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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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ihnen zu widersprechen oder sich in einer Frage, an der ihm besonders viel liegt, gegen sie zu stellen. Ein anderer Rabbi würde die Opposition mit Samthandschuhen anfassen, würde Kompromisse anstreben, um des lieben Friedens willen und um seine Anhänger nicht gegen den Strich zu bürsten – aber nicht Rabbi Small. Man könnte sagen, daß ihm jedes politische Gespür fehlt. Man könnte aber auch sagen, daß ihm solche Sachen völlig schnuppe sind.»
    Magnuson nickte. «Es ist wohl am gescheitesten, wenn ich jetzt schnellstens dafür sorge, daß Rabbi Small eine Gehaltserhöhung bekommt.»
    Halperin sah ihn verdutzt an.
    «Und zwar nicht nur eine symbolische Gehaltserhöhung», fuhr Magnuson fort, «sondern einen ordentlichen Batzen, der ihn auf die gleiche Stufe mit anderen Rabbis in vergleichbaren Gemeinden stellt. Ich dachte an einen Zuschlag von 6000 im Jahr.»
    «Aber … Nein, das verstehe ich beim besten Willen nicht.»
    Magnuson lächelte zufrieden. «Zum Thema Unternehmensführung muß ich Ihnen wohl noch das eine oder andere beibringen, Mr. Halperin. Bei der Übernahme eines Unternehmens ist es wichtig, daß die gesamte Führungsmannschaft in der von Ihnen gewünschten Richtung marschiert. Wenn Sie das Gefühl haben, daß einer aus dem Team nicht mitzieht, trennen Sie sich von ihm. Das Dumme daran ist, daß Sie auf diese Weise unter Umständen sehr fähige Leute verlieren. Also versuchen Sie, den Betreffenden für sich zu gewinnen. Manchmal hilft leichter Druck. Wenn das klappt, ist nichts dagegen zu Sagen, aber nach meiner Erfahrung ist es besser, wenn Sie dem Mann mehr Geld geben. Falls es ein Gentleman ist, wird er nie vergessen, daß er Ihnen etwas schuldet.»
    «Und Sie glauben, der Vorstand macht mit?»
    «Ich denke schon. Auf Ihre Stimme und Ihre Unterstützung kann ich wohl zählen.»
    «Natürlich.»
    «Dann ist ja alles in Ordnung.» Er griff zum Telefon. «So, und jetzt rufe ich den Rabbi an.»
    «Sie wollen es ihm sagen, ehe wir darüber abgestimmt haben?»
    «Natürlich nicht. Ich will ihm nur sagen, daß es mir lieber wäre, wenn er nicht zur nächsten Vorstandssitzung käme.»

15
    Tony D’Angelo sah Al Cashs Sekretärin nach, einer achtenswerten Dame um die Sechzig, die seit vielen Jahren für Cash arbeitete und die soeben das Prescott Building am Central Square von Lynn verlassen hatte. Dann stieg er die Stufen hinauf und betrat Cashs Makler- und Versicherungsbüro.
    Unaufgefordert ließ er sich auf dem Besucherstuhl nieder. «Tag, Al», sagte er aufgeräumt.
    «Äh … guten Tag …» gab Cash verblüfft zurück. «Was wollen Sie denn hier?»
    «Bin mit meiner Teuren einkaufen. Begleiten Sie Ihre Frau auch ab und zu, wenn sie einkaufen geht? Frauen holen sich nicht einfach, was sie brauchen, auch wenn sie genau das sehen, worauf sie aus sind. Sie klappern erst noch alle anderen Geschäfte ab, ob ihnen nicht irgendwo was doch noch besser gefällt. Und deshalb hab ich zu ihr gesagt: Wir treffen uns später, Schätzchen. Ja, und weil ich jetzt ein bißchen Zeit hatte und gerade in der Gegend war, hab ich mir gesagt, gehst du mal vorbei und sagst guten Tag.»
    «Ich habe Sie länger nicht im Parlament gesehen», meinte Cash.
    D’Angelo nickte. «Ja, ich hab mich da ein bißchen rar gemacht.»
    «Schickt Moriarty Sie?»
    «Der Alte? Sagen wir so: Geschickt hat er mich nicht …» D’Angelo bedachte Cash mit einem verschwörerischen Lächeln.
    «Verstehe. Er will sich nicht engagieren. Okay, was liegt an?»
    D’Angelos Lächeln erlosch. Er beugte sich vor und sah den Mann hinter dem Schreibtisch scharf an. «Sie sind in einem Dreierrennen. Wär’s Ihnen lieber, wenn’s ein Zweierrennen wäre?»
    «Und wer wären die zwei?»
    «Sie und Scofield.»
    «Sie meinen, Baggio könnte aussteigen? Haben Sie was gegen ihn in der Hand?»
    D’Angelo verschränkte die Arme und schwieg.
    «Warum hängt sich Moriarty in die republikanische Politik rein?» fragte Cash argwöhnisch.
    «Von Reinhängen kann keine Rede sein. Aber die Sache ist für ihn unter Umständen nicht uninteressant.»
    «Hm. Und was für ein Interesse hat Moriarty daran, daß ich gewinne? Ich hab gegen die Hafenvorlage gestimmt und – ach so, er will, daß ich gegen eine Wiederaufnahme der Sache stimme, wie?»
    «Sie können stimmen, wie Sie wollen.»
    «Das kapier ich nicht.»
    «Was gibt’s da zu kapieren?»
    «Das will ich Ihnen sagen. Warum sollte Moriarty – ja, ich weiß, Sie sagen, daß er da nicht drinhängt, aber wir

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