Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)
einfach ab. Oder?«
»Nicht, solange man auch nur eine funktionierende Hirnzelle besitzt. Man müsste entweder die Dinge selbst im Auge behalten und je nach Aktienkurs verkaufen oder kaufen, oder aber einen Menschen haben, dem man vollkommen vertraut und der das für einen tut.«
»Da sie niemandem vertraut, können wir wohl sicher davon ausgehen, dass sie einen Weg gefunden hat, um diese Dinge vom Gefängnis aus persönlich anzugehen. Das heißt, dass sie Kontakt nach draußen gehabt haben muss, und der wird für gewöhnlich überwacht.«
»Dieses Problem war doch wahrscheinlich durch Bestechung zu beheben. Und bei konservativen Investitionen beispielsweise in irgendwelche Standardpapiere
hätte sie für die Überwachung ihrer Konten nicht viel Zeit gebraucht. Ein paar Stunden in der Woche hätten vollkommen gereicht.«
»Dann werden Feeney und ich also den Typen finden müssen, der von ihr bestochen worden ist.«
»Meinst du, dass du noch vor Ende des Jahrhunderts wieder nach Hause kommen wirst?« Er sah sie fragend an. »Es könnte schließlich durchaus zwanzig, dreißig Jahre dauern, bis du herausgefunden hast, wer vom Gefängnispersonal oder von den Insassen sich hat schmieren lassen.«
»Hab ein bisschen Vertrauen.« Sie leckte einen Rest Tomatensauce von ihrem Daumen ab. »Ich bin zum Abendessen wieder da.«
»Zweimal hintereinander? Das schreibe ich mir in den Kalender.« Als sie ihn immer noch stirnrunzelnd ansah, schüttelte er den Kopf. »Was?«
»Nichts. Ich habe nur kurz was überlegt.« Sie wanderte zurück in Richtung Tisch, streckte ihre Hand nach dem nächsten Pizzaachtel aus, zog sie dann aber zurück.
Da er seine Gattin kannte, wartete Roarke einfach schweigend ab.
»Als ich heute mit Shelly Pettibone gesprochen habe, hat sie von ihrer Ehe erzählt. Ich hatte den Eindruck, als hätte sie noch immer sehr viel für ihn empfunden, obwohl er sie fallen gelassen und eine andere zur Frau genommen hat, die halb so alt ist wie sie und Riesentitten hat. Allerdings hat es geklungen, als spräche sie von einem Bruder und nicht von ihrem Mann. Sie meinte … Ach egal, glaubst du, dass die Leidenschaft, der Sex auch zwischen uns nach einer Weile nachlässt und irgendwann vielleicht sogar vollkommen verschwindet?«
»Hüte deine Zunge.«
»Ich meine, schließlich enden die Menschen nicht ständig auf dem Boden der Dusche oder so. Und wenn das nicht mehr passiert, ist dann noch irgendetwas übrig, was ein Paar zusammenhält? Gibt es dann noch irgendeinen Grund, aus dem zwei Menschen das Verlangen haben, miteinander verheiratet zu sein, oder leben sie dann einfach nur noch nebeneinander her?«
»Komm her.«
»Du sollst mich nicht beruhigen, Roarke.« Sie wünschte sich bereits, sie hätte nichts gesagt. »Dieser Gedanke ging mir einfach durch den Kopf, das war alles. Ich fand es irgendwie unglaublich traurig, zugleich aber auch durchaus verständlich.«
»Komm trotzdem her.« Er streckte eine Hand aus, und als sie sie ergriff, zog er sie auf seinen Schoß. »Ich kann mir nicht vorstellen, dich nicht mehr derart zu begehren, dass es wehtut. Es nicht mehr zu brauchen, dich zu sehen, dich zu riechen, deinen Körper zu berühren. Aber auch wenn wir beide hundertzwanzig sind und die fleischliche Begierde weniger Teil unseres Alltags als vielmehr unserer Erinnerung sein wird, werde ich dich noch auf tausend andere Arten brauchen, Eve.«
»Okay.« Sie strich ihm die Haare aus der Stirn.
»Warte. Kannst du dich noch daran erinnern, als wir uns zum ersten Mal gesehen haben? Mitten im Winter, als der Tod zwischen uns stand?«
»Ja, ich kann mich noch genau daran erinnern.«
»Ich habe nicht gesehen, dass du eine Polizistin bist. Das hat mich ziemlich beunruhigt, denn schließlich war ich stolz darauf, dass ich selbst im Dunkeln jeden Bullen auf eine halbe Meile Entfernung als Bullen identifizieren
konnte. Aber als ich mich dort auf dem Friedhof umgedreht und dich gesehen habe, habe ich dich nicht als Polizistin sehen können, sondern ausschließlich als Frau. Als die Frau schlechthin, obwohl mir das erst später klar geworden ist. Mir war nur bewusst, dass sich, als ich dich sah, alles für mich verändert hat. Seit dem Augenblick ist nichts mehr, wie es bis dahin war.«
Sie wusste noch genau, wie er sie über das Meer der Trauergäste hinweg angesehen hatte, als gäbe es nur sie.
Wusste noch genau, dass sie von der Ausdrucksstärke dieses Blickes bis in ihre Grundfesten erschüttert worden war.
»Du
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