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Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)

Titel: Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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reingehen könnte, weil es nach Essen gerochen hat. Ich hatte fürchterlichen Hunger. Aber ich roch auch noch etwas anderes. Sex und Alkohol. So hatte er immer gerochen. Also lief ich so schnell wie möglich weg. Jemand rief mir irgendetwas hinterher.«
    Wieder war ihr etwas schwindlig und in der Erinnerung an den grauenhaften Hunger, den sie damals gelitten hatte, tat ihr der Magen weh.
    »Kleine. He, Kleine. So hat er mich genannt. Ich rannte über die Straße, zwischen den Autos hindurch. Leute haben mich angebrüllt und gehupt. Ich glaube … ich glaube, ich fiel hin, aber ich habe mich sofort wieder aufgerappelt.«
    Während sie die Straße überquerten, hielt Roarke weiter ihre Hand.

    »Ich konnte nicht schnell rennen, weil mein Arm so wehgetan hat und weil mir so schlecht und schwindlig war.«
    Auch jetzt wurde ihr übel. Ölige Wellen schwappten gegen ihre Magenwände und stiegen ihr bis in den Hals. »Niemand hat auf mich geachtet. Zwei Männer.« Sie blieb stehen. »Hier standen zwei Männer. Wahrscheinlich ein Drogendeal, bei dem was schief gelaufen war. Sie fingen an zu kämpfen. Einer stürzte zu Boden und warf mich dabei um. Ich glaube, ich verlor kurz das Bewusstsein. Ich muss ohnmächtig geworden sein, denn als ich die Augen wieder aufschlug, lag einer von den beiden direkt neben mir auf dem Bürgersteig. Er hat geblutet und gestöhnt. Also bin ich weggekrabbelt. Hier rein. Hier rein.«
    Sie stand am Eingang einer schmalen Gasse, die inzwischen blitzsauber und mit einem funkelnagelneuen Recycler ausgestattet war.
    »Ich kann nicht.«
    Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und fortgetragen von diesem grauenhaften Ort. Überallhin, nur nicht hier. Doch sie hatte ihn darum gebeten, sie die Sache bis zum Ende durchstehen zu lassen, und das hatte er ihr zugesagt. »Doch, du kannst.«
    »Ich kann da einfach nicht reingehen.«
    »Ich bin bei dir.« Er hob ihre eiskalte Hand an seinen Mund. »Ich bin bei dir, Eve. Ich lasse dich ganz sicher nicht allein.«
    »Es wurde dunkel und ich habe fürchterlich gefroren.« Sie zwang sich, erst den ersten und dann den zweiten Schritt zu tun. »Alles tat mir weh und ich wollte nur noch schlafen. Aber der Geruch. Der schreckliche
Gestank von Müll. Der Recycler war damals kaputt und überall lag Müll. Jemand bog um die Ecke, also habe ich mich so schnell es ging versteckt. Wenn er mir hinterhergekommen ist, wenn er mich findet, bringt er mich zurück in das kleine, kalte Zimmer und stellt dort schlimme Dinge mit mir an. Ich verstecke mich also im Dunkeln, aber er ist es nicht. Es ist jemand anderes, er pinkelt gegen die Wand, und dann geht er wieder weg.«
    Sie fing an zu schwanken und spürte nicht, dass Roarke sie hielt. »Ich bin so müde. Ich bin so furchtbar müde. Und ich habe solchen Hunger. Ich will aufstehen und eine andere Stelle finden, um mich zu verstecken. Eine Stelle, die nicht so entsetzlich stinkt und nicht so dunkel ist. Hier drinnen ist es schrecklich dunkel. Ich weiß nicht, was im Dunkeln ist.«
    »Eve.« Es erfüllte ihn mit Sorge, dass sie beim Erzählen die Gegenwart benutzte, als geschähe alles jetzt in diesem Augenblick, und dass ihre Stimme derart dünn und zittrig klang, als durchleide sie den alten Schmerz erneut. »Du bist nicht mehr verletzt, du bist nicht mehr allein, du bist kein Kind mehr. Du bist eine erwachsene Frau.« Er packte ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. »Du kannst dich daran erinnern, ohne dass du alles noch mal durchleiden musst.«
    »Ja, okay.« Doch sie hatte Angst. Sie hatte eine Heidenangst. Sie konzentrierte sich auf sein Gesicht, auf das reine, klare Blau seiner Augen, bis die Panik abzuebben begann. »Ich hatte Angst im Dunkeln, und ich hatte Angst, das Dunkel zu verlassen. Aber …« Sie blickte zurück auf die Stelle, an der sie damals gekauert hatte und wie gelähmt gewesen war. »… ich konnte sowieso nicht aufstehen, denn mir wurde wieder schlecht. Dann
kann ich mich an nichts mehr erinnern, bis es plötzlich hell gewesen ist.«
    Sie hob eine Hand und zeigte unsicher auf eine Stelle an der Wand. »Hier. Hier habe ich gelegen. Ich erinnere mich genau. Als ich die Augen aufschlug, standen dort Leute über mich gebeugt. In blauen Uniformen. Polizei. Wenn du mit den Bullen redest, stecken sie dich in ein Loch, in dem du von Schlangen und Ungeziefer aufgefressen wirst. Roarke.«
    »Ganz ruhig. Ich bin bei dir. Halt dich an mir fest.«
    Sie wandte sich ihm zu, schmiegte sich an seine Brust und

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