dass du nur deshalb deinen miesen Geschäften nachgehen kannst, weil ich dich in Ruhe lasse. Also, was weißt du über einen gewissen Lionel?«
»Ich schwör’s dir, ich weiß nichts! Halt, da war vor ein paar Monaten so ein Typ, der seine Mädchen in der Lejosgasse anschaffen ließ … Wenn dir das weiterhilft.« Spaz riss die Augen auf. »Du glaubst doch nicht etwa, dass das der Typ ist, oder?«
»Verflucht, wieso hast du mir das nicht schon früher erzählt?«
»Der Kerl hat sich seit Wochen nicht mehr hier blicken lassen. Ich dachte, der macht seine Geschäfte jetzt woanders oder dass es nicht geklappt hat mit den Bräuten.«
»Ich brauche eine Adresse.«
»Ich hab aber keine.«
»Besorg sie mir. Und dann rufst du mich an.« Ben schrieb seine Handynummer auf und steckte den Zettel in Spazels Hemdtasche. »Enttäusch mich nicht.«
An: Ben Prescott
Von: [email protected]
Thema: Adresse
Ben, ich habe einen Lionel Esposito ausfindig gemacht. Die letzte bekannte Adresse lautet 245 Castille Drive. Bist du sicher, dass man Spazel trauen kann?
Tag
An: [email protected]
Von: Ben Prescott
Thema: Betr. Adresse
Spaz trauen? Schwer zu sagen. Aber es ist die erste brauchbare Information, die wir haben. Ich informiere dich, sobald ich mehr erfahre.
Ben
An: Ben Prescott
Von: [email protected]
Thema: Betr. Adresse
Tu nichts Unüberlegtes.
T
18
Ben schaltete den Computer aus und ging zu Julias Zimmer. Als er klopfte und niemand antwortete, drückte er die Tür auf. Sie war nicht da. Und Ben war fest entschlossen, sie zu finden, bevor er diesen Lionel aufsuchte.
Was zum Teufel hatte er sich bloß dabei gedacht, Julia so anzufahren, nachdem sie ihm das von Todd berichtet hatte? Er hatte seinen Schock und seine Frustration an ihr abreagiert. Das lag ihm schwer auf der Seele, und er wollte sich entschuldigen.
Ben rief im Sender an und fragte nach Kate.
»Ich kann Julia nicht finden«, sagte er ohne lange Vorrede.
»Wie meinst du das?«
Ben hörte den besorgten Unterton aus Kates Stimme heraus. »Tut mir Leid, aber ich muss Julia finden, und sie ist nicht hier im Haus.«
»Kann es sein, dass sie nicht da ist, weil du sie wegen Todd angemacht hast?« Kates Stimme war voller Sarkasmus.
Er seufzte. »Gut möglich.«
Die drei weltbesten Freundinnen verteidigten sich gegenseitig wie die Henne ihre Küken.
»Na ja, wenigstens gibst du es zu«, lenkte Kate ein.
»War sie sehr wütend?«
»Das kann man wohl sagen. Ich bilde mir allerdings ein, dass da noch etwas war.«
»Was denn?«
»Ich bin mir nicht sicher. Sie klang irgendwie komisch. Sie will mich noch mal anrufen, sobald sie die Aufnahmen aus der Bergbahn gemacht hat.«
»Bergbahn? Aufnahmen?«
»Ein Bekannter von mir bringt sie mit der Versorgungsgondel nach oben, damit sie die Luftaufnahmen von der Stadt machen kann, die Andrew haben will.«
»Versorgungsgondel? Fährt sie denn nicht mit der regulären Bergbahn hoch?« Aus Bens Stimme klang unverhohlene Skepsis.
»Wieso?«
»Die Touristengondeln sind völlig in Ordnung, aber von einer Versorgungsgondel hab ich noch nie was gehört. Ich fahr direkt zu ihr. Und du rufst sie an, dass sie unter gar keinen Umständen in dieses Ding einsteigt. Sie soll sich ihre Filmsequenzen woanders besorgen.«
Er fuhr mit dem Rover zu der von Kate genannten Adresse. Wie ihre Freundin versuchte er Julia anzurufen, landete aber jedesmal auf der Mailbox. Sie telefonierte entweder oder nahm seinen Anruf nicht an oder hatte das Handy ausgeschaltet.
»Steig nicht in diese Gondel«, wies er sie über Voicemail an. »Ich wiederhole, steig um Himmels willen nicht in dieses Ding ein.«
Ben schaltete sein Handy aus und steckte es in die Jackentasche. Er überfuhr Stoppschilder, bis er schließlich über die Höhenstraße Richtung Gebirge bretterte.
Das Allrad-Fahrzeug kam in einer geschotterten Nothaltebucht zu stehen. Ihr Wagen fiel ihm sofort ins Auge, neben einem weiteren Jeep.
Ben sprang aus dem Rover und zog eine schmerzverzerrte Grimasse, als sein verletztes Bein den Boden berührte. Dann eilte er zu den Stufen einer Plattform, wo die Gondel in Halteposition schwebte, ein Fahrzeugführer war nirgends zu sehen.
»Julia!«
Sie hielt die Videokamera umklammert und richtete die Linse auf das Panorama. Als sie ihren Namen hörte, drehte sie sich ruckartig um und starrte ihn mit schreckgeweiteten Augen an. Ben hätte Julia nie zugetraut,