Einen Stein für Danny Fisher: Roman
versprochen, früher nach Hause zu kommen.
Ich sah auf meine Uhr. Halb fünf. Es würde eine Stunde dauern, bis die Batterie wieder aufgeladen oder ersetzt ist und Nellie wäre fuchsteufelswild. Ich sperrte den Wagen ab und machte mich auf den Weg zur U-Bahn. Die nächste Station war sechs Häuserblocks weit, und ich schwitzte jämmerlich, als ich sie endlich erreichte. Ich ließ meine fünf Cent in das Drehkreuz fallen und ging auf den Bahnsteig hinunter.
Als ich ihn erreicht hatte, fühlte ich, wie durstig ich war. Ich sah mich nach einem Zeitungsstand um, da einige von ihnen auch Coca-Cola verkauften. In meiner derzeitigen Verfassung würde mir so ein Trunk wahrhaftig guttun. Am entferntesten Ende des Bahnsteigs befand sich ein Stand, und ich hatte bereits die Hälfte des Weges zurückgelegt, ehe ich bemerkte, daß er geschlossen war. Ich blieb enttäuscht stehen. Nichts glückte mir an diesem Nachmittag. Zuerst hatte mir der Wagen diesen üblen Streich gespielt und jetzt konnte ich nicht einmal ein Getränk bekommen. Durch die Enttäuschung angefacht, quälte mich der Durst ärger denn je.
Ich fischte in meiner Tasche nach einem Penny und warf ihn in den Kaugummiautomaten. Vielleicht würde mir ein Stück Kaugummi ein wenig helfen, bis ich einen Drink bekomme.
Ein Zug fuhr donnernd in die Station ein, ich bestieg ihn und betrachtete müßig die übrigen Passagiere. Ihre Gesichter glänzten durch die feuchte Hitze schweißnaß und gespenstisch in dem gelben Licht.
Nach kurzer Zeit begann mich auch das zu langweilen. Ich wünschte mir, ich hätte eine Zeitung gekauft, denn alle Gesichter sahen hier in der U-Bahn völlig gleich aus: stumpf, müde und ausdruckslos. Es war ihnen allen wahrscheinlich ebenso heiß wie mir, sie litten an Durst wie ich und fühlten sich ebenso unbehaglich.
Ich begann die Plakate zu studieren, die seitlich im Wagen über meinem Kopf angebracht waren. Als erstes bemerkte ich eine Coca-Cola-Reklame. Es war das bekannte Bild des kräftigen hübschen lächelnden Mädchens. Sie sah frisch und kühl aus und hinter ihr sah man den üblichen blaugrünen Eisblock. In der Hand hielt sie eine Flasche Coca-Cola, und darunter standen die wohl-vertrauten Worte: DIE PAUSE, DIE ERFRISCHT.
Der Mund wässerte mir. Plötzlich war der Kaugummi trocken und geschmacklos. Es ist ein teuflischer Spaß, wenn man vor Durst verschmachtet, ein solches Bild ansehen zu müssen. Es ist ein verdammter Hohn!
Der Zug war wieder stehengeblieben, und ich sah aus dem Fenster. Ein Mann warf eine Münze in den Kaugummiautomaten. Sein Gesicht war glühendrot und von der Hitze aufgedunsen. Ich hörte, wie die Münze, während der Mann am Griff zog, klirrend hinunterfiel.
Die Türen schlossen sich abermals, und ich sah wieder zu dem Coca-Cola-Plakat hinauf. Zum Teufel mit den Kaugummiautomaten, dachte ich müde; das einzige, was man bei der U-Bahn brauchen könnte, wären ein paar von meinen Kalttrunkautomaten. Die könnten wahrhaftig ein Bombengeschäft machen. Plötzlich traf ich mitten ins Schwarze. Ich erinnerte mich an etwas, das ein Mädchen einmal zu mir gesagt hatte, als ich noch am Soda-Automaten arbeitete. Ich erinnerte mich auch an das Mädchen. Sie hatte ein bemerkenswertes Zwillingspaar aufzuweisen, und ich erinnerte mich auch an die Art, mit der sie mir diese Prachtstücke über den Bartisch entgegenhob. "Auf der U-Bahn sollte es Stellen geben, wo man eine Coca-Cola bekommen kann, wenn man durstig ist", hatte sie gesagt.
Ich starrte verwundert auf das Plakat. Wenn man von Idioten spricht, trage ich bestimmt den ersten Preis davon! Die ganze Zeit war es hier unter meiner Nase gewesen, und ich hatte es nicht bemerkt! Der beste Platz der Welt: die New Yorker U-Bahn. Ich brauchte nichts anderes zu tun, als einen Vertrag mit der Stadtverwaltung abzuschließen und war ein gemachter Mann. Ich brauchte mein ganzes Leben keinen Finger mehr zu rühren. Alle Leute im Zug waren verschwitzt und durstig. Vor meinem geistigen Auge sah ich sie, wie sie ihre Fünf-Cent-Stücke in meinen Coca-Cola-Automaten warfen. Zum Teufel, es handelte sich nicht bloß um kalte Getränke! Im Winter konnte ich sie mit heißem Kaffee bedienen.
Ich war ganz aufgeregt. Ich konnte mir's nicht leisten, diese Sache zu überschlafen. Das war der große Wurf, nach dem ich die ganze Zeit ausgeschaut hatte, der Platz, der alle andern Plätze schlug! Jetzt war ich froh, daß mein Wagen gestreikt hatte. So etwas mußte erst geschehen, um einen
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