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Einem Tag in Paris

Einem Tag in Paris

Titel: Einem Tag in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Sussman
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ich denke, er glaubt wirklich, dass er sich in jede Frau verliebt, mit der er etwas hat. Aber tatsächlich, denke ich, ist er nur in die Liebe verliebt. Sie erfüllt ihn für eine Weile, lässt ihn glauben, dass das Leben großartig ist. Und es ist ja auch großartig. Die Liebe versteht er sehr gut.«
    »Aber Sie – Sie sagten, Sie hätten sich verliebt.«
    »An einem Wochenende fuhren wir ins Loiretal, um seine Eltern zu besuchen. Sie haben ein Wochenendhaus in der Nähe eines großen Châteaus, eines dieser Schlösser, die die Touristen gern besichtigen. In diesem Schloss finden im Sommer klassische Konzerte statt. Das ist etwas Wundervolles, wirklich. Alle sitzen auf dem weitläufigen Rasen unter dem Sternenzelt, und die Luft ist erfüllt von den Klängen einer herrlichen Symphonie.
    Philippe hat mich zu einem dieser Konzerte mitgenommen. Wir nahmen uns ein Picknick mit – ganz ähnlich dem, das wir hier haben.«
    Jeremy verspürt einen Stich besitzergreifender Eifersucht, als ob Chantal heute zum ersten Mal ein solches Essen auftischen sollte. Idiot, denkt er.
    »Wir aßen und tranken und lauschten der Musik. Irgendwann, mitten in dem Konzert, nahm Philippe meine Hand und bedeutete mir, ihm zu folgen. Wir bahnten uns einen Weg durch die Menge, während das Orchester spielte. Ich wollte ihn fragen, wohin wir gingen, aber er legte mir einen Finger auf die Lippen. Er sah aufrichtig entzückt aus, daher ließ ich mich von ihm wegführen.
    Wir gingen hinter das Château. Das Gebäude war verschlossen, und nur die dramatische Außenbeleuchtung war eingeschaltet – sie erhellte die Türme, den wuchtigen Eingang, die Balkone, die Wachtürme an jedem Ende. In dem Château wohnt niemand mehr. Es steht für Besichtigungen zur Verfügung und wird für Hochzeiten und Geschäftsempfänge vermietet. Vielleicht lebt jemand in dem Verwalterhaus am Eingang, aber an jenem Abend deutete nichts darauf hin, dass irgendjemand das Gelände bewachte.
    Philippe wusste von einer Tür an der Rückseite – Teil des Dienstboteneingangs – mit einem kaputten Vorhängeschloss. Ich fragte mich, ob er mit anderen Frauen vor mir dort gewesen war, aber ich verscheuchte den Gedanken. Wir schlichen in das Château und stiegen die vielen Treppen zum großen Schlafzimmer hoch, mit Philippes Taschenlampe zur Orientierung. Wir stiegen über das Seil, das den Eingang zu dem Zimmer versperrte, und Philippe nahm mich mit in das Bett.«
    Chantal sieht auf ihre Hände, die vor ihr auf dem Tisch ruhen. Sie hat lange, spitz zulaufende Finger und eine blasse Haut. Jeremy stellt sich diese Hände auf seinem Gesicht vor. Und dann sieht Chantal ihn an, durchbricht ihre eigene Trance. Ihre Augen sind leuchtend und weit aufgerissen.
    »Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie etwas so Tollkühnes getan. Ich liebte ihn in jener Nacht.«
    Sie hört auf zu sprechen und schüttelt den Kopf.
    »Verrückt. Stellen Sie sich vor, man hätte uns ertappt.«
    »Haben Sie ihn geliebt oder die Gefahr?«, fragt Jeremy.
    Chantal blickt verwirrt.
    »Entschuldigung«, beeilt sich Jeremy zu sagen. »Das geht mich nichts an.«
    »Das ist eine gute Frage«, sagt Chantal. »Ich kann sie beantworten.« Sie hält inne und nippt an ihrem Wein. »Ich habe ihn geliebt.«
    »Und Sie lieben ihn immer noch?«
    »Ich weiß nicht«, sagt Chantal.
    »Macht er Sie zu einem tollkühneren Menschen?«, fragt Jeremy.
    »Für eine Nacht«, sagt Chantal mit einem wehmütigen Lächeln. »Und dafür habe ich ihn geliebt.«
    Jeremy versteht nicht. Er will Fragen stellen, aber er hat das Gefühl, dass er schon genug nachgebohrt hat.
    Und dann, wie ein plötzliches Gewitter, ist er irrationalerweise wütend: Was hat es mit Liebe zu tun, wenn man in ein Château einbricht und sich in einem fremden Bett liebt?
    Einen Augenblick lang verwechselt er Chantal mit seiner Tochter. Er will ihr einen Rat geben, will ihr sagen, dass sie sich täuscht, dass Philippe der falsche Mann ist, dass Liebe nichts mit Gefahr zu tun hat. Dann durchbricht ein Lautsprecher ihr unbehagliches Schweigen, und zwischen Knistern und Rauschen hört er dröhnende Worte – irgendetwas über Notre-Dame und die Île Saint-Louis. Es ist wieder das bateau-mouche. Und wieder winken die Touristen wie von Sinnen. Warum? Was würde es ändern, wenn er zurückwinken würde? Er wendet sich von ihnen ab und nimmt sich noch etwas Käse.
    Sie legt eine Hand auf seine. »Entschuldigung«, sagt sie. »Das war eine unpassende

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