, dass sie es tut. Auf der Straße fahren kaum Autos, das Telefon bleibt stumm, und aus der Umgebung hört man keinen Laut. So ist es normalerweise nur, wenn der erste Schnee gefallen ist und alle Geräusche