Einfach bezaubernd
könnte sein. Bei so großen Entfernungen ist es immer etwas schwierig damit, etwas Bestimmtes zu finden. Ich habe diesen Spruch wohl ein Dutzend Mal gesprochen, weil das Ergebnis immer seltsam war.«
»Na ja, Jude sieht ja auch gut aus«, meinte Mare barmherzig. »Du konntest nicht wissen, dass er ein solcher Versager ist.«
Xan schüttelte den Kopf. »Ach weißt du, Zauberei. Nach einer gewissen Zeit meint man, dass es einfach immer klappen muss.«
»Ich nicht«, erwiderte Mare und nahm ihre Brille ab. »Bei mir geht es ziemlich oft schief.«
»Da hast du eben Pech gehabt, nicht wahr, Darling?«, sagte Xan tröstend und streckte wieder ihre Hand aus und schlang ihre Finger in denen von Mare. »Aber so wie sich die Dinge anhören, machst du das ganz gut wett mit deinem Crash. Und wenn du wirklich sicher bist, dass er der Richtige ist …«
Sie ließ ihre Stimme wie fragend verhauchen, und Mare nickte und fühlte sich in diesem Augenblick warm und irgendwie mit Xan verbunden.
Xan erwiderte das Nicken. »Na, dann verdirb es nicht. Lebe für deine Leidenschaft, Mare. Opfere alles dafür. Deine Schwestern, deine Macht … die große Liebe ist es wert.«
Mare blinzelte verwirrt. »Herrje, du hast dich gerade wie eine richtige Tante angehört.«
Xan lächelte sie an, hielt ihre Hände fest, und die Wärme breitete sich von ihren Fingern her aus. »Also gehst du nach Italien. In die Toskana?«
Mare nickte. »Dort lebt er. Aber ich kann nicht mit ihm gehen. Ich …«
»Natürlich kannst du«, widersprach Xan unwillig. »Mein Gott, Mare, der Mann deines Herzens lebt in einer der schönsten Gegenden der Welt, und hier gibt es doch nichts, was dich hält. Wieso kannst du nicht dorthin gehen?«
»Na ja, Dee und Lizzie …« Mare brach ab. Sie konnte nicht fort, weil sie zusammenbleiben mussten, weil sie sich vor Xan schützen mussten, vor dieser Xan, die ihr gerade einen Kapuzenpulli aus Kaschmirwolle geschenkt hatte und nicht ihre Seele dafür geraubt hatte, die stattdessen ihre Hand hielt und ihr ein Gefühl der Wärme und Sicherheit gab. »Wir müssen zusammenbleiben.«
»Warum?«, fragte Xan. »Dee hat Danny, und Lizzie hat Elric. Es ist eigentlich nicht normal für Schwestern, für immer und ewig zusammenzuleben.«
»Na ja …« Mare blickte sich im Diner um und beugte sich dann vor. »Falls du es vergessen haben solltest, wir sind keine normalen Schwestern.«
»Ihr könntet es aber sein.« Xan lächelte. »Du hast die Wahl, Mare. Du bist nicht in einer Einbahnstraße.«
Mare blinzelte sie verwirrt an.
»Ich weiß, dass eure besonderen Kräfte euch das Leben nicht gerade leicht machen, und das ist besonders ärgerlich, weil sie eigentlich zu nichts nütze sind. Aber ihr müsst sie nicht behalten, weißt du. Wann immer du sie loswerden willst, kannst du das auch. Ich kann dir helfen, sie loszuwerden. Du kannst so normal sein wie jede andere Frau, ihr alle drei könnt das; mit euren Lieben auf und davon gehen, ein ganz normales und sicheres Leben führen, normale Kinder kriegen und glücklich und zufrieden bis an euer Ende leben. Das ist möglich, Mare.«
Mare hielt den Atem an. Meine Kräfte aufgeben?
Aber da waren Crash und das Sonnenlicht der Toskana und sogar das lachende Baby, wenn sie ihre Kräfte aufgäbe …
Xan tätschelte ihre verschränkten Hände und löste sich dann, und Mare fröstelte. »Denk darüber nach, Darling. Lass dir Zeit. Und nimm das hier. Du siehst aus, als wäre dir kalt.«
Sie warf den Kapuzenpulli über den Tisch, und Mare fing ihn auf und sagte: »Danke.« Sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihn lieber nicht behalten sollte, aber es war ein Pulli aus Kaschmirwolle, und ihr war kalt.
Sie erhob sich und eilte zur Tür. Ihre Gedanken rasten, dass ihr schier schwindlig wurde. Eine Frau an einem Tisch, an dem sie gerade vorbeiging, sprach sie an: »Das sieht aus wie mein altes Hochzeitskleid. Haben Sie das bei Goodwill gekauft?« Mare erwiderte: »Nein, das hat meiner seligen Mutter gehört, Gott sei ihr gnädig«, und marschierte zur Tür hinaus, ohne zurückzublicken. Sie zitterte jetzt vor Kälte, fragte sich, was Xan wohl noch an Überraschungen parat hatte, fragte sich, ob Xan wieder einmal ihre Tricks ausspielte und nur behauptete, sie hätte Crash nicht geschickt, oder ob Crash wirklich nur aus dem Grund zurückgekommen war, weil er sie liebte, fragte sich, wie es wohl wäre, wenn sie ihre Kraft verlöre …
Kälteschauer überliefen sie, und sie fühlte sich
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