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Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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dass diese Leute ihn umgebracht haben? Angenommen, ich sag’s Ihnen, glauben Sie nich’, dass die dann auf mich losgehen?«
    »Sie hätten Mickey töten können«, meinte Monk gedankenverloren. »Jemand hat ihm einen schweren Schlag auf den Hinterkopf versetzt, wahrscheinlich mit einem herabgefallenen Ast. Als er dann bewusstlos war, wurde er erdrosselt. Dafür muss man nicht besonders stark sein.«
    »Von mir aus, aber ich war’s nich’! Ich hatte die ganze Nacht bis zwei in der Früh Kunden da. Und dann war ich wie gerädert.«
    »Namen würden es mir leichter machen, Ihnen zu glauben.«
    »Na klar! Das macht sich gut in meinem Geschäft, wenn ich Ihnen ’ne Liste mit den Kunden gebe, die bloß ’n bisschen Spaß haben wollen. Bewirkt Wunder für meinen guten Ruf!«
    »Ich denke, ich kann die Namen auch woanders erfahren«, sagte Monk leichthin. »Ich kann ja in den Pubs der Mall herumfragen, wer alles bei Ihnen war.«
    Ihr ohnehin schon blasses Gesicht wurde weiß wie die Wand. »Bitte, Mister, Sie ruinieren mich! Wenn ich meine Kunden verliere, is’ mein einziges Einkommen weg! Und ich hab doch noch Schulden. Dann gehen die Gläubiger auf mich los!« Sie beugte sich weit zu Monk hinüber, sodass er ihre Wärme spüren konnte und ihm ein Hauch von Parfum und Schweißgeruch in die Nase stieg. »Wenn ich Ihnen sag, dass ich an dem Nachmittag das Halstuch geklaut hab, dann wissen Sie, dass es nich’ Mr Cardew war, der Mickey umgebracht hat, aber dann fangen Sie wieder von vorn mit der Fragerei an. Und wenn Sie sich auch Tosh noch mal vorknöpfen, zieht er mir bei lebendigem Leib die Haut ab, weil er meinetwegen Ärger gekriegt hat. Grün und blau wird er mich schlagen, und dann kann ich erst recht nich’ arbeiten.«
    »Sie haben recht«, sagte Monk sanft. »Das wäre gemein.«
    Sie holte zittrig Luft und versuchte ein Lächeln.
    »Besser Rupert Cardew hängen lassen, nicht?«, fuhr Monk leise fort. »Wer, glauben Sie, hat Mickey umgebracht?«
    Sie ballte die Hände so fest, dass die Knöchel weiß anliefen.
    »Ich weiß nich’ …«, flüsterte sie.
    »Er wird zurückkommen müssen, um dafür zu sorgen, dass Sie es niemandem verraten«, warnte Monk. »Rupert wird sich daran erinnern, dass Sie ihm das Halstuch gestohlen haben. Das wird er dem Gericht sagen, selbst wenn ihm das niemand glaubt. Wie ich das sehe, wird der Staatsanwalt Sie als Zeugin vorladen, einfach damit Sie das bestreiten. Rupert soll sozusagen jeder Ausweg versperrt werden.«
    »Himmel!«, stieß sie heiser hervor. »Sie sind ein Dreckskerl! Schlimmer noch als Tosh!«
    »Nein, Hattie, das stimmt nicht«, widersprach Monk, obwohl ihm schmerzhaft bewusst war, dass ihr Vorwurf einen wahren Kern enthielt. »Ich möchte, dass Sie mir die Wahrheit sagen. Als Ausgleich werde ich für Ihre Sicherheit sorgen.«
    »Ach ja?« Sie schnaubte verächtlich. »Und wie wollen Sie das machen? Mir irgendwo ein hübsches, kleines Zimmer kaufen, wo mich keiner findet, isses das? Und Essen und ’ne Beschäftigung?«
    Mit einem Mal hatte Monk die Antwort vor Augen. »Jawohl, genau das werden wir tun. Aber vorher brauche ich die Wahrheit, am besten auf eine Weise, die sich überprüfen lässt.«
    Sie blinzelte. In ihren Augen flackerte Hoffnung auf. »Wie denn?«
    »Beschreiben Sie mir das Halstuch.«
    »Hä? Das war doch bloß ein dunkelblaues Tuch. Hatte ungefähr diese Form …« Sie deutete die Größe an. »Aus Seide«, ergänzte sie noch.
    »Wie lang?«
    Wieder versuchte sie es und hielt die Arme einen knappen Meter auseinander.
    »Weiter«, forderte er sie auf. »Was noch?«
    »In der Mitte is’ es schmaler und an den Enden breiter. Ein Ende is’ größer als das andere … irgendwie länger.«
    »War es einfach oder gemustert?«
    »Gemustert. Mann, das wissen Sie doch! Es waren kleine gelbe Tiere drauf. Katzen oder so was.«
    »Wie angeordnet?«
    »Eine über der anderen. Insgesamt drei.«
    »Danke, Hattie. Ich glaube Ihnen. Jetzt packen Sie ein paar Kleider in eine Tasche und ziehen sich an. Ich bringe Sie an einen sicheren Ort.«
    Sie rührte sich nicht von der Stelle. »Wo?«
    »In der Stadt. Portpool Lane. Dort werden Sie in Sicherheit sein. Sie werden Essen und ein eigenes Zimmer bekommen. Dafür werden Sie arbeiten. Mrs Monk wird Ihnen sagen, was anfällt.« Er bemerkte ihre skeptische Miene. »Das Haus war früher ein Bordell«, ergänzte er mit einem breiten Grinsen. »Jetzt ist es eine Klinik für kranke oder verletzte Frauen.«
    Sie stieß

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