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Einem Tag in Paris

Einem Tag in Paris

Titel: Einem Tag in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Sussman
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kleine Shopping-Expedition mal eben nach Paris fliegt.
    Sie zückt ihren plan, das kleine blaue Buch mit Stadtplänen, das sie wie eine Bibel immer bei sich trägt, und findet das Erste Arrondissement – und dann die Rue de Rivoli, wo Philippe wartet. Sie ist noch nie irgendwo in Paris angekommen, ohne sich zu verlaufen. Die Straßen sind heimtückische, gemeine Orte, die sie zu einem Kanal anstelle einer Straßenecke führen könnten. Sie wird nicht nach dem Weg fragen – es ist sinnlos, diese ganzen zeigenden Finger und fuchtelnden Hände und fliegenden Worte.
    Aber wie durch ein Wunder liegt der Eingang zum Innenhof des Louvre auf der anderen Straßenseite, und davor steht Philippe.
    Er wartet, bis sie die Straße überquert hat, dann tritt er auf sie zu und beugt sich vor, um sie zu küssen.
    Sie weicht zurück.
    »Les enfants«, sagt sie.
    »Aha. Jetzt sprichst du also Französisch«, sagt er.
    Er gibt ihr die Hand. Das tun sie immer, wenn er für ihre Französischstunde zu ihr in die Wohnung kommt. Und dann gibt er Cole die Hand und sagt: »Bonjour, monsieur.«
    »Bonjour, monsieur«, wiederholt Cole mit perfekter Aussprache.
    Philippe beugt sich vor, um Gabi auf den Kopf zu küssen, und während er das tut, gleitet er verstohlen mit einer Hand über Rileys Nacken. Sowohl Gabi als auch Riley geben eine Art wimmernden Laut von sich.
    »Arrête«, sagt Riley.
    »Ihr Französisch ist sehr gut, madame.«
    »Das ist das einzige verdammte Wort, das man hier auf den Spielplätzen lernt. Arrête, Antoine. Arrête, Marie-Hélène. Arrête. Arrête.«
    »Du verbringst die Zeit auf dem falschen Spielplatz«, sagt Philippe. »Komm mit.«
    Er führt sie in eine Passage mit Schaufenstern zu beiden Seiten, in denen alte Kunst ausgestellt ist – Skulpturen und Relikte, halb ausgegrabene Gebäude. Riley sieht nach links und rechts, während sie vorübereilen. Sie war noch immer nicht im Louvre. Um genau zu sein, hat sie in dem ganzen Jahr, das sie nun schon in Paris lebt, noch fast keinen der Touristenorte besichtigt. Das sind nicht die Orte, die man mit zwei kleinen Kindern aufsucht. Es sind Spielplätze für Erwachsene; wieder kommt ihr der Tag fremd und aufregend vor.
    Sie betreten den Innenhof des Louvre, und obwohl Riley hier schon einmal durchgegangen ist, an einem Sonntagvormittag mit Victor und den beiden Kindern in Kinderwagen, kann sie sich nur noch an ihren Streit wegen einer Büroparty erinnern, bei der die Ehepartner nicht zugelassen waren.
    »Warum nicht?«, hatte sie gefragt.
    »Die Franzosen trennen ihr privates und ihr berufliches Leben«, hatte Vic zu ihr gesagt.
    »Warum?« Sie kam sich vor wie Cole – warum-warum-warum?
    »Vielleicht soll die Ehefrau nicht die hübsche Assistentin kennenlernen«, sagte Vic.
    »Wessen Ehefrau? Wessen hübsche Assistentin?«
    »Theoretisch.«
    »Das ist doch absurd. Das ist doch verrückt«, beharrte Riley. »Das ist so – so blind.«
    »Blind ist gut«, sagte Vic.
    »Du denkst, alles, was sie tun, ist gut«, warf Riley ein.
    »Manchmal müssen wir die Welt durch eine andere Brille sehen«, erklärte Vic ruhig, als würde er mit einer Zweieinhalbjährigen reden.
    Riley hat eine neue Brille gefunden.
    Jetzt steht sie staunend vor Ieoh Ming Peis kühner moderner Glaspyramide inmitten dieser entzückenden alten Gemäuer. Sie sieht sich um, mit weit aufgerissenen Augen. Sie hört eine Flut von Sprachen – Französisch, Englisch, Spanisch, Deutsch, Arabisch – und dreht den Kopf in alle Richtungen. Jeder kommt aus einem anderen Land, jeder spricht eine andere Sprache, jeder kommt hierher, um sich das anzusehen. Geschichte. Kunst. Anmut.
    »Hier drüben gibt es ein Café.« Philippe führt sie auf eine Seite des Innenhofs.
    »Haben wir noch Zeit vor den Dreharbeiten?«
    »Ich denke schon«, sagt Philippe. »Wir werden uns einen Augenblick setzen, und ich werde dich auf ein Getränk einladen.«
    Sie betreten die Arkaden des Louvre. Das Café Marly füllt den gewölbten Raum aus, mit prunkvollem rotem Dekor und Gold- und Blaugrüntönen. Es ist überwältigend und glamourös und voller gut gekleideter Leute. Keine Babys hier, keine wilden Zweijährigen, keine Moms mit tropfenden Brüsten. Riley sieht Philippe mit besorgter Miene an.
    »Wir werden nicht lange bleiben«, sagt Philippe.
    »Maman.« Cole zeigt auf eine Gruppe von Kindern, die draußen vor dem Brunnen mit einem Ball spielen.
    »Na los«, sagt Riley. »Ich werde dir vom Café aus zusehen.«
    Cole schießt

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