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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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nicht mehr aus, im gleichen Raum mit ihr zu sein.
    An diesem Nachmittag war ihm klargeworden, daß er Laura begehrte, ja, daß er sie brauchte. Und daß dies vielleicht seine letzte Chance war, denn es war durchaus möglich, daß er sie nach einer Wahlniederlage nie wiedersehen würde. Sie würde die in so einem Fall üblichen Phrasen von sich geben: Daß sie sich wacker geschlagen hatten und daß er vielleicht beim nächstenmal mehr Glück haben: würde. Dann würden sie sich die Hand schütteln und sich verabschieden, und das war dann das Ende. Sie hatte seinem Leben Sinn, Richtung und Ziel gegeben, und wenn er verlor, würde er morgen allein sein und nichts mit sich anzufangen wissen. Und deshalb hatte er sich für heute abend mit ein paar Drinks präpariert. Die Versammlung hatte er total vergessen. Jetzt ist sie böse auf mich, dachte er. Falls er allerdings morgen gewinnen sollte …
    Der Dienstag war ein klarer, frischer Tag. Scofield traf frühzeitig in der Wahlkampfzentrale ein, aber Laura war trotzdem vor ihm da. «Was soll ich machen?» fragte er sachlich. Er hatte beschlossen, weder die Versammlung zu erwähnen noch die Tatsache, daß sie sich dort nicht hatte sehen lassen.
    «Haben Sie schon gewählt?»
    «Herrje, das hätte ich fast vergessen …»
    «Dann machen Sie das zuerst. Dann kommen Sie wieder her, holen sich einen Stoß Werbekarten und machen eine Runde durch den Bezirk. Dabei können Sie gleich nachsehen, ob unsere Leute vor den Wahllokalen stehen. Bei denen bedanken Sie sich sehr für ihre Hilfe, und falls ihnen das Werbematerial ausgegangen ist, liefern Sie ihnen Nachschub.»
    «Wird gemacht.» Er wandte sich zum Gehen.
    «Und halten Sie die Ohren steif», rief sie ihm nach. «Das Wetter arbeitet für uns.»
    Er blieb stehen. «Wieso?»
    «Regen wäre günstig für Cash und Baggio gewesen. Ihre Organisation ist groß genug, um die Wähler auch bei Wind und Wetter zur Urne zu bringen. Aber bei Sonnenschein gehen auch die Leute wählen, die eher gleichgültig sind.»
    «Da haben Sie recht. Waren Sie schon wählen?»
    «Natürlich.»
    «Und wem haben Sie Ihre Stimme gegeben?»
    «Tommy Baggio natürlich. Es war Liebe auf den ersten Blick.»
    Er ging zu Fuß zum Wahllokal und überlegte, ob die Bemerkung vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl gewesen war. Unterwegs sprachen ihn mehrere Passanten an, wünschten ihm Glück oder riefen ihm zu, daß sie gerade für ihn gestimmt hatten. Einer redete ihn gar als Herr Senator an.
    Er war den ganzen Vormittag unterwegs. Als er kurz nach zwölf zurückkam, hatte Laura eine große elektrische Kaffeemaschine aufgestellt, daneben standen große Schachteln mit gemischten Krapfen. Im Papierkorb häuften sich Pappbecher und zerknüllte Papierservietten, auch unter dem Tisch rollten mehrere benutzte Becher herum.
    Er schenkte sich Kaffee ein und suchte sich einen Krapfen aus. Kauend berichtete er: «Ich habe alle Wahllokale abgehakt. Die Wahlbeteiligung läßt zu wünschen übrig, das hört man überall. Aber bei Vorwahlen war das wohl nicht anders zu erwarten. Bei Ihnen muß ja mächtig Betrieb gewesen sein.»
    «Ich kann mich nicht beklagen.»
    «Wollen wir ein bißchen aufräumen?»
    «Nein, lassen Sie nur alles, wie es ist. Es macht einen schön geschäftigen Eindruck.»
    «Sind viele Wagen angefordert worden?»
    «Es hielt sich in Grenzen. Die meisten rufen wohl lieber die Kandidaten für die Staatsämter an.» Das Telefon läutete.
    Laura meldete sich. «Wahlzentrale Scofield. Ja, ein schöner Tag für die Wahl. Sieht aus, als ob wir einiges an Stimmen zusammenbekommen. Wen hätten Sie lieber als Gouverneur, Constant oder Belize? Ja, er ist ein guter Mann. Sie sind beide gut und stramme Republikaner. Wie war die Adresse? In Ordnung, wir schicken; gleich einen Wagen vorbei.»
    «Was war denn das?» fragte Scofield. «Wieso interessieren Sie sich dafür, wen die lieber als Gouverneur sehen würden?»
    «Ich muß doch wissen, wen ich wegen des Wagens anrufen soll. Sie ist für Constant. Also rufe ich Constants Leute an, die haben viel mehr Wagen als wir.»
    Er sah sie verblüfft und bewundernd an. «Wollen wir nicht rasch was essen gehen?»
    «Dann wäre ja die Zentrale unbesetzt. Nein, gehen Sie nur. Mir können Sie einen Hamburger mitbringen. Ohne Senf.»
    «Und dann?»
    «Dann klappern Sie noch mal die Wahllokale ab. Das ist jetzt das Wichtigste: Daß Ihre Leute merken, Sie setzen sich für sie ein. Da müssen Sie schon persönlich erledigen. Und wenn Sie

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