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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Drunah.
    »Manchmal sind die Wellen noch größer als sonst«, fuhr Fri’it fort und ignorierte die Bemerkung des Bischofs. »Nichts kann ihnen widerstehen. Aber wenn man auf ihnen reitet, ertrinkt man nicht. Das habe ich damals gelernt.«
    Drunah begegnete einem bedeutungsvollen Blick.
    »Ah«, sagte er und nickte. »Wie wundervoll vom Großen Gott, uns so lehrreiche Beispiele zu geben.«
    »Es kommt darauf an, die Stärke der Welle richtig zu beurteilen«, betonte Fri’it. »Und dann auf ihr zu reiten.«
    »Was passiert mit den Leuten, die dabei nicht vorsichtig genug sind?«
    »Sie ertrinken. Das geschieht ziemlich oft. Wie ich schon sagte: Manchmal sind die Wellen ziemlich groß.«
    »Das liegt in ihrer Natur, soweit ich weiß.«
    Der Adler kreiste noch immer hoch oben am Himmel. Wenn er etwas verstanden hatte, so gab er es durch nichts zu erkennen.
    »Das sind interessante Informationen.« Drunahs Stimme klang jetzt fast fröhlich. »Und sicher kann man sie gut verwenden, wenn man sich irgendwann in einem heidnischen Land aufhalten sollte.«
    »Ja.«
     
    I n allen Bereichen der Zitadelle erklangen Stimmen von den Gebetstürmen: Die Diakone sangen von den Stundenpflichten.
    Brutha hätte jetzt in seiner Klasse sein sollen. Aber die Lehrpriester waren nicht zu streng mit ihm: Immerhin war er mit allen Büchern des Septateuch bestens vertraut, kannte die Gebete und Lieder auswendig – was er seiner Großmutter verdankte. Vermutlich nahm man an, daß er sich irgendwo nützlich machte und Arbeiten erledigte, um die sich sonst niemand kümmern wollte.
    Er hackte zwischen den Bohnenbeeten, damit es so aussah, als sei er fleißig. Der Große Gott Om – in seiner derzeitigen Manifestation als recht kleiner Gott Om – verspeiste ein Salatblatt.
    Während der Novize hackte, dachte er: Mein ganzes Leben lang habe ich den Großen Gott Om – er vollführte das Zeichen der heiligen Hörner, wenn auch auf eine eher halbherzige Weise –… für eine Art großen Bart am Himmel gehalten, vielleicht auch für einen Stier oder einen Löwen in Seinen weltlichen Inkarnationen. Immer hatte er sich etwas Großes vorgestellt. Etwas, zu dem man aufsehen konnte.
    Aber eine Schildkröte… Es erscheint mir einfach nicht richtig. Ich gebe mir Mühe, doch ich kann keine Ehrfurcht empfinden. Und wenn sie – Er – so von den Propheten spricht, als seien es nur dumme alte Männer gewesen… Es kommt mir alles wie ein Traum vor…
    In den Regenwäldern von Bruthas Unterbewußtsein rührte sich der Schmetterling des Zweifels und schlug mit den Flügeln, ohne zu ahnen, was die Chaostheorie von solchen Dingen zu berichten wußte.
    »Jetzt fühle ich mich besser«, sagte die Schildkröte. »Besser als seit einigen Monaten.«
    »Als seit einigen Monaten?« wiederholte Brutha. »Wie lange bist du schon… krank?«
    Die Schildkröte trat auf ein Blatt.
    »Welcher Tag ist heute?« fragte sie.
    »Der zehnte Gruni«, antwortete Brutha.
    »Ach? Und welches Jahr schreibt man?«
    »Das der Symbolischen Schlange… He, was soll das heißen?«
    »Dann sind inzwischen… drei Jahre vergangen«, sagte die Schildkröte. »Dies ist guter Kopfsalat. Und ich kenne mich damit aus. In den Bergen gibt’s keinen so leckeren Salat, nur Wegerich und Kreuzkraut. Und natürlich Dornbüsche. Es werde ein weiteres Blatt.«
    Brutha zupfte am nächsten Kopfsalat. Und siehe, es ward noch ein Blatt, dachte er.
    »Wolltest du dich in einen Stier verwandeln?« erkundigte er sich.
    »Ich öffnete die Augen – das Auge – und stellte fest, ich war eine Schildkröte.«
    »Warum?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich habe keine Ahnung.« log Om.
    »Aber du bist doch… äh, allwissend.«
    »Das bedeutet noch lange nicht, daß ich alles weiß.«
    Brutha biß sich auf die Lippe. »Äh. Doch. Das bedeutet es.«
    »Im Ernst?«
    »Ja.«
    »Und Omnipotenz?«
    »Damit ist Allmacht gemeint. Und das bist du: allmächtig und allwissend. So heißt es jedenfalls im Buch Ossory. Er war einer der großen Propheten. Du erinnerst dich bestimmt an ihn. Hoffe ich jedenfalls«, fügte Brutha hinzu.
    »Wer hat ihm gesagt, ich sei allmächtig?«
    »Du selbst.«
    »Unsinn.«
    »Ossory hat zumindest behauptet, du hättest es ihm gesagt.«
    »Ich habe nie jemanden namens Ossory kennengelernt«, brummte die Schildkröte.
    »Du hast in der Wüste mit ihm gesprochen«, sagte Brutha. »Es fällt dir bestimmt wieder ein, wenn du nachdenkst. War größer als zwei Meter. Hatte einen langen Bart. Und einen

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