Einmal gebissen, total hingerissen
der Tanzfläche zu verschwenden? Oder können wir hier auch noch etwas Arbeit erledigt bekommen?«
Beim Klang der unverkennbaren Stimme flattern meine
Lider und ich öffne die Augen. Ich sehe meinen Tanzpartner an. Hoppla.
Es ist nicht Jareth. Nicht mal ansatzweise. Ih! Ich bin mit einem total x-beliebigen Vampir herumgewälzt, der nicht mal niedlich ist. E-kel-haft. Und superenttäuschend.
Ärgerlich stoße ich den Kerl weg. Ich blicke zu Jareth
hinüber, der mich missbilligend anstarrt, die Arme vor der Brust verschränkt. Er sieht schrecklich verärgert aus.
»Jareth?« Mein Hirn ist immer noch umnebelt vom Tanzen.
»Ich dachte ... «
»Wenn du deinen Spaß gehabt hast, schlage ich vor, wir
kommen zur Sache«, übertönt er mit lauter Stimme die
Musik.
»He, Kumpel«, sagt mein versehentlicher Tanzpartner. »Sie tanzt mit mir.«
Jareth verdreht die Augen. »Meinetwegen kann sie dich
heiraten. Babys bekommen. Bis ans Ende ihrer Tage
glücklich in einem hübschen Vorstadthäuschen leben. Aber gerade in diesem Augenblick habe ich etwas Wichtiges mit ihr zu besprechen und sie kommt mit mir.«
Er packt mich grob am Arm und zerrt mich zu dem
Cafébereich des Clubs hinüber.
»Nimm die Hände weg«, protestiere ich, verärgert über
seine besitzergreifende Art. Wenn ich es nicht besser
wüsste, würde ich sagen, er war total eifersüchtig. Aber das ist doch blöd, oder? Ich meine, wir kennen einander im Grunde nicht mal. Und davon, dass wir einander mögen,
kann schon gar keine Rede sein. Wir haben einen Biss
geteilt. Und der geschah aus reiner Notwendigkeit, nicht aufgrund irgendeiner Anziehung zwischen uns. Hm, jedenfalls keiner totalen Anziehung. Okay, schön. Ich habe mich zu ihm hingezogen gefühlt. Aber für ihn war es nur Teil unserer Tarnung. Zumindest glaube ich das.
Trotzdem, aus irgendeinem komischen Grund jagt er mir
totale Schuldgefühle ein. Als hätte ich ihn, hm, betrogen oder irgendwas. Was ja so dumm ist. Wir gehen nicht miteinander aus. Wir sind nicht mal Freunde. Wir sind nur Partner, die zusammengewürfelt wurden, um ein Vampirrätsel zu lösen. Danach werden sich unsere Wege
trennen. Für immer. Wirklich für immer.
Jareth schmollt noch immer, als er sich auf seinen Stuhl setzt. Ich beschließe, Frieden zu schließen. Selbst wenn er kein Recht hat, sauer auf mich zu sein.
»Ich habe dich beobachtet«, sage ich. »Du bist ein
bemerkenswerter Tänzer.«
»Danke«, sagt er und seine Stimme klingt immer noch ein wenig verschnupft. »Es ist etwas, das mir Spaß macht.«
Ich lächle. »Mir auch. Manchmal habe ich das Gefühl, das Tanzen ist die einzige Möglichkeit, wie ich totalen Frieden mit mir selbst erleben kann. Es ist so, als würde die Welt still stehen, während man tanzt. Und nichts ist wichtig, außer der Musik.«
Er hält für einen Moment inne, dann pflichtet er mir bei.
»Ich weiß, was du meinst. Manchmal komme ich allein her.
Wenn die Welt zu viel ist, um damit fertig zu werden. Dann kann ich für ein paar Stunden entfliehen. All den Schmerz vergessen.«
Er hört auf zu reden und starrt auf seine Hände. Ich frage mich nicht zum ersten Mal, was für einen geheimen Schmerz er verbirgt und ob wir einander je so nah kommen werden, dass er ihn mit mir teilen kann.
Ich beschließe zu gestehen. Vielleicht wird meine
Demütigung ihn ein wenig aufmuntern.
»Weißt du, ich hatte die Augen geschlossen«, sage ich.
»Blöd, ich dachte, der Typ, der aufgetaucht ist und
angefangen hat, mit mir zu tanzen, wärst du gewesen.«
Jareth blickt auf und zieht eine perfekt gewölbte
Augenbraue hoch. »Ich?«
»Ja.« Ich hoffe, die schummrige Beleuchtung der Bar
verbirgt mein Erröten.
»Würdest du . . . hätte es dich gefreut, wenn ich es gewesen wäre?«
Oh Mann! Er lässt es nicht dabei bewenden. Jetzt brennt mein Gesicht. »Äh . . .«
»Du bist ja ganz rot, meine Liebe.« Sein Lächeln sagt mir, dass er es genießt, mich zu foppen und zuzusehen, wie ich mich unbehaglich fühle. Himmel. Ich hätte das nie gestehen sollen.
»Es wäre schön gewesen, wenn du es gewesen wärst, ja«,
sage ich schließlich, denn ich will nicht, dass er gewinnt.
Soll er doch mal für eine Weile rot werden.
Aber er errötet nicht. Er wirkt einfach nur nachdenklich.
»Wie dem auch sei«, sagt er und wechselt geschickt das
Thema.
»Du fragst dich wahrscheinlich, warum ich dich heute
Abend hierher gebeten habe. Und unglücklicherweise habe ich es nicht getan,um mit dir zu
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