Einfach göttlich
Wein am Rumpf zerbrechen sollen.«
»Wäre echte Verschwendung gewesen.«
Das Boot tuckerte aus dem Schuppen und in den dunklen Hafen. Auf der einen Seite brannte eine ephebianische Galeere. Überall in der Stadt züngelten Flammen.
»Hast du eine Amphore an Bord?« fragte Didaktylos.
»Ja.«
»Her damit.«
Hinter dem Boot schäumte das Wasser. Die Vorrichtung mit den kurzen Paddeln drehte sich unermüdlich.
»Keine Segel, und keine normalen Ruder!« brachte Simony hervor. »Ist dir überhaupt klar, was du gebaut hast, Urn?«
»Und ob. Die Funktionsprinzipien sind ganz einfach.« – »So meinte ich das nicht. Ich meine… Hast du daran gedacht, was man mit dieser enormen Kraft anstellen könnte?«
Urn legte einen Scheit nach.
»Es geht dabei doch nur um die Verwandlung von Wärme in Arbeit«, sagte er. »Nun… Ich schätze, man könnte die Kraft verwenden, um Wasser zu pumpen. Oder um Mühlen Korn mahlen zu lassen, selbst wenn kein Wind weht. Hattest du so etwas im Sinn?«
Simony der Soldat zögerte.
»Ja«, antwortete er. »Etwas in der Art.«
»Om?« flüsterte Brutha.
»Ja?«
»Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Hier drin riecht’s wie in einem Soldatenrucksack. Hol mich raus.«
Die Kupferkugel tanzte über dem Feuer und glühte fast ebenso hell wie Simonys Augen.
Brutha klopfte ihm auf die Schulter.
»Bitte gib mir meine Schildkröte.«
Der Feldwebel lachte bitter.
»Die Biester schmecken gut«, sagte er und holte Om hervor.
»Das habe ich schon des öfteren gehört«, erwiderte Brutha, senkte die Stimme und hauchte:
»Was für ein Ort ist Ankh?«
»Eine Stadt mit einer Million Seelen«, antwortete der Gott. »Und viele von ihnen wohnen in Körpern. Außerdem gibt es dort tausend Religionen. Selbst den geringen Göttern hat man einen Tempel errichtet. Klingt nach einer Stadt, deren Einwohner keine Probleme damit haben, an Dinge zu glauben. Kein übler Ort, wenn man noch einmal von vorn beginnen will. Mit meiner Intelligenz und deinem Ver… mit meiner Intelligenz sollte es uns bald gelingen, wieder nach oben zu kommen.«
»Willst du nicht nach Omnien zurück?«
»Hat keinen Sinn«, sagte Om. »Es ist immer möglich, einen etablierten Gott zu verdrängen. Weil die Leute irgendwann die Nase voll haben und sich Veränderung wünschen. Aber man kann wohl kaum die eigene Nachfolge antreten, oder?«
»Mit wem redest du da, Priester?« fragte Simony.
»Ich, äh, habe gebetet.«
»Ha! Etwa zu Om? Ebensogut könntest du zu der Schildkröte beten.«
»Ja.«
»Ich schäme mich für Omnien«, fuhr der Feldwebel fort. »Sieh uns nur an. Wir stecken in der Vergangenheit fest. Repressiver Monotheismus hindert uns daran, am Fortschritt teilzunehmen. Unsere Nachbarn meiden uns. Und der Gott? Was hat er uns genützt? Ha! Götter!«
»Immer mit der Ruhe«, sagte Didaktylos. »Wir sind auf Meerwasser unterwegs, und du trägst einen sehr leitfähigen Brustharnisch.«
»Oh, ich klage nicht über andere Götter«, betonte Simony rasch. »Dazu habe ich kein Recht. Aber Om? Er ist nichts weiter als ein Popanz für die Quisition! Wenn er wirklich existiert, so soll er mich hier und jetzt niederstrecken!«
Der Feldwebel zog das Schwert und hob es.
Om lag friedlich in Bruthas Schoß. »Der Bursche gefällt mir. Steckt voller Glaubenskraft. Es ist wie mit Liebe und Haß, verstehst du?«
Simony schob das Schwert wieder in die Scheide.
»Ich lehne Om ab«, proklamierte er.
»Und worin besteht die Alternative?«
»In Philosophie! In praktischer Philosophie! Wie dieser von Urn geschaffene Mechanismus. Ich könnte Omnien mit lautem Geschrei ins Jahrhundert des Flughunds bringen!«
»Mit lautem Geschrei«, wiederholte Brutha.
»Der Zweck heiligt die Mittel«, sagte Simony. Er strahlte.
»Mach dir deshalb keine Sorgen«, erklang Oms mentale Stimme. »Wenn’s soweit ist, sind wir weit entfernt. Je weiter, desto besser. Wenn die Ereignisse dieser Nacht bekannt werden, ist Omnien bestimmt kein sehr beliebtes Land mehr.«
»Dafür trägt einzig und allein Vorbis die Verantwortung!« entfuhr es Brutha laut. »Mit ihm hat alles angefangen. Er schickte den armen Bruder Murduck hierher, und später ließ er ihn ermorden, um behaupten zu können, er sei von den Ephebianern umgebracht worden! Er hat nie beabsichtigt, irgendeinen Frieden zu schließen! Er wollte nur in den Palast eindringen!«
»Ich frage mich, wie er das geschafft hat«, murmelte Urn. »Noch nie zuvor hat es jemand fertiggebracht, das Labyrinth
Weitere Kostenlose Bücher