Einladung zur Hochzeit
Antwort. Es war purer Wahnsinn.
Mit einem Seufzer lehnte sie sich auf ihrem Sitz zurück und schloss die Augen.
"Hast du was gesagt?"
Josie warf einen kurzen Blick auf sein klassisches Profil. Ihr Ehemann war so attraktiv, dass sie es lieber unter64
ließ, ihn ausgiebig zu mustern.
Ihr Ehemann. Sie seufzte wieder.
"Nein, ich hab nichts gesagt. Ich bin nur müde, das ist alles."
"Mach ein Nickerchen. Ich wecke dich, wenn wir angelangt sind."
Würde er sie dann auf die Arme nehmen und sie über die Türschwelle tragen?
Und was dann?
Meine Güte, das Bett! Ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass das Bett extra groß sei.
Und das erklärte natürlich, warum Ben die Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem Highway um ganze zehn Meilen überschritt. Offensichtlich konnte er die Flitterwochen kaum abwarten... und das extra große Bett, das sie miteinander teilen würden.
Was sollte sie nur tun? Nun, als Erstes sollte sie in Zukunft damit aufhören, den Tränen ihrer Mutter und der erbarmungslosen Taktik ihrer Tante nachzugeben.
"Wir können unmöglich in die Flitterwochen fahren", hatte Josie gegen die Pläne ihrer Tante protestiert. Sie hatte mit Hilfe ihrer Freundin das Brautkleid und den Schleier abgelegt und ein flottes gelbes Kostüm angezogen, von dem Ashley behauptet hatte, dass es das absolut richtige Outfit zum Dinner in einem vornehmen Restaurant sei. Zum Dinner mit Ben war sie nicht gekommen.
Dank ihrer Mutter und ihrer Tante hatte sie sich auf dieses wahnwitzige Unternehmen eingelassen.
"Dein Vater und ich haben dort unsere Flitterwochen verlebt." Betty Annes Lippen hatten gezittert, und dann hatte sie geweint. Das war der Moment, wo Tante Tess sich gereizt eingemischt hatte. "Schau, was du wieder angestellt hast!
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Du hast deine Mutter zum Weinen gebracht. Ich weiß wirklich nicht, von wem du diese gemeine Ader hast, Josie."
Von dir, wollte Josie ihr entgegnen, aber des lieben Friedens wegen unterließ sie es lieber. Genau genommen hatte sie keine Chance gehabt, irgendwas zu sagen, weil Tante Tess jetzt am Zuge war.
"Diese Flitterwochen sind ein Hochzeitsgeschenk für dich, und ich bestehe darauf, dass du es annimmst."
"Wie soll ich das verstehen, Tante Tess? Zuerst zeigst du meinem Mann die kalte Schulter, wie beim Empfang, und dann willst du, dass ich mit ihm richtiggehende Flitterwochen verbringe."
Tante Tess war nicht die Einzige, die sich Ben gegen über abweisend verhalten hatte. Man hatte sich bemüht, es nicht allzu deutlich zu zeigen. Aber Josie hatte die abfälligen Blicke bemerkt und auch die ungewöhnliche Zurückhaltung. Am liebsten hätte sie jedem Einzelnen eine Ohrfeige verpasst. Es war so kränkend!
Zum Glück schienen Ben und sein Bruder und dessen Frau es nicht bemerkt zu haben.
Tante Tess hatte die Lippen zusammengepresst. "Die Flitterwochen sind ein Pauschalangebot. Es gibt keine Rückvergütung."
"Ben und ich haben etwas anderes vorgehabt, Tante Tess." Sie hätte genauso gut gegen eine Wand reden können.
"Was anderes?"
"Warum fährst du nicht mit Mutter in den Urlaub dahin?" hatte Josie ihre Tante vorgeschlagen, obwohl sie die Antwort eigentlich schon kannte. "Es würde euch gut tun, für eine Weile aus Pontotoc herauszukommen."
Tante Tess hatte geschnaubt. "Ich werde nicht mit Betty 66
Anne in einem Bett schlafen, so groß es auch sein mag."
Dann hatte sie Josie aus zusammengekniffenen Augen lange gemustert und gesagt: "Mir scheint es wirklich schon recht seltsam, wie du den Flitterwochen zu entgehen versuchst, Josie Belle. Irgendwas stimmt hier absolut nicht."
"Ach, was du schon wieder hast", hatte Josie abgewunken.
Sie hatte diese Unterhaltung später Ben berichtet.
"Mich hält nichts zurück", hatte er gesagt. "Meine Praxis wird erst in zwei Wochen eröffnet. Wie steht's mit dir?"
"Wie soll's mit mir stehen?"
"Hält dich etwas zurück, Josie?"
"Nun ja ... ich meine, nein. Die Schule fängt erst Ende August an."
"Gut, dann ist es abgemacht. Ich packe schnell und hole dich in etwa einer Stunde ab. Schaffst du es in dieser Zeit?"
"Klar."
Josie war auf dem besten Wege, eine perfekte Lügnerin zu werden. Ihr war nach Jauchzen zu Mute, und dabei tat sie ganz cool, so als ob mit Ben Standing Bear im selben Bett zu schlafen nicht über das Alltägliche hinausginge.
"Wach auf, Josie." Ben beugte sich so tief über sie, dass seine Lippen nur knapp drei Zentimeter von ihren Lippen entfernt waren. Sinnliche Lippen, wie Josie fand.
"Sind wir schon da?"
"Noch nicht
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