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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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er die Nacht verbrachte. Jeden Morgen erschien er wie aus dem Nichts und drehte den Pilgern Klebriges an. In dieser Hinsicht glaubten die Priester, daß er ein gutes Werk vollbrachte: Die meisten Pilger kamen zum ersten Mal, und daher mangelte es ihnen an der Grundvoraussetzung, um mit jemandem wie ihm fertig zu werden – sie hatten es noch nie zuvor mit ihm zu tun bekommen. Auf dem Platz der Klage konnte man oft beobachten, wie jemand versuchte, möglichst würdevoll die zusammenklebenden Zähne voneinander zu lösen. Viele Fromme, die eine mehr als tausend Kilometer weite Reise hinter sich hatten, mußten anschließend in Zeichensprache zum Großen Gott Om beten.
    »Möchtest du einen leckeren Sorbett für nachher?« fragte Schnappler hoffnungsvoll. »Nur ein Zitadellenpfennig pro Glas, und das ist praktisch geschenkt.«
    »Wer ist der Narr?« knurrte Om.
    »Ich habe nicht vor, die Schildkröte zu essen«, stieß Brutha hervor.
    »Willst du sie vielleicht dressieren?« erkundigte sich Schnappler fröhlich. »Damit sie durch Ringe springt und so?«
    »Halt dich nicht mit ihm auf«, sagte Om. »Versetz ihm einen ordentlichen Fausthieb und schieb den Bewußtlosen anschließend hinter die Statue.«
    »So ein Unsinn«, brummte Brutha. Wenn man mit jemandem spricht, den sonst niemand hören kann, ergeben sich gewisse Probleme. Die ersten davon lernte der Novize nun kennen.
    »Deshalb brauchst du nicht gleich unhöflich zu werden«, entgegnete Schnappler.
    »Dich habe ich nicht gemeint«, sagte Brutha.
    »Ach, sprichst du mit der Schildkröte?« fragte Schnappler. Woraufhin der Novize eine schuldbewußte Miene zog.
    »Meine Mutter hat mit einer Wüstenspringmaus gesprochen«, fuhr Schnappler fort. »In Zeiten großer Anspannung können Tiere eine echte Hilfe sein. Und natürlich auch dann, wenn man Hunger leidet.«
    »Dieser Mann ist nicht ehrlich«, verkündete Om. »Ich kann es in seinem Selbst sehen.«
    »Kannst du das tatsächlich?«
    »Was kann ich?« fragte Schnappler. Er musterte Brutha, legte den Kopf dabei ein wenig schief. »Nun, wenigstens hast du Gesellschaft bei deiner Reise.«
    »Bei welcher Reise?«
    »Die nach Ephebe. Die geheime Mission, bei der es darum geht, mit den Ungläubigen zu verhandeln.«
    Brutha wußte, daß er eigentlich nicht überrascht sein sollte. Im Kosmos der Zitadelle breiteten sich Neuigkeiten ebenso schnell aus wie ein Buschfeuer nach langer Dürre.
    »Oh«, sagte er. » Die Reise meinst du.«
    »Es heißt, auch Fri’it nimmt daran teil«, fügte Schnappler hinzu. »Ebenso wie der andere – die grausige Eminenz .«
    »Diakon Vorbis war sehr nett zu mir«, erwiderte Brutha. »Er hat mich überhaupt nicht geschlagen und gab mir zu trinken.«
    »Was? Erstaunlich«, kommentierte Schnappler. »Nun, es käme mir natürlich nie in den Sinn, irgend etwas Schlechtes über ihn zu sagen.«
    »Warum redest du mit dem Blödmann?« fragte Om.
    »Er… er ist ein Freund von mir«, antwortete Brutha.
    »Ich wünschte, er wäre auch ein Freund von mir «, sagte Schnappler. »Wenn man solche Freunde hat, braucht man keine Feinde zu fürchten. Darf ich dir einige kandierte Sultaninen anbieten? Am Stiel?«
     

Bruthas Dormitorium gewährte außer ihm noch dreiundzwanzig anderen Novizen Obdach. In der Kirche glaubte man offenbar, in Gesellschaft sei man gegen Sündhaftigkeit besser gewappnet. Darüber hatten sich die Novizen immer gewundert: Ihrer Meinung nach brauchte man nur ein wenig nachzudenken, dann erkannte man, daß viele Sünden geradezu Gesellschaft erforderten. Aber darin bestand natürlich die größte aller Sünden, im Nachdenken. Wer des Nachts zu oft und zu lange allein war, mochte der Versuchung erliegen, hemmungslos seinen Gedanken nachzuhängen. Alle wußten, so etwas führte zu Verwachsungen, vielleicht auch zu abgehackten Füßen.
    Er wollte allein sein, und deshalb zog sich Brutha in den Garten zurück, während der Gott in seiner Kuttentasche schrie. Om steckte dort in einem Durcheinander aus Garn, Bindfäden, einer Schere und diversem Saatgut.
    Schließlich holte ihn eine große Hand heraus.
    »Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit, dir davon zu berichten…«, sagte Brutha. »Man hat mich für eine wichtige Mission auserwählt. Ich reise nach Ephebe, wo Verhandlungen mit den Ungläubigen stattfinden sollen. Diakon Vorbis hat sich für mich entschieden. Er ist mein Freund.«
    »Diakon Vorbis?«
    »Der oberste Exquisitor. Er… gewährleistet, daß man dich auf angemessene Weise

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